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"Ich weiß es nicht, was ich da unterschrieben habe"

Karl Stoss hat ein schweres Erbe zu tragen. Am 22. Oktober des Vorjahres ist der 53-Jährige als Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees ÖOC angetreten.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Das Vermächtnis seiner Vorgänger umfasst neben der Aufklärung der Blutbank-Dopingaffäre einen Finanzskandal, bei dem jetzt ein Geheimkonto Stoss beschäftigt. Im ORF sagte der ÖOC-Präsident:

    "Es handelt sich insgesamt, was über dieses Konto gelaufen ist, um einen Betrag von rund drei Millionen Euro.!"

    Belegt sind von diesen drei Millionen Euro bisher 1,6, der Rest ist noch offen. Was den Prüfern Schwierigkeiten bereitet, sind die fehlenden Kassenbücher und eine unübersichtliche Buchführung. Franz Marhold, Mitglied der ÖOC-Untersuchungskommission, erläutert:

    "Wir haben ein Konto gefunden, das nicht in der Buchhaltung aufscheint, über dieses Konto sind Zahlungen getätigt worden, und zwar in einem erheblichen Bereich auch Barabhebungen und offenbar Barauszahlungen."

    Neben der ÖOC-Untersuchungskommission ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Salzburg. Und weil neben Geldern von Sponsoren auch Fördermittel des Sportministeriums auf dem Geheimkonto gelandet sein sollen, droht Sportminister Darabos mit der Rückforderung der Gelder.

    "Da wird kein Stein auf dem anderen bleiben, da werden noch einige Dinge ins Rollen kommen. Und da können noch sehr viele andere Personen betroffen sein, mehr als man heute glaubt."

    Drei Personen hatten Zugriff auf das Konto. Stoss-Vorgänger Leo Wallner, der ehemalige Generalsekretär Heinz Jungwirth und dessen ehemalige Stellvertreterin Manuela Kovarik. Wallner kann sich im ORF-Interview aber nicht mehr an Einzelheiten erinnern.

    "Ich weiß es nicht, was ich da unterschrieben habe, das ist mir hergelegt worden. Ich glaube nicht, dass ich Überweisungen durchgeführt habe."

    Gefüllt wurde dieses Konto laut Stoss mit falsch abgerechneten Flügen. Im Rahmen des Sponsorings mit Austrian Airlines habe die Fluggesellschaft dem ÖOC Meilen zum Abfliegen bereitgestellt. Die wurden genutzt, aber der damalige Generalsekretär Jungwirth habe sich von einem Reisebüro - bei dem er nach Medienberichten auch Gesellschafter war - eine Rechnung für diese Flüge ausstellen lassen. Dann habe er selbst einen Beleg erstellt und beide Dokumente im Bundeskanzleramt zur Subventionierung von Olympia-Reisen eingereicht.
    Wie die Zeitung Kurier berichtet, geht es auch um Hotelkosten in Höhe von 424.000 Euro bei den Olympischen Spielen in Peking. Da sollen unter anderem von eingeladenen Personen die Hotelkosten zurückgefordert und gleichzeitig aber auch beim Bundeskanzleramt abgerechnet worden sein.