Moderator:
Heinz Florian Oertel, Peter Hahne hat einen Bestseller verfasst mit dem Titel "Schluss mit lustig - Das Ende der Spaßgesellschaft". Sie sagen und schreiben: "Gott sei Dank - Schluss mit der Schwatzgesellschaft". Leben wir in einer Schwatzgesellschaft?
Heinz Florian Oertel:
Also, davon bin ich fest überzeugt. Es wird zuviel geredet und zu wenig getan. Wir können das ja nahezu auf alle Gebiete beziehen: auf die Wirtschaft, auf Kulturelles, auf das Gesundheitswesen und natürlich auch auf die Medien. Ja, wir leben in einer Schwatzgesellschaft. Und wir, also die Männer - Damen erwähne ich jetzt nicht -, wir, die Männer von den Medien, vom Fernsehen und Hörfunk gehören manchmal auch selbst dazu.
Moderator:
Sie verweisen darauf, dass Sie vor 16 Jahren "Bundesrepublikaner werden durften, sollten, mussten". Worauf liegt die Betonung? Wären Sie gern DDR-Bürger geblieben?
Oertel:
Nein. In dieser DDR wäre ich nicht gern geblieben. Ich habe lange Zeit ja gehofft, dass sich die DDR von selbst verbessern könnte, also: Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Reisefreiheit. Aber das alles ist nicht geschehen. Nein - ich bin überzeugter Bundesbürger. Ich bin überzeugter, vor allen Dingen, Patriot der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland und bin deshalb etwas enttäuscht, dass so oft dagegen verstoßen wird.
Moderator:
Wie Sie schreiben, lebten Sie immer in der Hoffnung, die DDR könnte ein "wirklich neues Deutschland" werden. Wann haben Sie diese Hoffnung verloren?
Oertel:
Also, ich habe die Hoffnung voll besessen in den 50er Jahren. Ich zweifelte dann erstmals richtig nach dem Mauerbau daran, also Anfang der 60er. Dann hoffte ich wieder in den 70er Jahren - Sie wissen: Helsinki-Prozesse usw., usw. -, und dann war ich vollends enttäuscht in den 80ern. Also, da war es ja definitiv vorbei - nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in den anderen wichtigen Bereichen der menschlichen Beziehungen und ja auch in der Zielsetzung und auch hier in der Verwirklichung. Denn auch in der DDR gab es Teile der Schwatzgesellschaft.
Moderator:
Sie lebten in der Deutschen Demokratischen Republik. Wie demokratisch ist dieses neue Deutschland - BRD plus DDR? Sie sprechen von einem Demokratievakuum.
Oertel:
Das ist zweifellos vorhanden. Also, einmal gibt es ja nicht mehr diese wirklich gewachsene Demokratie von unten bis nach ganz oben. Bitte, ich kann nur das reden, was ich selbst erfahren habe. Sie haben viel länger in diesem Land gelebt. Also, da ist vieles auf der Strecke geblieben. Vieles ist total verbürokratisiert. Und zum anderen missfällt mir, dass es keine direkten Volksbefragungen gibt. Man kann die nicht zu allem Möglichen ständig durchführen. Aber zu so wesentlichen Ereignissen wie: Einsatz der Bundeswehr im Ausland, Föderalismus, 16 Teilländer - wir sind ja ein Kleinstaatenzusammenwurf geworden -, darüber, meine ich, müsste es Volksbefragungen geben.
Moderator:
Heinz Florian Oertel appelliert, fordert, empfiehlt "alle deutsch-deutschen Kriegsbeile zu begraben". An wen denken Sie da?
Oertel:
Ich denke vor allen Dingen an die Überreste kalter Krieger, die es da und dort gibt. Mir fallen natürlich die neuen bundesrepublikanischen - wozu ich mich zähle - mehr auf als die alten, weil ich ja die alten, auch die übrig gebliebenen, schon lange Zeit kannte, nicht persönlich alle, aber ich kenne sie. Ich staune, dass es hier so viele Grabenkämpfer noch gibt - auch in den Medien -, die wahrscheinlich auch nicht nur aus politischen Überzeugungen und anderem Denken das wollen, sondern auch um möglichst die eigenen Stühle zu verteidigen.
