Andre Zantow:Rolf Zacher – Ihr Großvater war Schneidermeister und soll Ihnen gesagt haben: "Egal, was Sie tun, mach’ Qualität und trage Qualität." Sie haben sich heute eher radiotauglich gekleidet. Wie steht es mit der Qualität des Albums? Wäre Ihr Großvater zufrieden?
Rolf Zacher: Ich glaube schon. Mein Großvater hat gesagt: Egal, mach immer Qualität. Egal was du machst, auch zuhause, wenn du kochst oder irgendwas machst. Immer ganz präzise sein und das mag ich auch gerne.
Zantow: Ihr neues Album heißt "Danebenleben". Was ist mit Ihrem Zustand? Sind Sie im Leben oder daneben?
Zacher: Ich bin immer mitten drin. Danebenleben heißt eigentlich auch, als Kind hab ich das auch schon gemacht, indem ich nicht von der Schule mit dem Bus nach Hause gefahren bin, wie die anderen Schüler, sondern ich bin fünf Kilometer nach Hause gelaufen und habe in die Seitenstraßen geguckt: beim Schneidermeister, beim Uhrenmacher, beim Fleischer, Tischler. Ich bin überall rein und da hab ich natürlich etwas Ärger bekommen mit meiner Mutter, aber ich hab viel erlebt.
Zantow: Wenn man Zeitungsberichte von Ihnen liest, könnte man auch einen anderen Eindruck davon erhalten, was "Danebenleben" hieß in Ihrem Leben. Von Gefängnis über Drogen ist viel dabei, was auch passen könnte zum Klischee eines Rockmusikers. Und tatsächlich hatten Sie auch in den 70ern Gastauftritte bei der Band "Amon Düül Zwei". Warum hat es mit der Musikkarriere damals nicht geklappt?
Zacher: Mich hat immer der Film wieder geholt. Und dann verdienst du natürlich auch sehr viel Geld. Und das hat auch Spaß gemacht. Aber eigentlich bin ich immer von der Musik abgekommen durch die Filme, die mir dann angeboten wurden. Und weil man dann auch leben muss. Mit der Musik ist es ganz schwer, Geld zu verdienen.
Zantow: Ihr "Danebenleben", wie sie es in den 70er- und 80er-Jahren getan haben, hat auch als Ergebnis ihre raue, brüchige Stimme gehabt. Ich hatte das Gefühl beim Hören Ihres Albums, dass es ähnlich klingt wie ein Schauspielkollege von Ihnen – Clint Eastwood, der in dem Film "Gran Torino" auch in dem Titelsong mitgesungen hat und auch eine ähnliche Stimme hat.
Zacher: Stimmt! Kann ich mich erinnern. Ja, hat er toll gemacht. Auch ganz sanft, ja. Aber manche sagen ja auch Tom Waits, also, ich eifere da niemand nach. Die Stimme ist ja gekommen durch mein Leben. Es gibt ja viele Leute, auch gerade Männer, die ihr Leben lang ganz hoch sprechen. Das ist so schrill. Auch wenn man die Tagesschausprecher hört, die reden so klirrend. Da ist überhaupt kein Leben, wenn man die hört. Ich habe auch jahrelang wie tibetanische Mönche trainiert. Die gehen ganz tief runter. Und wenn man mit der Stimme aus der Mitte kommt, wie ein Samurai – die Kraft kommt aus der Mitte – dann massierst du den ganzen Körper damit.
Zantow: Rolf Zacher, Schauspieler und Musiker im Corso-Gespräch über sein zweites Album. 14 Songs, die allesamt sehr unterschiedliche Musikstile haben, mal Gitarren-Rock, mal Piano-Ballade. Geschrieben und komponiert hat die Stücke überwiegend Martin Bechler. Ähnlich wie bei ihrem ersten Album 2008. Wie haben sie sich gefunden?
