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"Ich hätte gedacht, dass ausschließlich Buh-Rufe kommen"

Mit einem Festkonzert wurde vergangenen Samstag das 600. Jubiläum der Universität Leipzig im Gewandhaus eröffnet. Doch nicht allen war zum Feiern zumute: Ein offener Brief, spontan vorgelesen von frustrierten Studierenden, sorgte zeitweilig für Aufmerksamkeit.

Von Friedemann Brenneis | 11.05.2009
    "Nur zur Phrase verkommene Begriffe der Bildung müssen dann inhaltlich gefüllt und kritisch diskutiert werden... und nicht nur in Festreden erwähnt."

    Stas Mankovich, Student und Mitorganisator der studentischen Proteste, war am Samstag im Leipziger Gewandhaus aufgesprungen und hatte den offenen Brief vorgelesen.

    Die Studierenden nutzten damit die Öffentlichkeit, die die geladenen Jubiläumsgäste boten. Diese waren zugleich auch Adressaten des Protestes, wie Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und der Rektor der Universität Leipzig, Franz Häuser.

    Die Studenten forderten von ihnen eine bessere Finanzierung der Bachelor- und Masterstudiengänge, anstatt Millionen für das Jubiläum auszugeben.Beide Gäste reagierten aber gelassen und warteten die Proteste ab. Auf die Frage, ob die Studierenden von den Reaktionen enttäuscht seien, sagt Stas Mankovich:

    "Nee, eigentlich überhaupt nicht. Da gibt es zwei Dinge. Zum einen haben wesentlich mehr Menschen applaudiert, unserem offenen Brief, als ich gedacht hätte. Ich hätte gedacht, dass ausschließlich Buh-Rufe kommen."

    Auf der anderen Seite sei er aber doch ein bisschen enttäuscht, weil er sich von der Moderatorin zu sehr habe leiten lassen. Sie hatte ihn ans Mikrofon gebeten. Aber auch wieder weggeschickt.

    Auch das öffentliche Echo auf die Aktion ist bislang gering ausgefallen. Aber Jörg Schuhmacher, einer der Organisatoren der Studentenproteste, sieht das noch gelassen.

    "Also wir sind wegen dem Echo bisher nicht enttäuscht, es gilt einfach noch den heutigen Tag abzuwarten, was noch nachkommt. Dass über Sonntag nicht viel gelaufen ist, ist, denke ich, relativ normal. Und jetzt einfach gucken, wie das noch die Runde macht und ich bin da eigentlich relativ zuversichtlich."

    Die Uni schweigt sich jedoch bisher zu den Protesten aus. In ihrer Pressemitteilung wird die Aktion vom Samstag nicht erwähnt.

    Mit welchen Aktionen die Protestierenden weiter auf sich aufmerksam machen werden, wollen sie bisher nicht verraten. Ebenso wie die Proteste im Gewandhaus relativ spontan entstanden seien, werde es auch weitere spontane Aktionen geben. Die Besetzung der Seminarräume im Uni-Neubau geht aber vorerst weiter.