Moderator:
Stichwort: Medien. Der Sportreporter Heinz Florian Oertel nimmt seine Kollegen aufs Korn, die Balltreter zu Helden machen. Sie attackieren die "Fernsehfirlefanz-Macher".
Oertel:
Ja, ich weiß jetzt nicht, welche spezielle Rubrik Sie da meinen - die "Fernsehfirlefanz-Macher". Ich kann mich jetzt vorrangig wieder nur darauf beziehen, was ich selber einigermaßen kenne und weiß - darüber sollte übrigens jeder Mensch nur sprechen - also: über Sportberichterstattung, auch über Unterhaltung- und Kulturberichterstattung, und dann natürlich, weil ich hoch daran interessiert bin, an der Politikberichterstattung. Ich will nur zwei Dinge erwähnen: Es werden von allen Seiten Baldriantropfen verteilt. Es werden Baldriantropfen da und dort gegeben, um die Menschen abzulenken, um nicht zu kritisch nachzudenken. Das ist das eine, was mir auffällt. Und das andere ist eben, dass insgesamt die Handwerklichkeit - oder müsste ich sagen für uns, Herr von Löwis? - die Mundwerklichkeit verloren geht oder zumindest nicht mehr gefragt ist. In den Medien, im Hörfunk, speziell aber auch im Fernsehen arbeiten noch Leute, die stimmlich dafür gar nicht geeignet sind, deren andere Fähigkeit zu fabulieren, aber dabei nichts Dummes zu sagen, auch unterentwickelt ist. Und dann im Fernsehen sind dies die Teleprompter-Menschen geworden, die ablesen. Es ist doch eigentlich Betrug am Zuschauer. Die müssten doch sagen: Ich sehe vor mir alles, was ich Ihnen jetzt sage; ich lese es ab. Und das ist nicht in Ordnung. Das ist für mich auf Dauer der Niedergang dieser Medien und vor allen Dingen dieser Medienmenschen.
Moderator:
Also brauchten wir wieder eine Mikrophonprüfung?
Oertel:
Mikrophonprüfung - aber vor unabhängigen Gremien, also vor Sprecherziehern und anderen Sachkundigen - das wäre schon gut. Ich will damit nicht sagen, das wäre jetzt ein Allheilmittel für die Pannenstellen, die ich sehe. Außerdem - andere sehen die vielleicht gar nicht und sagen: Was schwatzt der da herum! Aber da kann ich nur sagen: Schuster bleib bei deinem Leisten. Ich bin bei meinem Leisten geblieben, habe mich immer auch für die Theorie unserer Tätigkeit sehr bemüht.
Und deshalb sage ich da sehr unumwunden meine Meinung.
Moderator:
Womit wir wieder beim Sport wären. Kapitelüberschrift: "Verseuchter Sport". Was ist schlimmer, Doping oder Geld?
Oertel:
Beides ist gleichermaßen schlimm, denn beides ist dieselbe Kategorie. Doping ist das schlimmste...pardon...Geld ist das schlimmste Dopingmittel. Des Geldes wegen wird ja gedopt. Und an diese Gedankenstrecke geht ja aber keiner der Kritiker heran, zu sagen: dass es wirklich gänzlich krankhafte Auswüchse im Geldverteilen gibt und dass ja längst Geld nicht mehr gegeben wird für das, was wirklich einer zu verdienen hat, was er verdient. Das gilt nicht nur für den Sportler, für den Fußballer. Das gilt auch für manchen Politiker und andere. Und wenn ein zwanzigjähriger Fußballspieler Millionär werden kann, stimmt etwas nicht. Dann sind wir mit unserer Gesellschaft auf dem Holzweg. Da kann ich mir nicht helfen. Ich spreche für Leistung, und ich spreche für Überbezahlung. Beides gehört zusammen. Und das andere Doping, das pharmazeutische Doping, ist eine Katastrophe - ohne Zweifel. Aber darüber müssten wir jetzt selbst sehr lange reden.
