Michael Köhler: Ich habe Festivalleiter Karl-Otto Saur gebeten, zunächst doch mal vielleicht einige der teilnehmenden Filme zu nennen und zu beschreiben.
Karl-Otto-Sauer: In diesem Jahr waren eine ganze Reihe von ganz herausragenden Filmen dabei. Ich sage mal nur so ein paar Beispiele. Dieser wunderbare Film "Ihr könnt euch niemals sicher sein" über einen jungen Mann mit 17 Jahren, ein Schüler, der eine Gewaltfantasie hat, die irgendwo jemand findet und damit eine ganze Schule in Aufregung versetzt. Es wird die Leute an die Vorfälle erinnern, die wir in den letzten Jahren ja leider verzeichnen mussten. Dann ein Film mit der großartigen Monica Bleibtreu, "Ein starker Abgang".
Köhler: Mit Bruno Ganz?
Saur: Mit Bruno Ganz als Gegenspieler, den sie zur Räson bringen muss. Dann hatten wir dabei, diesen Film des MDR "Zwölf heißt: Ich liebe dich". Eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit, dass eine Dissidentin in der DDR von einem Stasioffizier verhört wird über acht Monate und sich in dieser Zeit in ihn verliebt und die sich nach der Wende irgendwann wiederfinden.
Köhler: Herr Saur, im Einleitungstext heißt es, dass der Fernsehfilm die wichtigste Programmform in allen Programmen ist, unterstreicht das Festival eindrucksvoll Jahr für Jahr. Das sagt Walter Konrad, Präsident der Deutschen Akademie der darstellende Künste. Ist das nach wie vor so? Lassen Sie uns das Thema ein bisschen problematisieren angesichts des ungeheuren Angebots der Sender und der großen Vielfalt. Ist das nach wie vor so?
Saur: Ja, uneingeschränkt ja. Wenn wir uns das Programm anschauen, wir haben in den letzten 20 Jahren, nicht zuletzt durch den Eintritt der Privaten in die Konkurrenz eine ganze Reihe von Wellen erlebt, das Dokudrama, die Talkshows, alle möglichen Formen wurden ausprobiert, waren teilweise erfolgreich, versanken dann wieder irgendwo im Nichts. Nur eins blieb immer, das war der Fernsehfilm. Der Fernsehfilm ist die Königsdisziplin der Fernsehunterhaltung. Das ist die Form, die das Fernsehen für sich selber gefunden hat und sie bleibt so wichtig. In diesem Jahr besonders deutlich zu erkennen, dass viele von den Filmen, die ich vorhin genannt habe, ja durchaus einen starken gesellschaftspolitischen Anspruch haben. Und deswegen bleiben sie auch die nächsten 20 Jahre. Wir feiern dieses Jahr das 20. Jubiläum hier in Baden-Baden. Die nächsten 20 Jahre, bin ich sicher, sofern ich dabei bin, wird es immer wieder genauso sein.
Köhler: Herr Saur, Sie haben, ich nenne das mal literarisch-künstlerisch anspruchsvolle Fernsehfilme wie "Das Gelübde", Clemens Brentano, der romantische Schriftsteller trifft auf eine Nonne, oder "Novemberkind" wäre zu nennen oder andere. Wie steht es um diese literarisch-künstlerische Gattung des Fernsehfilms, um ihre Förderung und auch im ihr Überleben in der Senderfamilie?
Saur: Na ja, es gibt ja dieses Schlagwort, was wir immer wieder hören und was wir auch wieder hinbeten, der Spagat zwischen Qualität und Quote. Es ist klar, dass jeder Fernsehfilm sein Publikum erreichen will, auch erreichen muss. Aber wir reden ja von Dimensionen dort, wo ich sage, da muss man auch ein bisschen mehr Toleranz wahren. "Das Gelübde" ist auch gleichzeitig im Hauptprogramm vor einer Woche ausgestrahlt worden. Und es hatte dort zwei Millionen Zuschauer. Das heißt, zwei Millionen haben sich mit diesem nicht leichten und auch nicht leicht dargestellten Fernsehspiel auseinandergesetzt. Das kriegt kein deutscher Kinofilm, außer ein paar ganz großen Ausnahmen.
Köhler: Herr Saur, ich kann, will und darf Sie nicht entlassen, ohne Sie zu fragen, um nicht zu sagen zu nötigen, wer denn der Fernsehfilmfestivalsieger Baden-Baden 2008 ist oder wird.
Saur: Wir werden heute Abend die Preise verleihen und die Jury hat etwas gemacht, was ich sehr anerkenne. Sie hat sich sehr beschränkt. Sie hat nur zwei Fernsehfilme mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Das ist einmal dieses Stück "Ihr könnt euch niemals sicher sein", über diese Problematik von dem Jungen in der Schule, der plötzlich in eine Isolation gerät, weil ihn jeder verdächtigt, ein Amokläufer sein zu können. Und das Zweite ist, auch eben aktuelles Thema, "Zwölf heißt: Ich liebe dich", die Geschichte eines Opfers und eines Täters, die sich ineinander verlieben und später auch finden. Aber, und das ist der ganz große Vorzug dieses Films, er ist damit nicht zu Ende, dass sie sich finden, sondern sie werden ihre Vergangenheit aufarbeiten müssen. Die Rolle des Opfers und des Täters sind nicht einfach aus der Welt zu schaffen. Zwei Filme, die mich beide persönlich sehr berührt haben und ich werde heute Abend mit Stolz sehen, wenn die Macher ausgezeichnet werden.
