Sie schrieb mit derselben Eleganz und Leidenschaft über Essen und Strafprozesse, über fremde Länder und ihr eigenes, abenteuerliches Leben. Geboren am 16. März 1911 in Berlin als Tochter eines kunstsinnigen deutschen Barons und einer Jüdin aus reicher Hamburger Kaufmannsfamilie, verbrachte Sybille Bedford ihre Kindheit auf dem badischen Landgut ihres Vaters, dessen Vermögen nach der Scheidung schnell dahinschmolz. Ohne Schulunterricht, dafür mit Pferden und einem wohlsortierten Weinkeller, der sie zu einer unerbittlichen Kennerin heranreifen ließ, wuchs sie auf als aristokratischer Wildfang.
"Mein Vater hatte ein Roulette, wir spielten um echtes Geld, obwohl wir keines hatten. Ich setzte mein Taschengeld und das Dienstmädchen seinen Wochenlohn, am nächsten Tag bekamen wir alles zurück, sehr korrekt."
Als sie zehn war, holte ihre mondäne Mutter sie zu sich. Es begann eine Zeit kosmopolitischen Herumstreunens durch England, Italien und Frankreich, die ihren vorläufigen Endpunkt fand in einem Fischerdorf an der Riviera, in Sanary-sur-Mer. Dort lernte Sybille Bedford Aldous Huxley kennen, der sie in ihren Plänen zu schreiben bestärkte und dem sie später dankbar eine umfangreiche Biografie widmete.
"(Huxley) hatte gedacht, ich sei ein guter Spielkamerad für seinen Sohn, - der war sieben, ich 16. Später kamen wir gut miteinander aus. Ich verdanke den Huxleys viel. Ich vermisse sie schrecklich."
Mitte der Dreißigerjahre wurde Sanary vom Geheimtipp zum Zufluchtsort für deutsche Exilanten wie Stefan Zweig, Lion Feuchtwanger oder Franz Werfel. Sybille Bedford freundete sich an mit Erika und Klaus Mann, deren Vater, Thomas Mann, es ihr verübelte, dass sie sich mit ihren ersten Gehversuchen als Schriftstellerin für das Englische und gegen das Deutsche entschied.
"Ich mag diese Sprache nicht, ich hätte nie auf Deutsch schreiben können, ich mag die Grammatik nicht. Ich lese kein Deutsch, ich verstehe zwar alles auf Deutsch, sogar die Nuancen, und ich kann die diversen Akzente verorten, aber ich spreche die Sprache nicht mehr ... ich bin eine englische Schriftstellerin durch und durch, ich lebe in der englischen Literatur."
Dank der Scheinheirat mit einem homosexuellen Engländer hatte sich Sybille Bedford dem Zugriff der Nazis entziehen können. In Kalifornien schlug sie sich als Sekretärin und Übersetzerin durch und schrieb nebenbei ihr erstes Buch, einen hochgelobten Reisebericht aus Mexiko. Drei Jahre später, 1953, legte sie ihren ersten Roman vor. "Ein Vermächtnis" heißt er und erzählt von den Rissen und Sprüngen in der alten europäischen Welt der Aristokratie. Wie seine Nachfolger basiert er unübersehbar auf Sybille Bedfords eigener Lebens- und Familiengeschichte. Eine Art Fortsetzung fand er 1963 in "Ein Liebling der Götter". Im Mittelpunkt steht mit Constanza und Flavia ein unkonventionelles Mutter-Tochter-Paar, dessen elegante Weltläufigkeit einen eigentümlichen Kontrast bildet zur Kulisse von Erstem Weltkrieg und dem aufziehenden Faschismus von Mussolinis Schwarzhemden.
"Constanza sagte: ( ... ) Ich bin gegen die Schwarzhemden wegen der Dinge, die sie den Leuten antun und zu denen sie sie anstiften; Hass ist nichts, sogar in der Politik, Hass ist unkalkulierbar und macht einen unglücklich; Hass ist irrational."
Als "Liebling der Götter" fühlte sich Sybille Bedford selbst; ihr Leben blieb ebenso wie das ihrer eleganten Romanfiguren glücklich verschont von den katastrophalen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts. Das begriff sie auch als moralische Verpflichtung. Schon 1934 veröffentlichte sie in Klaus Manns Exil-Zeitschrift "Die Sammlung" eine unmissverständliche Attacke gegen den Nationalsozialismus, nach dem Krieg berichtete sie über die Frankfurter Auschwitz-Prozesse und erhob als Vizepräsidentin des PEN immer wieder ihre Stimme bei Protestaktionen.
