Archiv


"Ich wollte, dass dieses Album mein persönliches 'Thriller' wird"

Sein neues Album "Where Does This Door Go" solle Spaß machen und tanzbar sein, sagt der amerikanische Musiker Mayer Hawthorne. Anders als bei seinen bisherigen soullastigen CDs sei zudem der Einfluss von Hip-Hop, Rock und Metal größer.

Mit Axel Rahmlow |
    Axel Rahmlow: Pharrell Williams, einer der Produzenten der neuen Platte, hat "Where Does this Door Go" als ein Buch beschrieben. Was für eine Art Buch ist es?

    Mayer Hawthorne: Es ist ein Abenteuerbuch, voller einzelner Episoden, in denen es um das Erwachsenwerden geht. Oder eben auch nicht. Es geht viel um meine Kindheit, wie ich aufgewachsen bin und was ich für blödes Zeug gemacht habe. Wie ich verhaftet werde, wie die Polizei meine Party stürmt und auflöst, wie ich mit einem Mädchen im Auto auf dem Rücksitz rummache. Jede Menge Blödsinn.

    Rahmlow: Im Vergleich zu den ersten beiden Alben ist hier sehr viel mehr Hip-Hop drauf. Mehr klassische Beats, Scratches. Es klingt nicht mehr so sehr nach dem Soul der 60er, 70er-Jahre. Ein Kritikpunkt an den bisherigen Platten war ja immer, dass sie ein bisschen zu sehr retromäßig klingen.

    Hawthorne: Die einzige Regel, die ich für dieses Album hatte, war Spaß zu haben. Spaß war und ist immer das Wichtigste an der Sache. Alle anderen Regeln habe ich weggelassen. Ich hatte viele andere Regeln, gerade was den Sound angeht, aber diesmal gab es keine, nicht stilistisch, gar nichts. Ich habe auch kein Problem damit, wenn du mich "retro" nennst. Du kannst es auch ungarische Volksmusik nennen oder Acid Metal. Das ist okay, ich freue mich, wenn du es dir anhörst. Und es stimmt, da ist viel mehr Hip-Hop drauf, ich habe meine alten Zeiten als "DJ Haircut" viel mehr einfließen lassen, da komme ich ja auch her.

    Aber ist überhaupt mehr von allem drauf. Wenn Du dir den Song "The Stars Are Ours" anschaust, das ist ein bisschen wie funkiger Stadionrock. Black Sabbath sind auch ein Einfluss gewesen. Also es ist definitiv weniger das 60er-Jahre Soul-Korsett. Dafür habe ich den Song "All Better", der ziemlich von den Beatles beeinflusst ist. Jemand hat mir auch erzählt, dass der Titeltrack "Where Does This Door Go" nach Pink Floyd klingt. Daran habe ich gar nicht gedacht. Aber ich liebe Pink Floyd, also passt das total.

    Rahmlow: Die Songs sind auch viel schneller. Es gibt eigentlich kein wirklich langsames Lied mehr.

    Hawthorne: Ich wollte, dass dieses Album mein persönliches "Thriller" wird. Das habe ich den Produzenten erzählt. Es sollte nicht wie Michael Jacksons "Thriller" klingen, aber ich wollte, dass es mein Party-Album wird, wo ich zu jedem Lied tanzen kann. Alles Granaten, kein Füllmaterial. Du sollst zu jedem Song feiern können. Es gibt einen etwas langsameren Song am Ende, aber egal worum es im Text geht, ich wollte, dass es Spaß macht und zum Feiern ist.

    Rahmlow : Wie wichtig waren denn die verschiedenen Produzenten dafür?

    Hawthorne: Es ist das erste Mal, dass ich mit anderen Produzenten gearbeitet habe. Meine ersten beiden Alben habe ich selbst produziert. Es war wirklich neu mit solchen Produzenten wie Pharrell Williams im Studio zu sein. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, von dieser Rolle wegzutreten und mich auf die Texte und die Geschichten zu fokussieren.

    Rahmlow: Wie es im Trailer zur Platte auch heißt: "Ich will die Bilder so lebendig und klar wie möglich".

    Hawthorne: Es klingt komisch, aber manchmal bist du als dein eigener Produzent so sehr mit der perfekten Snare oder der perfekten Melodie am Synthesizer beschäftigt – du vergisst, dich um den Song zu kümmern. Es hat mir einfach eine Menge an Verantwortung und Arbeit abgenommen und ich konnte mich auf meine Lieder konzentrieren.

    Rahmlow: Eines davon, das hervorsticht, ist über Ihren Vater, oder?

    Hawthorne: Ja, "Reach out Richard". Richard ist mein Vater.

    Rahmlow: Es geht darum, wie er sich Sorgen um die Zukunft seines Sohnes macht und Sie aber einen eigenen Weg gehen. Hier geht es mal nicht um Frauen und Feiern, da ist auch ein Fragezeichen in diesem Lied.

    Hawthorne: Ja, "Reach Out Richard" ist sicher der schwierigste Song, den ich bisher geschrieben habe. Mein Vater hatte eine wilde und schwierige Kindheit. Er war das einzige weiße Kind auf einer schwarzen Schule in Detroit. Er wäre fast rausgeflogen und hat gerade so seinen Abschluss geschafft. Er war ein Hippie, der mit dem Motorrad rumgefahren ist und viel Musik gemacht hat. Und ich glaube, er hatte Angst, dass mein Leben genauso unsicher verläuft und ich wie er ende. Aber er ein großartiger Mensch und hat viel erreicht im Leben. Und so weit, so gut, ich habe auch was geschafft. Es ist also ein Happy End.

    Rahmlow: Aber ganz sicher scheinen Sie nicht zu sein. Im Titeltrack "Where Does This Door Go" geht es darum, dass man in einer Zwischenwelt feststeckt, nicht ganz hier, nicht ganz da. Auf Ihrer Webseite gibt es auch ein Video mit berühmten Tür-Szenen aus Filmen: Pulp Fiction, die Matrix, Alice im Wunderland. Die Tür ist immer ein Portal. Warum dieses Bild?

    Hawthorne: Ich denke, wenn du durch eine Tür gehst, dann ist dahinter immer eine neue Tür. Man steht immer vor etwas Neuem und was genau dahinter ist, weiß ich nicht. Das ist aber auch spannend. Ich habe keine Ahnung, wo es für mich mit diesem Album hingehen wird. Ich mache das nicht, damit mich jeder liebt. Ich habe keine Angst vor der Tür. Selbst wenn niemand meine Musik hören würde, ich liebe euch alle trotzdem.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.