Zacher: Die Langen Nächte der Museen in Köln. Da hab ich gelesen. Martin Bechler hat mich angerufen. Und dann sagte er wollen wir nicht mal eine CD machen. Sag ich: Ja, dann schreib mal was. Ich hab ja auch Texte, die liegen noch zuhause. Und auf dem Album "Latest Hits" sind ja auch vier Songs, die ich geschrieben habe. Aber bei Martin Bechler geht das noch viel schneller.
Zantow: Aus der Feder von Martin Bechler stammt auch der Satz: "Wackelpudding rückwärts ist mein Lieblings-Ritual". Wissen sie überhaupt was das heißt?
Zacher: Nein, da haben wir uns auch kaputt gelacht. Wackelpudding das ist ja völlig absurd, aber das macht eben auch Spaß. Die Worte sind ja auch schön. Wackelpudding ist ein schönes Wort.
Zantow: Wie hat Martin Bechler es geschafft, ihnen die Songs so auf den Leib zu schreiben? Hat er sich ganz stark an ihnen als Person orientiert oder an ihrer Rolle in der Öffentlichkeit?
Zacher: Ich glaube an beidem. Vor allem, ich bin hingegangen und kannte die Texte gar nicht. Und dann hab ich die bekommen. Und dann hab ich sie mir einmal durchgelesen und gleich aufgenommen. Und manchmal hab ich sie auch gar nicht gelesen und das mag ich auch gerne, auch beim Film. Einfach nur völlig neu – dann ist es auch spontan. Und das ist das Schöne daran. Diese erarbeiteten Dinge sind überhaupt nicht meine Sache. Ich brauche das nicht. Ich gehe auch einfach vor die Kamera und weiß genau, was ich machen muss.
Zantow: Also haben sie sich musikalisch zurückgehalten und sich auf das Einsingen der Texte konzentriert?
Zacher: Ja, natürlich. Wie musikalisch? Der schreibt ja die Musik. Ich kann ja nicht. Wenn ich das könnte, wäre ich schon mein Leben lang - ich bin leider zu faul. Ich hab zwar ein Klavier und spiele da auch ein bisschen drauf und war damit auch auf der Bühne. Ich kann nur einen Song, aber das glaubt natürlich niemand. Bei meiner Autobiografie habe ich gesagt, ich kann gar nicht spielen. Dann haben alle nur gelacht. Dann habe ich auch mal gespielt, wie ich sterbe am Klavier. Habe dort verharrt ein paar Minuten. Auf der Bühne würde ich auch gern sterben.
Zantow: Das zweite Album ist sehr nachdenklich, wie ich es empfunden habe. Zum Beispiel "Die fetten Jahre" – Werden sie im Alter zum Melancholiker?
Zacher: Das war ich früher auch schon. Ich singe gern Balladen. Leonard Cohen mochte ich auch sehr gern. Natürlich, wenn man lebt und man lebt länger schon, dann ist es auch schön, sich zu verändern. Früher war ich ziemlich wild und das gehört ja auch dazu. Aber jetzt bin ich schon besonnener. Das merkt man ja auch.
Zantow: Vor drei Jahren kam ihr erstes Album "Latest Hits" - in diesem Jahr sind sie 70 geworden und ihr zweites Album erscheint. Sie haben gesagt mit 70 hat man keine Zeit mehr seine Träume vor sich herzuschieben? Ist Musik machen ein Lebenstraum?
Zacher: Ja! Schon immer! Ich war ja schon als Kind sehr musikalisch. Und dann hatte ich mal ein Mofa, wir hatten ja kein Geld, und dann hab ich eine Platte von Mario Lanza gehört. Und dann hab ich die eingetauscht – Mofa gegen Plattenspieler. Und dann hab ich da auch die Opern mitgesungen. Und meine Mutter und auch der Besuch hat immer gesagt: Mensch! Ich war auch im Kirchenchor. Ich hatte immer eine schöne Stimme. In vielen Filmen singe ich auch mal.
Zantow: Mein erstes Erlebnis mit Ihnen war auch der Film "Go Trabbi Go 2", in dem sie singen.
