
Auch wenn dann ein Teil in andere Märkte flösse, könnte der Export insgesamt um drei bis vier Prozent zurückgehen. Dies entspräche einem Volumen von rund 60 Milliarden Euro, rechnete der Ökonom vor. Fuest befürchtet deshalb, dass ein erheblicher Teil der deutschen Exportgeschäfte in den USA wegen der anstehenden Strafzölle dann unrentabel werden könnte.
Trumps erneute Drohung
Im Handelsstreit mit der Europäischen Union hatte US-Präsident Trump mit Strafzöllen in Höhe von 50 Prozent gedroht. Die Abgabe für Waren aus der EU könne bereits am 1. Juni in Kraft treten, schrieb der Republikaner auf seinem Online-Dienst Truth Social. Zu den laufenden Verhandlungen schrieb Trump, dass diese zu nichts führten. Es sei schwierig, mit Brüssel über das Thema Handel zu reden. Die Europäische Union sei in erster Linie zu dem Zweck gegründet worden, die USA im Bereich des Handels zu übervorteilen, beklagte Trump. Es gebe "mächtige Handelsschranken, Mehrwertsteuern, lächerliche Unternehmensstrafen, nicht-monetäre Handelshemmnisse, Währungsmanipulationen, unfaire und ungerechtfertigten Klagen gegen amerikanische Unternehmen und vieles mehr".
Verhandlungen laufen mit Europäern
Trump hatte im April nach großen Turbulenzen an den Aktien- und Finanzmärkten überraschend entschieden, vielen Staaten - darunter auch die EU - 90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren. Dabei geht es um Strafabgaben, die sich am Handelsdefizit der jeweiligen Länder orientieren. Damit legte der US-Präsident einen Teil seines gewaltigen Zollpakets, das er Anfang April angekündigt hatte, vorerst auf Eis. Die EU hatte ebenfalls angekündigt, geplante Gegenzölle auf US-Produkte vorerst für 90 Tage auszusetzen.
Zollkonflikt geht schon länger
Der EU hatte den USA flächendeckend Zölle in Höhe von 25 Prozent angedroht, sollte es keine eigene Einigung mit Washington geben. Als Frist galt bisher der Monat Juli. Auf ein Angebot aus Brüssel für die gegenseitige Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter ging die Trump-Regierung bislang nicht ein. Allerdings zeigte sich Trump in der Vergangenheit eigentlich optimistisch, mit den Europäern eine Lösung im Zollstreit finden zu werden. Es ist daher unklar, ob die Strafzölle in Höhe von 50 Prozent ab Juni wirklich in Kraft treten. Trump hat in der Vergangenheit regelmäßig mit hohen Zöllen gedroht - und im Anschluss eine Kehrtwende vollzogen.
Der US-Präsident will mit den Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und Produktion in die USA verlagern. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen großer Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren.
Kritik aus Deutschland und Europa
Bundesaußenminister Wadephul (CDU) erklärte: "Ich glaube, derartige Zölle helfen niemandem, sondern führen nur dazu, dass die wirtschaftliche Entwicklung in beiden Märkten darunter leiden würde". Die Reaktion obliege nun der Europäischen Kommission. "Sie hat unsere volle Unterstützung, indem sie unsere Zugänge zu dem amerikanischen Markt bewahren will". Es gehe darum, Europa und den europäischen Markt zu verteidigen, aber auch in den Gesprächen mit Washington Überzeugungskraft zu entfalten.
Der Außenhandelschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Treier, forderte die Europäische Union auf, die Dialogbereitschaft mit der US-Regierung aufrecht zu erhalten. "Aus Sicht der Wirtschaft ist es entscheidend, dass die EU nicht vorschnell einen schlechten Deal eingeht, der langfristig negative Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Deutschland hat."
Polens Handelsminister Baranowski sieht Trumps Aussage lediglich als Teil laufender Verhandlungen. Manche verhandelten hinter verschlossenen Türen, andere vor der Öffentlichkeit. Die Drohung müsse sich nicht in Maßnahmen niederschlagen. Der niederländische Ministerpräsident Schoof erwartet eine ruhige Reaktion der EU. Auch Frankreich setzt Handelsminister Saint-Martin zufolge weiterhin auf Deeskalation.
Diese Nachricht wurde am 24.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.