Moderator:
Der jüngste Oertel-Bestseller ist kein Sportbuch, sondern ein Buch über Werte: "Freiheit, die ich meine..." Sie trauen Freiheitspredigern nicht über den Weg...
Oertel:
Mit der Freiheit ist es so eine Sache. Wer hat sich alles von wirklich klugen Köpfen zur Freiheit geäußert. Ich bin für Freiheit. Aber ich weiß inzwischen, dass es viele Arten, Subkulturen von Freiheit gibt: die Reisefreiheit, die Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit, eine soziale Freiheit und was man jetzt alles hinzufügen müsste, wenn man jetzt wirklich exakt darüber referiert. Also, man sollte über Freiheitlichkeit und Freiheit sehr öffentlich und oft diskutieren, aber nicht mit dem vorgefassten Begriff: die Freiheit die ich meine, Müller, Lehmann, Schulze oder wer sich von den Politikern dafür hält, der Freiheit Apostel zu sein. Der sollte besonders nachdenklich werden.
Moderator:
Heinz Florian Oertel, Sie zitieren Bertolt Brechts Kinderhymne: "Anmut sparet nicht noch Mühe, Leidenschaft nicht noch Verstand, dass ein gutes Deutschland blühe wie ein anderes gutes Land". Haben Sie trotz allem Hoffnung für Deutschland, für ein Deutschland jenseits der Schwatzgesellschaft?
Oertel:
Ich hoffe sehr auf ein noch verbessertes Deutschland mit mehr Vernunft, mit noch weniger Gewalt, möglichst mit noch weniger Soldaten. Und ich hoffe das vor allen Dingen für meine Enkel und Urenkel. Wir - ich wage das zu behaupten, wir haben noch alles in allem, trotz Niederschlägen, trotz Knockouts, da und dort Pannen und auf die Nase fallen - wir haben noch ein gutes Leben geführt. Ich sehe für unsere Kinder und Enkel nicht in eine rosige Zukunft.
Moderator:
Hier noch mal die Angaben zum Buch: Heinz Florian Oertel: "Gott sei Dank. Schluss mit der Schwatzgesellschaft", Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2007, Euro 9,90.
Heinz Florian Oertel, Peter Hahne hat einen Bestseller verfasst mit dem Titel "Schluss mit lustig - Das Ende der Spaßgesellschaft". Sie sagen und schreiben: "Gott sei Dank - Schluss mit der Schwatzgesellschaft". Leben wir in einer Schwatzgesellschaft?
Heinz Florian Oertel:
Also, davon bin ich fest überzeugt. Es wird zuviel geredet und zu wenig getan. Wir können das ja nahezu auf alle Gebiete beziehen: auf die Wirtschaft, auf Kulturelles, auf das Gesundheitswesen und natürlich auch auf die Medien. Ja, wir leben in einer Schwatzgesellschaft. Und wir, also die Männer - Damen erwähne ich jetzt nicht -, wir, die Männer von den Medien, vom Fernsehen und Hörfunk gehören manchmal auch selbst dazu.
Moderator:
Sie verweisen darauf, dass Sie vor 16 Jahren "Bundesrepublikaner werden durften, sollten, mussten". Worauf liegt die Betonung? Wären Sie gern DDR-Bürger geblieben?
Oertel:
Nein. In dieser DDR wäre ich nicht gern geblieben. Ich habe lange Zeit ja gehofft, dass sich die DDR von selbst verbessern könnte, also: Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Reisefreiheit. Aber das alles ist nicht geschehen. Nein - ich bin überzeugter Bundesbürger. Ich bin überzeugter, vor allen Dingen, Patriot der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland und bin deshalb etwas enttäuscht, dass so oft dagegen verstoßen wird.
Moderator:
Wie Sie schreiben, lebten Sie immer in der Hoffnung, die DDR könnte ein "wirklich neues Deutschland" werden. Wann haben Sie diese Hoffnung verloren?