Zacher: Ja! I’m far, far away - With my head up in the clouds. Um die Semperoper - natürlich. Ich hab oft gesagt: Kann ich in dem Film singen? Natürlich Rolf, kannst du immer!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Rolf Zacher: Ich glaube schon. Mein Großvater hat gesagt: Egal, mach immer Qualität. Egal was du machst, auch zuhause, wenn du kochst oder irgendwas machst. Immer ganz präzise sein und das mag ich auch gerne.
Zantow: Ihr neues Album heißt "Danebenleben". Was ist mit Ihrem Zustand? Sind Sie im Leben oder daneben?
Zacher: Ich bin immer mitten drin. Danebenleben heißt eigentlich auch, als Kind hab ich das auch schon gemacht, indem ich nicht von der Schule mit dem Bus nach Hause gefahren bin, wie die anderen Schüler, sondern ich bin fünf Kilometer nach Hause gelaufen und habe in die Seitenstraßen geguckt: beim Schneidermeister, beim Uhrenmacher, beim Fleischer, Tischler. Ich bin überall rein und da hab ich natürlich etwas Ärger bekommen mit meiner Mutter, aber ich hab viel erlebt.
Zantow: Wenn man Zeitungsberichte von Ihnen liest, könnte man auch einen anderen Eindruck davon erhalten, was "Danebenleben" hieß in Ihrem Leben. Von Gefängnis über Drogen ist viel dabei, was auch passen könnte zum Klischee eines Rockmusikers. Und tatsächlich hatten Sie auch in den 70ern Gastauftritte bei der Band "Amon Düül Zwei". Warum hat es mit der Musikkarriere damals nicht geklappt?
Zacher: Mich hat immer der Film wieder geholt. Und dann verdienst du natürlich auch sehr viel Geld. Und das hat auch Spaß gemacht. Aber eigentlich bin ich immer von der Musik abgekommen durch die Filme, die mir dann angeboten wurden. Und weil man dann auch leben muss. Mit der Musik ist es ganz schwer, Geld zu verdienen.
Zantow: Ihr "Danebenleben", wie sie es in den 70er- und 80er-Jahren getan haben, hat auch als Ergebnis ihre raue, brüchige Stimme gehabt. Ich hatte das Gefühl beim Hören Ihres Albums, dass es ähnlich klingt wie ein Schauspielkollege von Ihnen – Clint Eastwood, der in dem Film "Gran Torino" auch in dem Titelsong mitgesungen hat und auch eine ähnliche Stimme hat.
Zacher: Stimmt! Kann ich mich erinnern. Ja, hat er toll gemacht. Auch ganz sanft, ja. Aber manche sagen ja auch Tom Waits, also, ich eifere da niemand nach. Die Stimme ist ja gekommen durch mein Leben. Es gibt ja viele Leute, auch gerade Männer, die ihr Leben lang ganz hoch sprechen. Das ist so schrill. Auch wenn man die Tagesschausprecher hört, die reden so klirrend. Da ist überhaupt kein Leben, wenn man die hört. Ich habe auch jahrelang wie tibetanische Mönche trainiert. Die gehen ganz tief runter. Und wenn man mit der Stimme aus der Mitte kommt, wie ein Samurai – die Kraft kommt aus der Mitte – dann massierst du den ganzen Körper damit.
Zantow: Rolf Zacher, Schauspieler und Musiker im Corso-Gespräch über sein zweites Album. 14 Songs, die allesamt sehr unterschiedliche Musikstile haben, mal Gitarren-Rock, mal Piano-Ballade. Geschrieben und komponiert hat die Stücke überwiegend Martin Bechler. Ähnlich wie bei ihrem ersten Album 2008. Wie haben sie sich gefunden?
Zacher: Die Langen Nächte der Museen in Köln. Da hab ich gelesen. Martin Bechler hat mich angerufen. Und dann sagte er wollen wir nicht mal eine CD machen. Sag ich: Ja, dann schreib mal was. Ich hab ja auch Texte, die liegen noch zuhause. Und auf dem Album "Latest Hits" sind ja auch vier Songs, die ich geschrieben habe. Aber bei Martin Bechler geht das noch viel schneller.
