"Hat sie einen Namen?
Wer?
Ihre Krankheit?
Ja. Husten! "
Thomas ist Ende 50 und liegt im Bett. Thomas ist Frührentner und also ein alter Mann. Er lässt sich von Sara bedienen, Sara ist Studentin und jung. Sie putzt und kauft ein: Milchreis mit Vanillegeschmack, Zeitungen, Mineralwasser der Marke Güssinger. Thomas ist krank. Wie gesagt. Er hat Husten.
Wenn Thomas allein ist, betrachtet er gern seinen Auswurf oder er onaniert. Wie das Männer so machen. Auch alte. Selbst wenn Thomas froh ist um jedes Hormon, das ihn verlässt. Weil er das Leben verabscheut. Weil er ein Held ist der Lebensverneinung. Zumindest verbal. Ein Maulheld.
"Der Tod, das wird mein erfolgreichster Moment.
Warum leben Sie dann noch, warum bringen sie es nicht hinter sich.
Ich krieg ja eine Pension jedes Monat. "
Als die Lesung seines erstes Theaterstücks ist Josef Haders "Husten. Eine Komödie" von den Salzburger Festspielen angekündigt worden. Dabei war auch schon Hader berühmtes "Indien" eines, das längst auch als Film Furore gemacht hat. Überhaupt hat er die Grenzen des Kabarettgenres immer und überall und gern in alle Richtungen und auch und gerade in die des Theaters überschritten.
In seinem letzten Programm: Hader muss weg, spielte Josef Hader sieben Rollen, schlüpfte auf der Bühne in sie hinein, sprang auch körperlich von einer zur anderen. Diesmal in Salzburg: liest er. Lässt die Stimme springen, liest die ausführlichen Szenenanweisungen gleich mit, macht auch sie zum Teil seiner Vorstellung, die vor allem eines ist: ein echter Hader. Erstes Theaterstück hin oder her. Da sitzt er also am seriösen Tisch, den man bei Lesungen so auf die Bühne stellt, etwas gebeugt, mit diesem Gesicht, das ihn schon auch zeichnet als einen, der den Humor als Überlebensstrategie unbedingt braucht. Sitzt da und hustet. Hustet die Welt an in der Rolle eines Grantlers. Eines Angstvollen. Eines Misantropen.
"Ich liebe Sonnenuntergänge. Und in Wirklichkeit hasse ich Sonnenuntergänge. Ist ja logisch. Kann man nur hassen. Warum. Weil alle blöden Menschen sie lieben, was so viele Trottel mögen, kann nicht gut sein. Und zweitens werden in der Abendsonne alle Gesichter so weich, das macht mich ganz krank. Die furchtbarsten Menschen schauen aus, dass man sie gleich umarmen möchte. Eine einzige Verlogenheit. Sonnenschein. Da steckt ja schon das Wort Schein drinnen. "
Welthass und Menschenschmerz. In "Husten. Eine Komödie" klingt jene österreichische Tradition durch, die den Ekel vor der Welt aber vor allem auch vor sich selbst zu Verbaltiraden verarbeitet. Und den Rest in Krankheit auslebt. Thomas Bernhard lässt grüßen. Nicht umsonst heißt diese Figur wohl Thomas. Das Leben wird gleichsam mit Worten vernichtet aus der sicheren Position der Krankheit, die natürlich wiederum nur eine Krankheit am Leben ist. Zugleich ist dieses Husten auch eine Altmännerphantasie oder eine Midlife-Krisenvision, schließlich ist da noch Sara, die den ewigen Milchreis zum schlabbern und die restlichen Hormone zum Kochen bringt, und da ist - fast schlimmer noch - der Installateur, der wegen des tropfenden Wasserhahns kommt, obwohl der bisher das willkommene Geräusch in die Todesstille brachte. Und auch dieser Installateur ist jung!
"Der Installateur grinst. Haben Sie jetzt einen Krach?
Thomas: Ja stellen Sie sich vor, sie geht einfach,
Installateur: Wo geht sie denn hin?
Thomas: Fort
Installateur: Ja, man muss die Kinder irgendwann aus dem Haus lassen.
Sie ist doch nicht meine Tochter.
Installateur: Dann aber Respekt. "
Josef Hader hat mit seinem Husten sicherlich nicht das Theater neu erfunden und auch nicht die Komödie, er bedient sogar bewusst überkommene Muster und trotzdem funktioniert sein Stück, das als gute Komödie natürlich alles durchdekliniert, das Leben und den Tod, den Menschen und den Körper und - was sonst - die Liebe. Ob man das nun bald auf allen Bühnen von drei Schauspielern gespielt sehen möchte , ist fraglich. Aber was man möchte ist: es vorgelesen bekommen, immer wieder. Von Josef Hader.
"Da spürt man gleich diese ganze Abwechslung der Existenz. Weil vielmehr ist ja nicht los. Es ist kalt und man will es wieder warm haben und wenn's dann warm ist, will man es wieder kalt haben. Immer das was grad nicht ist, will man haben. Und dadurch entstehen die Autobahnen. Und die Scheidungen. "
Wer?