Am 17. Februar 2006 starb Sybille Bedford 94-jährig in London, wo sie den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte. Die Wiederentdeckung ihrer Bücher in Deutschland, die 2003 einsetzte, erlebte sie noch mit. Vor allem die diskrete Brillanz ihrer Gesellschaftsschilderungen und die atmosphärisch dichte Beschreibung des wilhelminischen Deutschland in "Ein Vermächtnis" begründen ihren späten Ruhm.
"Mein Vater hatte ein Roulette, wir spielten um echtes Geld, obwohl wir keines hatten. Ich setzte mein Taschengeld und das Dienstmädchen seinen Wochenlohn, am nächsten Tag bekamen wir alles zurück, sehr korrekt."
Als sie zehn war, holte ihre mondäne Mutter sie zu sich. Es begann eine Zeit kosmopolitischen Herumstreunens durch England, Italien und Frankreich, die ihren vorläufigen Endpunkt fand in einem Fischerdorf an der Riviera, in Sanary-sur-Mer. Dort lernte Sybille Bedford Aldous Huxley kennen, der sie in ihren Plänen zu schreiben bestärkte und dem sie später dankbar eine umfangreiche Biografie widmete.
"(Huxley) hatte gedacht, ich sei ein guter Spielkamerad für seinen Sohn, - der war sieben, ich 16. Später kamen wir gut miteinander aus. Ich verdanke den Huxleys viel. Ich vermisse sie schrecklich."
Mitte der Dreißigerjahre wurde Sanary vom Geheimtipp zum Zufluchtsort für deutsche Exilanten wie Stefan Zweig, Lion Feuchtwanger oder Franz Werfel. Sybille Bedford freundete sich an mit Erika und Klaus Mann, deren Vater, Thomas Mann, es ihr verübelte, dass sie sich mit ihren ersten Gehversuchen als Schriftstellerin für das Englische und gegen das Deutsche entschied.
"Ich mag diese Sprache nicht, ich hätte nie auf Deutsch schreiben können, ich mag die Grammatik nicht. Ich lese kein Deutsch, ich verstehe zwar alles auf Deutsch, sogar die Nuancen, und ich kann die diversen Akzente verorten, aber ich spreche die Sprache nicht mehr ... ich bin eine englische Schriftstellerin durch und durch, ich lebe in der englischen Literatur."
Dank der Scheinheirat mit einem homosexuellen Engländer hatte sich Sybille Bedford dem Zugriff der Nazis entziehen können. In Kalifornien schlug sie sich als Sekretärin und Übersetzerin durch und schrieb nebenbei ihr erstes Buch, einen hochgelobten Reisebericht aus Mexiko. Drei Jahre später, 1953, legte sie ihren ersten Roman vor. "Ein Vermächtnis" heißt er und erzählt von den Rissen und Sprüngen in der alten europäischen Welt der Aristokratie. Wie seine Nachfolger basiert er unübersehbar auf Sybille Bedfords eigener Lebens- und Familiengeschichte. Eine Art Fortsetzung fand er 1963 in "Ein Liebling der Götter". Im Mittelpunkt steht mit Constanza und Flavia ein unkonventionelles Mutter-Tochter-Paar, dessen elegante Weltläufigkeit einen eigentümlichen Kontrast bildet zur Kulisse von Erstem Weltkrieg und dem aufziehenden Faschismus von Mussolinis Schwarzhemden.
"Constanza sagte: ( ... ) Ich bin gegen die Schwarzhemden wegen der Dinge, die sie den Leuten antun und zu denen sie sie anstiften; Hass ist nichts, sogar in der Politik, Hass ist unkalkulierbar und macht einen unglücklich; Hass ist irrational."
Als "Liebling der Götter" fühlte sich Sybille Bedford selbst; ihr Leben blieb ebenso wie das ihrer eleganten Romanfiguren glücklich verschont von den katastrophalen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts. Das begriff sie auch als moralische Verpflichtung. Schon 1934 veröffentlichte sie in Klaus Manns Exil-Zeitschrift "Die Sammlung" eine unmissverständliche Attacke gegen den Nationalsozialismus, nach dem Krieg berichtete sie über die Frankfurter Auschwitz-Prozesse und erhob als Vizepräsidentin des PEN immer wieder ihre Stimme bei Protestaktionen.
Am 17. Februar 2006 starb Sybille Bedford 94-jährig in London, wo sie den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte. Die Wiederentdeckung ihrer Bücher in Deutschland, die 2003 einsetzte, erlebte sie noch mit. Vor allem die diskrete Brillanz ihrer Gesellschaftsschilderungen und die atmosphärisch dichte Beschreibung des wilhelminischen Deutschland in "Ein Vermächtnis" begründen ihren späten Ruhm.