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Ich kann auch nett sein

Sie sind Schulversager, renitent, zu laut oder zu leise, sprach- und lernbehindert, hyperaktiv oder depressiv, kontaktgestört, labil. Sie passen nicht in die engen Grenzen der "Fähigkeitsprofile", die der Arbeitsmarkt für den "passgenauen" Arbeitnehmer zugeschnitten hat. "Nichts geht mehr. Ich kann nichts. Nichts. Ich bin nichts und mich braucht auch niemand."

Von Cornelia Beuel |
    In Zeiten von Massenarbeitslosigkeit und Billigjobs, kollektiver Entsolidarisierung und chronischem Bildungsnotstand hat das "Fördercentrum Mensch und Pferd" in Bielefeld diesen angeblich Überflüssigen und Abgehängten eine konkrete, soziale Perspektive erschlossen und ihnen damit eine Tür zu einem menschenwürdigen Leben geöffnet. 21 zertifizierte Abschlüsse pro Jahr, 21 Mal der Einstieg in ein selbst bestimmtes Leben - angesichts von 580 000 arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren bundesweit ein Tropfen auf den heißen Stein? Und doch ist es eine Antwort auf soziale Verwerfungen und menschliche Verlorenheit, ein Pilotprojekt, in dem das Wort vom "individuellen Förderbedarf" einen neuen Klang erhält. Für Sandra, Oliver, Stefan, Katie, Daniel, Steffie und die anderen ist es eine Chance. Vielleicht die erste in ihrem Leben.

    Das unkorrigierte Radio-Manuskript zur Sendung finden Sie unter "Downloads" als PDF-Datei.