Wenn die Vorwürfe gegen Kevin Spacey berechtigt seien, dürfte ihm das Stigma noch lange anhängen, mutmaßt Bernhard Pörksen. Er verweist aber darauf, dass wir durch die gewachsene Transparenz des Prominentenbetriebs möglicherweise ohnehin das "Ende der Superstars" erleben: Eine Aura, ein Image aufrechtzuerhalten, das sei "gekoppelt an die Möglichkeit der Informations- und Kommunikationskontrolle".
Pörksen verweist darauf, dass in den Jahren von 1933 bis 1945 die Mehrheit der Amerikaner nicht wusste, dass Präsident Franklin D. Roosevelt im Rollstuhl saß. "Das ist heute undenkbar."
Stars im grellen Licht der Gewöhnlichkeit
Durch Handyfotos und -filme und die sozialen Medien, erklärt Pörksen, könne heute jeder "zum Player in der Erregungsarena der Gegenwart werden".
Dadurch sähen wir die Stars, die früher noch entfernt waren, heute auch "im grellen Licht der Gewöhnlichkeit": "wütend, schimpfend, an irgendeiner Tankstelle mit Hängebauch".
Diese Transparenz sei aber weder gut noch schlecht.
Moralisierung aller Lebensbereiche
Als ähnlich ambivalent bewertet Bernhard Pörksen, dass wir heute selbst von Rockstars ein weniger exzessives Verhalten erwarten. In den Sechziger und Siebziger durften sie Drogen und Groupies konsumieren und von "Sweet Little Sixteen" singen; heute wird das so nicht mehr toleriert.
"Es gibt eine Moralisierung aller Lebensbereiche", konstatiert Pörksen, aber Übergriffe und Machtmissbrauch gehörten eben auch geahndet und zum Thema gemacht.
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