Draußen vor dem Weißen Haus hämmern und sägen Bauarbeiter. Sie zimmern die Tribünen für Barack Obamas Amtseinführung zusammen. Am 20. Januar ist es soweit. Aber bis dahin heißt der Präsident der Vereinigten Staaten nach wie vor George W. Bush. Der 62-Jährige nimmt drinnen im Weißen Haus langsam Abschied. Dazu gehören Exklusiv-Interviews, in denen der Präsident nach acht Jahren im Amt Bilanz zieht. Gegenüber dem Fernsehsender ABC hat Bush jetzt zum ersten Mal gravierende Fehler in seiner Präsidentschaft eingeräumt:
"Am meisten bedauere ich das Versagen der Geheimdienste im Irak", sagt Bush. Er sitzt auf einem gemütlichen Sofa in einem der vielen Salons im Weißen Haus. Das Licht ist gedämpft. Im Hintergrund flackert ein Kaminfeuer. Bush trägt keine Krawatte, nur ein hellblaues Hemd unter einem dunkelblauen Jackett. In dem Gespräch präsentiert sich der Präsident als jemand, der schlicht falsch informiert wurde - und zwar von den Geheimdiensten über die Existenz der angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak.
Die Bedrohung durch diese Waffen in den Händen des Diktators Saddam Hussein war vor fünfeinhalb Jahren der Hauptgrund für den US-Präsidenten den Krieg gegen den Irak zu beginnen. Die Botschaft von Bush in dem jetzt ausgestrahlten Fernseh-Interview: "Ich war aber nicht der einzige, der falsch lag."
"Eine Menge Leute haben ihr Ansehen aufs Spiel gesetzt und gesagt, die Massenvernichtungswaffen sind ein Grund, Saddam Hussein zu entmachten."
"Das waren nicht nur Leute in meiner Regierung", versichert Bush treuherzig. Und dann fügt er noch hinzu:
"Ich wünschte, die Geheimdienstinformationen wären anders gewesen."
Der Moderator will vom Präsidenten wissen, ob er auch in den Irak einmarschiert wäre, wenn er gewusst hätte, dass Saddam keine Massenvernichtungswaffen hat:
"Es ist schwierig für mich, zu spekulieren", das ist alles, was Bush dazu sagt. Kein Wunder, denn schon lange vor den Terroranschlägen vom elften September 2001 hat George Walker Bush den Irak im Visier. Bereits im Januar 2000 droht er dem Regime in Bagdad. Da ist Bush noch nicht US-Präsident und möchte Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden:
"Falls im Irak irgendwelche Anzeichen für Massenvernichtungswaffen gefunden werden, werden die USA Maßnahmen ergreifen."
Welche Maßnahmen das sein würden, könnten sich die Irakis denken, fügt er damals im Jahr 2000 hinzu. Trotzdem behauptet Bush in dem Interview jetzt, überhaupt nicht auf den Krieg vorbereitet gewesen zu sein:
"Ich habe keinen Wahlkampf geführt und gesagt: "Bitte wählt mich, ich bin in der Lage mit einem Angriff umzugehen". Ich habe nicht mit Krieg gerechnet."
Das ist glatt gelogen. Zum Zeitpunkt der Anschläge vom elften September ist Bush seit knapp acht Monaten US-Präsident. Er, sein Vize Cheney und Verteidigungsminister Rumsfeld versuchen sofort eine Verbindung zwischen den Terrorattacken von Osama bin Laden und Saddam Hussein herzustellen. Richard Clarke erinnert sich noch gut daran. Er war damals Sonderberater des Präsidenten für die Terrorabwehr:
"CIA und FBI haben gesagt: Nein, der Irak hat mit den Anschlägen nichts zu tun."
Aber das war nicht das, was Bush hören wollte. Er suchte eine Rechtfertigung, gegen den Irak in den Krieg zu ziehen, so der Terrorexperte.