Oertel:
Also, ich habe die Hoffnung voll besessen in den 50er Jahren. Ich zweifelte dann erstmals richtig nach dem Mauerbau daran, also Anfang der 60er. Dann hoffte ich wieder in den 70er Jahren - Sie wissen: Helsinki-Prozesse usw., usw. -, und dann war ich vollends enttäuscht in den 80ern. Also, da war es ja definitiv vorbei - nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in den anderen wichtigen Bereichen der menschlichen Beziehungen und ja auch in der Zielsetzung und auch hier in der Verwirklichung. Denn auch in der DDR gab es Teile der Schwatzgesellschaft.
Moderator:
Sie lebten in der Deutschen Demokratischen Republik. Wie demokratisch ist dieses neue Deutschland - BRD plus DDR? Sie sprechen von einem Demokratievakuum.
Oertel:
Das ist zweifellos vorhanden. Also, einmal gibt es ja nicht mehr diese wirklich gewachsene Demokratie von unten bis nach ganz oben. Bitte, ich kann nur das reden, was ich selbst erfahren habe. Sie haben viel länger in diesem Land gelebt. Also, da ist vieles auf der Strecke geblieben. Vieles ist total verbürokratisiert. Und zum anderen missfällt mir, dass es keine direkten Volksbefragungen gibt. Man kann die nicht zu allem Möglichen ständig durchführen. Aber zu so wesentlichen Ereignissen wie: Einsatz der Bundeswehr im Ausland, Föderalismus, 16 Teilländer - wir sind ja ein Kleinstaatenzusammenwurf geworden -, darüber, meine ich, müsste es Volksbefragungen geben.
Moderator:
Heinz Florian Oertel appelliert, fordert, empfiehlt "alle deutsch-deutschen Kriegsbeile zu begraben". An wen denken Sie da?
Oertel:
Ich denke vor allen Dingen an die Überreste kalter Krieger, die es da und dort gibt. Mir fallen natürlich die neuen bundesrepublikanischen - wozu ich mich zähle - mehr auf als die alten, weil ich ja die alten, auch die übrig gebliebenen, schon lange Zeit kannte, nicht persönlich alle, aber ich kenne sie. Ich staune, dass es hier so viele Grabenkämpfer noch gibt - auch in den Medien -, die wahrscheinlich auch nicht nur aus politischen Überzeugungen und anderem Denken das wollen, sondern auch um möglichst die eigenen Stühle zu verteidigen.
Moderator:
Stichwort: Medien. Der Sportreporter Heinz Florian Oertel nimmt seine Kollegen aufs Korn, die Balltreter zu Helden machen. Sie attackieren die "Fernsehfirlefanz-Macher".
Oertel:
Ja, ich weiß jetzt nicht, welche spezielle Rubrik Sie da meinen - die "Fernsehfirlefanz-Macher". Ich kann mich jetzt vorrangig wieder nur darauf beziehen, was ich selber einigermaßen kenne und weiß - darüber sollte übrigens jeder Mensch nur sprechen - also: über Sportberichterstattung, auch über Unterhaltung- und Kulturberichterstattung, und dann natürlich, weil ich hoch daran interessiert bin, an der Politikberichterstattung. Ich will nur zwei Dinge erwähnen: Es werden von allen Seiten Baldriantropfen verteilt. Es werden Baldriantropfen da und dort gegeben, um die Menschen abzulenken, um nicht zu kritisch nachzudenken. Das ist das eine, was mir auffällt. Und das andere ist eben, dass insgesamt die Handwerklichkeit - oder müsste ich sagen für uns, Herr von Löwis? - die Mundwerklichkeit verloren geht oder zumindest nicht mehr gefragt ist. In den Medien, im Hörfunk, speziell aber auch im Fernsehen arbeiten noch Leute, die stimmlich dafür gar nicht geeignet sind, deren andere Fähigkeit zu fabulieren, aber dabei nichts Dummes zu sagen, auch unterentwickelt ist. Und dann im Fernsehen sind dies die Teleprompter-Menschen geworden, die ablesen. Es ist doch eigentlich Betrug am Zuschauer. Die müssten doch sagen: Ich sehe vor mir alles, was ich Ihnen jetzt sage; ich lese es ab. Und das ist nicht in Ordnung. Das ist für mich auf Dauer der Niedergang dieser Medien und vor allen Dingen dieser Medienmenschen.
Moderator:
Also brauchten wir wieder eine Mikrophonprüfung?