Zantow: Aus der Feder von Martin Bechler stammt auch der Satz: "Wackelpudding rückwärts ist mein Lieblings-Ritual". Wissen sie überhaupt was das heißt?
Zacher: Nein, da haben wir uns auch kaputt gelacht. Wackelpudding das ist ja völlig absurd, aber das macht eben auch Spaß. Die Worte sind ja auch schön. Wackelpudding ist ein schönes Wort.
Zantow: Wie hat Martin Bechler es geschafft, ihnen die Songs so auf den Leib zu schreiben? Hat er sich ganz stark an ihnen als Person orientiert oder an ihrer Rolle in der Öffentlichkeit?
Zacher: Ich glaube an beidem. Vor allem, ich bin hingegangen und kannte die Texte gar nicht. Und dann hab ich die bekommen. Und dann hab ich sie mir einmal durchgelesen und gleich aufgenommen. Und manchmal hab ich sie auch gar nicht gelesen und das mag ich auch gerne, auch beim Film. Einfach nur völlig neu – dann ist es auch spontan. Und das ist das Schöne daran. Diese erarbeiteten Dinge sind überhaupt nicht meine Sache. Ich brauche das nicht. Ich gehe auch einfach vor die Kamera und weiß genau, was ich machen muss.
Zantow: Also haben sie sich musikalisch zurückgehalten und sich auf das Einsingen der Texte konzentriert?
Zacher: Ja, natürlich. Wie musikalisch? Der schreibt ja die Musik. Ich kann ja nicht. Wenn ich das könnte, wäre ich schon mein Leben lang - ich bin leider zu faul. Ich hab zwar ein Klavier und spiele da auch ein bisschen drauf und war damit auch auf der Bühne. Ich kann nur einen Song, aber das glaubt natürlich niemand. Bei meiner Autobiografie habe ich gesagt, ich kann gar nicht spielen. Dann haben alle nur gelacht. Dann habe ich auch mal gespielt, wie ich sterbe am Klavier. Habe dort verharrt ein paar Minuten. Auf der Bühne würde ich auch gern sterben.
Zantow: Das zweite Album ist sehr nachdenklich, wie ich es empfunden habe. Zum Beispiel "Die fetten Jahre" – Werden sie im Alter zum Melancholiker?
Zacher: Das war ich früher auch schon. Ich singe gern Balladen. Leonard Cohen mochte ich auch sehr gern. Natürlich, wenn man lebt und man lebt länger schon, dann ist es auch schön, sich zu verändern. Früher war ich ziemlich wild und das gehört ja auch dazu. Aber jetzt bin ich schon besonnener. Das merkt man ja auch.
Zantow: Vor drei Jahren kam ihr erstes Album "Latest Hits" - in diesem Jahr sind sie 70 geworden und ihr zweites Album erscheint. Sie haben gesagt mit 70 hat man keine Zeit mehr seine Träume vor sich herzuschieben? Ist Musik machen ein Lebenstraum?
Zacher: Ja! Schon immer! Ich war ja schon als Kind sehr musikalisch. Und dann hatte ich mal ein Mofa, wir hatten ja kein Geld, und dann hab ich eine Platte von Mario Lanza gehört. Und dann hab ich die eingetauscht – Mofa gegen Plattenspieler. Und dann hab ich da auch die Opern mitgesungen. Und meine Mutter und auch der Besuch hat immer gesagt: Mensch! Ich war auch im Kirchenchor. Ich hatte immer eine schöne Stimme. In vielen Filmen singe ich auch mal.
Zantow: Mein erstes Erlebnis mit Ihnen war auch der Film "Go Trabbi Go 2", in dem sie singen.
Zacher: Ja! I’m far, far away - With my head up in the clouds. Um die Semperoper - natürlich. Ich hab oft gesagt: Kann ich in dem Film singen? Natürlich Rolf, kannst du immer!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.