Richard Clarke kennt sich gut aus. Der heute 58-Jährige hat jedem US-Präsidenten seit Ronald Reagan gedient. Im Januar 2003 aber schmeißt er die Brocken hin - entnervt von Bush und seinem Kriegskabinett. Clarke gehört seitdem zu den profiliertesten und schärfsten Kritikern des Chefs im Weißen Haus. Die jüngsten Interview-Äußerungen des Noch-Präsidenten sind für Clarke nichts anderes als Bushs Versuch, die Geschichte neu zu schreiben:
Bush will sich reinwaschen. Zumindest was das Zustandekommen des Irak-Kriegs betrifft. Der 62-Jährige will nicht als derjenige in die Geschichtsbücher eingehen, der die Welt angelogen hat, um diesen Krieg zu beginnen. Er versucht die Schuld auf die CIA und ihren damaligen Chef George Tenet zu schieben, dabei wollten Bush, Cheney und Rumsfeld den Irak-Krieg, meint Richard Clarke:
Und auch heute noch hält der scheidende US-Präsident den Krieg für richtig, daran lässt er in dem Interview keinen Zweifel. Darauf weist auch Steven Myers von der New York Times hin.
Das Echo in den USA auf das erstaunliche Interview von Bush ist überraschend gering. Hätte er vor einem Jahr öffentlich das Versagen der Geheimdienste bedauert - die Reaktion wäre eine andere gewesen. Jetzt ist kaum über Bushs Äußerungen berichtet worden. In verschiedenen Internet-Foren gab es Diskussionen, aber in den großen Zeitungen und Fernsehsendern war so gut wie gar nichts zu lesen und zu hören.
Für die Amerikaner ist der Krieg im Irak schon vorbei, meint Steven Myers von der New York Times. Der Irak-Krieg ist für die Amerikaner fast Geschichte genau wie der Präsident, der ihn angezettelt hat.
"Das Land schaut auf Obama. Kaum jemand interessiert sich jetzt noch für den amtierenden Präsidenten."
Ein Historiker, der sich mit den amerikanischen Präsidenten beschäftigt, aber namentlich nicht zitiert werden will, bezeichnet Bush als die "lahmste aller lahmen Enten". Da mag etwas dran sein. Die Menschen in den USA interessiert ihr Noch-Präsident schlicht nicht mehr. Soll er doch sagen, was er will. George W. Bush gehört für sie zu den drei unbeliebtesten Präsidenten in der jüngeren amerikanischen Geschichte.
"Am meisten bedauere ich das Versagen der Geheimdienste im Irak", sagt Bush. Er sitzt auf einem gemütlichen Sofa in einem der vielen Salons im Weißen Haus. Das Licht ist gedämpft. Im Hintergrund flackert ein Kaminfeuer. Bush trägt keine Krawatte, nur ein hellblaues Hemd unter einem dunkelblauen Jackett. In dem Gespräch präsentiert sich der Präsident als jemand, der schlicht falsch informiert wurde - und zwar von den Geheimdiensten über die Existenz der angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak.
Die Bedrohung durch diese Waffen in den Händen des Diktators Saddam Hussein war vor fünfeinhalb Jahren der Hauptgrund für den US-Präsidenten den Krieg gegen den Irak zu beginnen. Die Botschaft von Bush in dem jetzt ausgestrahlten Fernseh-Interview: "Ich war aber nicht der einzige, der falsch lag."
"Eine Menge Leute haben ihr Ansehen aufs Spiel gesetzt und gesagt, die Massenvernichtungswaffen sind ein Grund, Saddam Hussein zu entmachten."
"Das waren nicht nur Leute in meiner Regierung", versichert Bush treuherzig. Und dann fügt er noch hinzu:
"Ich wünschte, die Geheimdienstinformationen wären anders gewesen."
Der Moderator will vom Präsidenten wissen, ob er auch in den Irak einmarschiert wäre, wenn er gewusst hätte, dass Saddam keine Massenvernichtungswaffen hat:
"Es ist schwierig für mich, zu spekulieren", das ist alles, was Bush dazu sagt. Kein Wunder, denn schon lange vor den Terroranschlägen vom elften September 2001 hat George Walker Bush den Irak im Visier. Bereits im Januar 2000 droht er dem Regime in Bagdad. Da ist Bush noch nicht US-Präsident und möchte Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden:
"Falls im Irak irgendwelche Anzeichen für Massenvernichtungswaffen gefunden werden, werden die USA Maßnahmen ergreifen."