Köhler: Sagt Karl-Otto Saur, Festivalleiter vom Baden-Badener Fernsehfilmfest.
Karl-Otto-Sauer: In diesem Jahr waren eine ganze Reihe von ganz herausragenden Filmen dabei. Ich sage mal nur so ein paar Beispiele. Dieser wunderbare Film "Ihr könnt euch niemals sicher sein" über einen jungen Mann mit 17 Jahren, ein Schüler, der eine Gewaltfantasie hat, die irgendwo jemand findet und damit eine ganze Schule in Aufregung versetzt. Es wird die Leute an die Vorfälle erinnern, die wir in den letzten Jahren ja leider verzeichnen mussten. Dann ein Film mit der großartigen Monica Bleibtreu, "Ein starker Abgang".
Köhler: Mit Bruno Ganz?
Saur: Mit Bruno Ganz als Gegenspieler, den sie zur Räson bringen muss. Dann hatten wir dabei, diesen Film des MDR "Zwölf heißt: Ich liebe dich". Eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit, dass eine Dissidentin in der DDR von einem Stasioffizier verhört wird über acht Monate und sich in dieser Zeit in ihn verliebt und die sich nach der Wende irgendwann wiederfinden.
Köhler: Herr Saur, im Einleitungstext heißt es, dass der Fernsehfilm die wichtigste Programmform in allen Programmen ist, unterstreicht das Festival eindrucksvoll Jahr für Jahr. Das sagt Walter Konrad, Präsident der Deutschen Akademie der darstellende Künste. Ist das nach wie vor so? Lassen Sie uns das Thema ein bisschen problematisieren angesichts des ungeheuren Angebots der Sender und der großen Vielfalt. Ist das nach wie vor so?
Saur: Ja, uneingeschränkt ja. Wenn wir uns das Programm anschauen, wir haben in den letzten 20 Jahren, nicht zuletzt durch den Eintritt der Privaten in die Konkurrenz eine ganze Reihe von Wellen erlebt, das Dokudrama, die Talkshows, alle möglichen Formen wurden ausprobiert, waren teilweise erfolgreich, versanken dann wieder irgendwo im Nichts. Nur eins blieb immer, das war der Fernsehfilm. Der Fernsehfilm ist die Königsdisziplin der Fernsehunterhaltung. Das ist die Form, die das Fernsehen für sich selber gefunden hat und sie bleibt so wichtig. In diesem Jahr besonders deutlich zu erkennen, dass viele von den Filmen, die ich vorhin genannt habe, ja durchaus einen starken gesellschaftspolitischen Anspruch haben. Und deswegen bleiben sie auch die nächsten 20 Jahre. Wir feiern dieses Jahr das 20. Jubiläum hier in Baden-Baden. Die nächsten 20 Jahre, bin ich sicher, sofern ich dabei bin, wird es immer wieder genauso sein.
Köhler: Herr Saur, Sie haben, ich nenne das mal literarisch-künstlerisch anspruchsvolle Fernsehfilme wie "Das Gelübde", Clemens Brentano, der romantische Schriftsteller trifft auf eine Nonne, oder "Novemberkind" wäre zu nennen oder andere. Wie steht es um diese literarisch-künstlerische Gattung des Fernsehfilms, um ihre Förderung und auch im ihr Überleben in der Senderfamilie?
Saur: Na ja, es gibt ja dieses Schlagwort, was wir immer wieder hören und was wir auch wieder hinbeten, der Spagat zwischen Qualität und Quote. Es ist klar, dass jeder Fernsehfilm sein Publikum erreichen will, auch erreichen muss. Aber wir reden ja von Dimensionen dort, wo ich sage, da muss man auch ein bisschen mehr Toleranz wahren. "Das Gelübde" ist auch gleichzeitig im Hauptprogramm vor einer Woche ausgestrahlt worden. Und es hatte dort zwei Millionen Zuschauer. Das heißt, zwei Millionen haben sich mit diesem nicht leichten und auch nicht leicht dargestellten Fernsehspiel auseinandergesetzt. Das kriegt kein deutscher Kinofilm, außer ein paar ganz großen Ausnahmen.
Köhler: Herr Saur, ich kann, will und darf Sie nicht entlassen, ohne Sie zu fragen, um nicht zu sagen zu nötigen, wer denn der Fernsehfilmfestivalsieger Baden-Baden 2008 ist oder wird.
Saur: Wir werden heute Abend die Preise verleihen und die Jury hat etwas gemacht, was ich sehr anerkenne. Sie hat sich sehr beschränkt. Sie hat nur zwei Fernsehfilme mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Das ist einmal dieses Stück "Ihr könnt euch niemals sicher sein", über diese Problematik von dem Jungen in der Schule, der plötzlich in eine Isolation gerät, weil ihn jeder verdächtigt, ein Amokläufer sein zu können. Und das Zweite ist, auch eben aktuelles Thema, "Zwölf heißt: Ich liebe dich", die Geschichte eines Opfers und eines Täters, die sich ineinander verlieben und später auch finden. Aber, und das ist der ganz große Vorzug dieses Films, er ist damit nicht zu Ende, dass sie sich finden, sondern sie werden ihre Vergangenheit aufarbeiten müssen. Die Rolle des Opfers und des Täters sind nicht einfach aus der Welt zu schaffen. Zwei Filme, die mich beide persönlich sehr berührt haben und ich werde heute Abend mit Stolz sehen, wenn die Macher ausgezeichnet werden.
Köhler: Sagt Karl-Otto Saur, Festivalleiter vom Baden-Badener Fernsehfilmfest.