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Ideen für den Karrierestart

Nach jüngsten Studien der KfW-Förderbank ist die Anzahl der Unternehmensgründungen in Deutschland im Jahr 2007 um 230.000 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Ein Grund ist, dass die Bundesagentur für Arbeit ihre Förderprogramme deutlich zurückgefahren hat. Wo und wie es dennoch Geld für Gründer gibt, kann man derzeit auf der Messe "START" in Nürnberg erfahren.

Von Oliver Tubenauer | 07.07.2008
    Gute Konjunkturdaten - das bedeutet eigentlich auch, dass positive Rahmenbedingungen für Existenzgründungen herrschen. Doch nach jüngsten Studien der KfW-Förderbank ist die Anzahl der Unternehmensgründungen in Deutschland im Jahr 2007 um 230.000 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Alle Experten sehen dafür vor allem zwei Ursachen: Die gute Konjunktur sichert Arbeitsplätze in abhängiger Beschäftigung, so dass weniger Menschen in die Selbständigkeit gezwungen werden. Und: Die Bundesagentur für Arbeit hat ihre Programme für Existenzgründungen deutlich zurückgefahren. Doch das müsse nicht unbedingt negativ gesehen werden, meint Stefan Breuer, Leiter des Bereiches Gründungs- und Mittelstandsfinanzierung bei der KfW-Bank:

    " Erfreulich ist, dass die Zahl der Chancengründer, die also nicht aus Verlegenheit gründen, im letzten Jahr um etliche Prozentpunkte gestiegen ist. Das ist insofern sehr erfreulich, weil die Chancengründer auch grundsätzlich eine größere Stabilität ihrer Ideen und ihrer Unternehmensgründung aufweisen. "

    Was nicht bedeuten solle, dass Unternehmensgründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus grundsätzlich keine Chance hätten. Gerhard Ertl, Gründungsberater bei der Industrie- und Handelskammer in Regensburg hat gerade mit Arbeitslosen gute Erfahrungen gemacht. Sein erfolgreichstes Klientel ist derzeit zwischen 48 und 54 Jahre alt und wurde vor kurzem aus Altersgründen mit Abfindungen entlassen:

    " Wir haben also eine sehr positive Existenzgründung vor kurzem gemacht. Es gibt in Regensburg eine IT-Technologiefirma, und da haben sich viele Leute selbständig gemacht. Programmieren jetzt auch für die Altfirma noch. Haben auch neue Kunden, gehen jetzt in den Logistikbereich deutschlandweit und sogar weltweit über das Internet an die Kunden ran. Die haben einen Chip entwickelt, der feststellen kann, wo sich die Ware befindet. Ist für die Logistik-Branche sehr gut, ist eine ganz interessante Idee, und die ziehen jetzt durch, und irgendwann brauchen sie mal Kapital, und dann sind natürlich die Kapitalgeber gefragt, solche Ideen zu unterstützen. "

    An Geld für Existenzgründungen mangele es nicht, sagen Vertreter von Gründungsnetzwerken und Banken. Oft aber an guten Ideen, so Stefan Breuer von der KfW-Bank:

    " Also ich denke, die Bereitschaft der Kreditwirtschaft, Gründungen zu unterstützen, ist hoch. Wir hören natürlich hin und wieder auch von Klagen, dass Gründer hier auch keinen Anschluss finden. Da empfiehlt es sich auch, mehrere verschiedene Institute anzusprechen. Aber ich glaube, der wesentliche Punkt liegt dann leider doch oft in mangelhaften Businessplänen oder unzulänglichen Konzepten, die einfach nicht ausreichend überzeugen. "

    Wer selbst keine eigene Idee hat, dem bleibt immer noch die Möglichkeit gegen eine Franchise-Gebühr oder über den Direktvertrieb mit der Idee eines Anderen den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Diesen Weg hat Gerhard Tummel eingeschlagen, der noch in der Messehalle versucht Aloe-Vera-Produkte an den Mann bzw. die Frau zu bringen:

    " Der Vertriebsweg bei Forever Living Products funktioniert auf dem direkten Weg. Vom Hersteller zum Distributor. Man registriert sich bei der Firma und kriegt dann die Produkte zum Einkaufspreis. Kapitalaufwendung ist sehr niedrig. 150 Euro ist der Anfangsbestellwert. Als weitere Bestellung kann man nicht unter hundert Euro bestellen. Aber es gibt keine Mindestabnahme oder sonst irgendwelche Sachen. "

    Doch welchem Franchisegeber kann man trauen? Felix Peckert berät Franchisegeber. Hat aber auch für potenzielle Franchise-Nehmer vier Kriterien herausgearbeitet, die die Entscheidung erleichtern sollen:

    " Das Erste ist: Hat er mehr als 50 Franchisenehmer am deutschen Markt? Bei mehr ist es wahrscheinlich, dass man damit erfolgreich sein kann. Das zweite: Ich frage den Franchisegeber, wie viele deiner Partner, die in den letzten zwei Jahren dazu gekommen sind, haben wieder aus wirtschaftlichen Gründen zugemacht. Zwei, drei können das sein - das ist kein Problem. Aber wenn's fünf, sechs, sieben sind, muss man überlegen: Aha, der Markteinstieg ist doch nicht so sicher. Das dritte Kriterium: Die Franchisegeber geben Umsatzzahlen über mögliche Gewinne immer an. Einfach Fragen: Wie viele Partner erreichen diese Umsätze? Denn wenn das über 50 Prozent sind, ist das auch wiederum OK. Und das vierte Kriterium ist: Wie stark wächst der Franchisegeber in den letzten zwei Jahren? Das sollte so um die zehn bis 30 Franchisepartner im Jahr sein... "

    Zumindest der Trend zum Franchise hält an. Sowohl bei Anbietern, Nehmern und abhängig Beschäftigten in Franchise-Unternehmen verzeichnet die Branche jährlich zweistellige Wachstumsraten.