Welche Maßnahmen das sein würden, könnten sich die Irakis denken, fügt er damals im Jahr 2000 hinzu. Trotzdem behauptet Bush in dem Interview jetzt, überhaupt nicht auf den Krieg vorbereitet gewesen zu sein:
"Ich habe keinen Wahlkampf geführt und gesagt: "Bitte wählt mich, ich bin in der Lage mit einem Angriff umzugehen". Ich habe nicht mit Krieg gerechnet."
Das ist glatt gelogen. Zum Zeitpunkt der Anschläge vom elften September ist Bush seit knapp acht Monaten US-Präsident. Er, sein Vize Cheney und Verteidigungsminister Rumsfeld versuchen sofort eine Verbindung zwischen den Terrorattacken von Osama bin Laden und Saddam Hussein herzustellen. Richard Clarke erinnert sich noch gut daran. Er war damals Sonderberater des Präsidenten für die Terrorabwehr:
"CIA und FBI haben gesagt: Nein, der Irak hat mit den Anschlägen nichts zu tun."
Aber das war nicht das, was Bush hören wollte. Er suchte eine Rechtfertigung, gegen den Irak in den Krieg zu ziehen, so der Terrorexperte.
Richard Clarke kennt sich gut aus. Der heute 58-Jährige hat jedem US-Präsidenten seit Ronald Reagan gedient. Im Januar 2003 aber schmeißt er die Brocken hin - entnervt von Bush und seinem Kriegskabinett. Clarke gehört seitdem zu den profiliertesten und schärfsten Kritikern des Chefs im Weißen Haus. Die jüngsten Interview-Äußerungen des Noch-Präsidenten sind für Clarke nichts anderes als Bushs Versuch, die Geschichte neu zu schreiben:
Bush will sich reinwaschen. Zumindest was das Zustandekommen des Irak-Kriegs betrifft. Der 62-Jährige will nicht als derjenige in die Geschichtsbücher eingehen, der die Welt angelogen hat, um diesen Krieg zu beginnen. Er versucht die Schuld auf die CIA und ihren damaligen Chef George Tenet zu schieben, dabei wollten Bush, Cheney und Rumsfeld den Irak-Krieg, meint Richard Clarke:
Und auch heute noch hält der scheidende US-Präsident den Krieg für richtig, daran lässt er in dem Interview keinen Zweifel. Darauf weist auch Steven Myers von der New York Times hin.
Das Echo in den USA auf das erstaunliche Interview von Bush ist überraschend gering. Hätte er vor einem Jahr öffentlich das Versagen der Geheimdienste bedauert - die Reaktion wäre eine andere gewesen. Jetzt ist kaum über Bushs Äußerungen berichtet worden. In verschiedenen Internet-Foren gab es Diskussionen, aber in den großen Zeitungen und Fernsehsendern war so gut wie gar nichts zu lesen und zu hören.
Für die Amerikaner ist der Krieg im Irak schon vorbei, meint Steven Myers von der New York Times. Der Irak-Krieg ist für die Amerikaner fast Geschichte genau wie der Präsident, der ihn angezettelt hat.
"Das Land schaut auf Obama. Kaum jemand interessiert sich jetzt noch für den amtierenden Präsidenten."
Ein Historiker, der sich mit den amerikanischen Präsidenten beschäftigt, aber namentlich nicht zitiert werden will, bezeichnet Bush als die "lahmste aller lahmen Enten". Da mag etwas dran sein. Die Menschen in den USA interessiert ihr Noch-Präsident schlicht nicht mehr. Soll er doch sagen, was er will. George W. Bush gehört für sie zu den drei unbeliebtesten Präsidenten in der jüngeren amerikanischen Geschichte.