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Hyposensibilisierung als Kurzzeittherapie

Spätestens im Frühjahr, wenn draußen alles blüht und grünt, kribbelt Pollen- und Gräser-Allergikern die Nase. Eine bewährte Methode, gegen die lästigen Symptome anzugehen, ist die sogenannte Hyposensibilisierung. Das Verfahren ist vielen als langwierig und mühsam bekannt. Seit einiger Zeit gibt es jedoch eine "Quick-Therapie", die ähnliche Erfolge aufweisen kann.

Von Nina Giaramit | 13.01.2009
    "Ich habe es zweimal angefangen, und zweimal abgebrochen. Einmal nach zwei Jahren und einmal nach einem Jahr."

    Stefan M. [Name von der Redaktion geändert] hat sie schon hinter sich - die Versuche, seine Gräser- und Pollenallergie, in den Griff zu bekommen. Seitdem er vierzehn ist, leidet der 29-Jährige alljährlich unter den typischen Symptomen. Geschwollene Schleimhäute, tränende Augen, Atemnot. Zweimal hat er versucht, mit der so genannten Hyposensibilisierung dagegen anzugehen. Das Verfahren gibt es seit Anfang der siebziger Jahre.

    "Damals hat man alles, gegen das der Patient allergisch war in einen Cocktail gekippt und dann gespritzt. Mitunter hat es auch geholfen, aber nicht immer. Dann ist man darauf gekommen, dass es viel sinnvoller ist, nur die hauptsächlichen Allergene - also die Substanzen heraus zu suchen, die am meisten zu Beschwerden führen - und da, wenn es geht, nicht mehr als drei Stück pro Hyposensibilisierungscocktail zu verwenden."

    Der Kölner Hautarzt und Allergologe Hans Dauer führt in seiner Praxis seit Jahren Hyposensibilisierungen aus. Er ist überzeugter Verfechter der Methode, weiß aber auch um die Mühen, die das meist mehrjährige Verfahren den Patienten bereitet. Üblicherweise wird dem Patient über drei Jahre hinweg wöchentlich das Allergen gespritzt, gegen das er empfindlich reagiert. Nach dieser Zeit hat der Körper gelernt mit dem Stoff wieder normal umzugehen. Viele Patienten brechen jedoch, so wie Stefan M., die Therapie vorzeitig ab. Vor allem Berufstätige haben oftmals nicht die Zeit, das aufwendige Verfahren über sich ergehen zu lassen. Seit einiger Zeit müssen sie aber das aber auch nicht mehr in jedem Fall.

    "Im Lauf der 80er, Anfang 90er Jahre haben namhafte Pharmahersteller und Ärzte festgestellt, dass diese so genannte Langzeithyposensibilisierung zwar wirkt, aber dass man vergleichbare Therapie-Effekte erzielen kann, wenn man nicht das ganze Jahr über spritzt, sondern nur drei Jahre hintereinander und immer vor der Saison sieben Wochen lang eine Spritze verabreicht. Das hat vergleichbare Erfolge gezeigt."

    Der große Vorteil der so genannten Kurzzeithyposensibilisierung: Bereits nach acht Wochen tritt eine Wirkung ein. Wichtig dabei ist jedoch auch bei dieser Methode, dass Allergiker früh genug zum Arzt gehen. Wenn die ersten Pollen bereits durch die Luft fliegen, sollte die Behandlung schon in vollem Gange sein. Ansonsten hat man nicht nur mit den Belastungen der beginnenden Saison zu kämpfen, sondern auch mit den anfänglichen Belastungen der Therapie. Bei frühzeitigem Beginn steht einem Erfolg der Kurzeitbehandlung jedoch nichts im Weg.
    "Die Kurzzeithyposensibilisierungen sind, wenn sie vernünftig durchgeführt werden in meinen Augen mit einer Langzeithyposensibilisierung im Ergebnis vergleichbar."

    Die Kurzzeit-Therapie kann inzwischen bei einer großen Anzahl von Allergieerkrankungen erfolgreich angewandt werden.

    "Allerdings gibt es bestimmte Indikationen, also bestimmte Allergien, die mit Kurzzeithyposensibilisierungen nicht zu behandeln sind. In erster Linie die Hyposensibilisierung gegen Hausstaubmilben oder gegen Chemiepilze. Die Allergenmenge, die man da verwenden muss, kriegen sie nicht ausreichend in eine Kurzzeitlösung rein."

    Für diese Patienten ist es weiterhin ratsam, über mehrere Jahre hinweg zum Arzt zu gehen und den Körper langsam an den den Allergie-auslösenden Stoff zu gewöhnen. Der Kölner Stefan M. hat sich entschieden, inzwischen auf sämtliche Therapien zu verzichten.

    "Weil es merklich besser geworden ist. Es gibt noch Perioden, wo es noch teilweise akut wird, aber die beschränken sich nur noch aufs Frühjahr, und die haben jetzt auch in der Großstadt nachgelassen."