Ihre Krankheit?
Ja. Husten! "
Thomas ist Ende 50 und liegt im Bett. Thomas ist Frührentner und also ein alter Mann. Er lässt sich von Sara bedienen, Sara ist Studentin und jung. Sie putzt und kauft ein: Milchreis mit Vanillegeschmack, Zeitungen, Mineralwasser der Marke Güssinger. Thomas ist krank. Wie gesagt. Er hat Husten.
Wenn Thomas allein ist, betrachtet er gern seinen Auswurf oder er onaniert. Wie das Männer so machen. Auch alte. Selbst wenn Thomas froh ist um jedes Hormon, das ihn verlässt. Weil er das Leben verabscheut. Weil er ein Held ist der Lebensverneinung. Zumindest verbal. Ein Maulheld.
"Der Tod, das wird mein erfolgreichster Moment.
Warum leben Sie dann noch, warum bringen sie es nicht hinter sich.
Ich krieg ja eine Pension jedes Monat. "
Als die Lesung seines erstes Theaterstücks ist Josef Haders "Husten. Eine Komödie" von den Salzburger Festspielen angekündigt worden. Dabei war auch schon Hader berühmtes "Indien" eines, das längst auch als Film Furore gemacht hat. Überhaupt hat er die Grenzen des Kabarettgenres immer und überall und gern in alle Richtungen und auch und gerade in die des Theaters überschritten.
In seinem letzten Programm: Hader muss weg, spielte Josef Hader sieben Rollen, schlüpfte auf der Bühne in sie hinein, sprang auch körperlich von einer zur anderen. Diesmal in Salzburg: liest er. Lässt die Stimme springen, liest die ausführlichen Szenenanweisungen gleich mit, macht auch sie zum Teil seiner Vorstellung, die vor allem eines ist: ein echter Hader. Erstes Theaterstück hin oder her. Da sitzt er also am seriösen Tisch, den man bei Lesungen so auf die Bühne stellt, etwas gebeugt, mit diesem Gesicht, das ihn schon auch zeichnet als einen, der den Humor als Überlebensstrategie unbedingt braucht. Sitzt da und hustet. Hustet die Welt an in der Rolle eines Grantlers. Eines Angstvollen. Eines Misantropen.
"Ich liebe Sonnenuntergänge. Und in Wirklichkeit hasse ich Sonnenuntergänge. Ist ja logisch. Kann man nur hassen. Warum. Weil alle blöden Menschen sie lieben, was so viele Trottel mögen, kann nicht gut sein. Und zweitens werden in der Abendsonne alle Gesichter so weich, das macht mich ganz krank. Die furchtbarsten Menschen schauen aus, dass man sie gleich umarmen möchte. Eine einzige Verlogenheit. Sonnenschein. Da steckt ja schon das Wort Schein drinnen. "
Welthass und Menschenschmerz. In "Husten. Eine Komödie" klingt jene österreichische Tradition durch, die den Ekel vor der Welt aber vor allem auch vor sich selbst zu Verbaltiraden verarbeitet. Und den Rest in Krankheit auslebt. Thomas Bernhard lässt grüßen. Nicht umsonst heißt diese Figur wohl Thomas. Das Leben wird gleichsam mit Worten vernichtet aus der sicheren Position der Krankheit, die natürlich wiederum nur eine Krankheit am Leben ist. Zugleich ist dieses Husten auch eine Altmännerphantasie oder eine Midlife-Krisenvision, schließlich ist da noch Sara, die den ewigen Milchreis zum schlabbern und die restlichen Hormone zum Kochen bringt, und da ist - fast schlimmer noch - der Installateur, der wegen des tropfenden Wasserhahns kommt, obwohl der bisher das willkommene Geräusch in die Todesstille brachte. Und auch dieser Installateur ist jung!
"Der Installateur grinst. Haben Sie jetzt einen Krach?
Thomas: Ja stellen Sie sich vor, sie geht einfach,
Installateur: Wo geht sie denn hin?
Thomas: Fort
Installateur: Ja, man muss die Kinder irgendwann aus dem Haus lassen.
Sie ist doch nicht meine Tochter.
Installateur: Dann aber Respekt. "
Josef Hader hat mit seinem Husten sicherlich nicht das Theater neu erfunden und auch nicht die Komödie, er bedient sogar bewusst überkommene Muster und trotzdem funktioniert sein Stück, das als gute Komödie natürlich alles durchdekliniert, das Leben und den Tod, den Menschen und den Körper und - was sonst - die Liebe. Ob man das nun bald auf allen Bühnen von drei Schauspielern gespielt sehen möchte , ist fraglich. Aber was man möchte ist: es vorgelesen bekommen, immer wieder. Von Josef Hader.
"Da spürt man gleich diese ganze Abwechslung der Existenz. Weil vielmehr ist ja nicht los. Es ist kalt und man will es wieder warm haben und wenn's dann warm ist, will man es wieder kalt haben. Immer das was grad nicht ist, will man haben. Und dadurch entstehen die Autobahnen. Und die Scheidungen. "