Oertel:
Mikrophonprüfung - aber vor unabhängigen Gremien, also vor Sprecherziehern und anderen Sachkundigen - das wäre schon gut. Ich will damit nicht sagen, das wäre jetzt ein Allheilmittel für die Pannenstellen, die ich sehe. Außerdem - andere sehen die vielleicht gar nicht und sagen: Was schwatzt der da herum! Aber da kann ich nur sagen: Schuster bleib bei deinem Leisten. Ich bin bei meinem Leisten geblieben, habe mich immer auch für die Theorie unserer Tätigkeit sehr bemüht.
Und deshalb sage ich da sehr unumwunden meine Meinung.
Moderator:
Womit wir wieder beim Sport wären. Kapitelüberschrift: "Verseuchter Sport". Was ist schlimmer, Doping oder Geld?
Oertel:
Beides ist gleichermaßen schlimm, denn beides ist dieselbe Kategorie. Doping ist das schlimmste...pardon...Geld ist das schlimmste Dopingmittel. Des Geldes wegen wird ja gedopt. Und an diese Gedankenstrecke geht ja aber keiner der Kritiker heran, zu sagen: dass es wirklich gänzlich krankhafte Auswüchse im Geldverteilen gibt und dass ja längst Geld nicht mehr gegeben wird für das, was wirklich einer zu verdienen hat, was er verdient. Das gilt nicht nur für den Sportler, für den Fußballer. Das gilt auch für manchen Politiker und andere. Und wenn ein zwanzigjähriger Fußballspieler Millionär werden kann, stimmt etwas nicht. Dann sind wir mit unserer Gesellschaft auf dem Holzweg. Da kann ich mir nicht helfen. Ich spreche für Leistung, und ich spreche für Überbezahlung. Beides gehört zusammen. Und das andere Doping, das pharmazeutische Doping, ist eine Katastrophe - ohne Zweifel. Aber darüber müssten wir jetzt selbst sehr lange reden.
Moderator:
Der jüngste Oertel-Bestseller ist kein Sportbuch, sondern ein Buch über Werte: "Freiheit, die ich meine..." Sie trauen Freiheitspredigern nicht über den Weg...
Oertel:
Mit der Freiheit ist es so eine Sache. Wer hat sich alles von wirklich klugen Köpfen zur Freiheit geäußert. Ich bin für Freiheit. Aber ich weiß inzwischen, dass es viele Arten, Subkulturen von Freiheit gibt: die Reisefreiheit, die Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit, eine soziale Freiheit und was man jetzt alles hinzufügen müsste, wenn man jetzt wirklich exakt darüber referiert. Also, man sollte über Freiheitlichkeit und Freiheit sehr öffentlich und oft diskutieren, aber nicht mit dem vorgefassten Begriff: die Freiheit die ich meine, Müller, Lehmann, Schulze oder wer sich von den Politikern dafür hält, der Freiheit Apostel zu sein. Der sollte besonders nachdenklich werden.
Moderator:
Heinz Florian Oertel, Sie zitieren Bertolt Brechts Kinderhymne: "Anmut sparet nicht noch Mühe, Leidenschaft nicht noch Verstand, dass ein gutes Deutschland blühe wie ein anderes gutes Land". Haben Sie trotz allem Hoffnung für Deutschland, für ein Deutschland jenseits der Schwatzgesellschaft?
Oertel:
Ich hoffe sehr auf ein noch verbessertes Deutschland mit mehr Vernunft, mit noch weniger Gewalt, möglichst mit noch weniger Soldaten. Und ich hoffe das vor allen Dingen für meine Enkel und Urenkel. Wir - ich wage das zu behaupten, wir haben noch alles in allem, trotz Niederschlägen, trotz Knockouts, da und dort Pannen und auf die Nase fallen - wir haben noch ein gutes Leben geführt. Ich sehe für unsere Kinder und Enkel nicht in eine rosige Zukunft.
Moderator:
Hier noch mal die Angaben zum Buch: Heinz Florian Oertel: "Gott sei Dank. Schluss mit der Schwatzgesellschaft", Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2007, Euro 9,90.