Wenn die Einladung zum Vorstellungsgespräch im Briefkasten liegt, ist die erste Hürde zum neuen Job genommen. Jetzt geht’s darum, den potentiellen Brötchengeber persönlich zu überzeugen. Was kann man tun, damit der erste Eindruck positiv ist? Wie kann man sich für knifflige Fragen rüsten? Wie die eigenen Stärken gut präsentieren und möglichst auch noch über Schwächen gelassen sprechen? Als Experten für Vorstellungsgespräche lud Campus & Karriere den Diplom-Psychologen Jürgen Hesse ins Studio ein. Hesse ist zusammen mit Hans Christian Schrader Autor zahlreicher Bücher zum Thema Bewerbung und Vorstellungsgespräch. Für ihn ist die Situation beim Vorstellungsgespräch mit der eines Schauspielers auf einer Bühne vergleichbar: "Man wird eingeladen, sich zu präsentieren, eine Vorstellung abzuliefern. Wenn Sie dabei langweilen und nichts mitzuteilen haben, geben Sie eine schlechte Vorstellung ab und man wird sich nicht für Sie entscheiden." Was der Experte auf die Hörerfragen antwortete, können Sie hier nachlesen.
Worauf legen Arbeitsgeber beim Vorstellungsgespräch besonders Wert? Jürgen Hesse: Da gibt es drei wichtige Punkte. Es mag erstaunlich sein: Der unwichtigste Punkt ist die Kompetenz. Wenn man zu wenig Kompetenz zeigt, sich wie ein Idiot präsentiert, bekommt man den Job natürlich nicht. Sehr wichtig ist an zweiter Stelle die Leistungsmotivation. Man möchte keinen verschlafenen Mitarbeiter, aber auch niemanden, der zu hektisch, nervös und übermotiviert ist. Das A und O aber, das Wichtigste überhaupt, ist die Gesamtpersönlichkeit. Es kommt darauf an, dass der Personalentscheider und der Kandidat zueinander finden, dass der Entscheider den Bewerber sympathisch erlebt. Hier stellt sich die Frage: Kann man so etwas wie Sympathie beeinflussen? Es gibt Techniken, wie man Sympathien mobilisieren kann. Wer sich freundlich, offen und zugewandt gibt, wird mehr Punkte erzielen.
Wie kann man gegen Stress und Angst beim Vorstellungsgespräch tun? Jürgen Hesse: Das Vorstellungsgespräch ist ein Prüfungsritual. Unter Stress reagiert man anders, ein guter Personalentscheider wird das berücksichtigen. Wichtig ist, dass man sich die Angst selber eingesteht. Wenn mir zum Beispiel nicht die richtigen Worte einfallen, kann ich das im Gespräch thematisieren und sagen: 'Mein Gott, ich bin so aufgeregt - ich fange schon an zu stottern.' Ein wohlwollender Personalchef wird dann immer versuchen, die Situation etwas aufzulockern. Denn letztendlich will der Personalchef jemanden einstellen, er sucht jemanden, der seine Probleme löst.
Was ist die beste Antwort auf die Frage nach den Gehaltsvorstellungen? Jürgen Hesse: Man muss sich vorher informiert haben, was in der Branche üblich ist. Es gibt immer eine gewisse Bandbreite von Gehältern, bei der man sich nicht zu bescheiden am untersten Ende einsortieren sollte. Man sollte aber auch nicht zu keck sein, das Mittelmaß ist wichtig. Wer sich zu billig anpreist, wird nicht unbedingt Sympathie und Vertrauen ernten. Wer sich aber 'overpriced', also zu teuer macht, erstickt das Interesse im Keim. Man kann beispielsweise eine Gehaltsspanne angeben und damit signalisieren, dass man verhandlungsbereit ist. Klug ist es, wenn man nach den Vorstellungen des Personalchefs fragt. Viele lassen sich darauf leider nicht ein und wollen herausfinden, wie viel sich der Kandidat selbst wert ist. Wenn man bei der Frage nach den Gehaltsvorstellungen eine konkrete Zahl sagt, legt man sich allerdings schon ziemlich fest. Deshalb ist es so wichtig, vorab zu recherchieren, etwa im Internet, in einschlägigen Wirtschaftszeitschriften oder indem man Kollegen fragt.
Gelten Tipps und Tricks für Bewerber wirklich für jede Branche oder werden jeweils andere Schwerpunkte gesetzt? Jürgen Hesse: Es unterscheidet sich natürlich, ob man sich als Bäckerei-Aushilfsverkäuferin bewirbt, ob man in der Verwaltung arbeitet oder Ingenieur ist. In einem kreativen Bereich wie in der Werbung oder in den Medien wird einfach anders gesprochen als in der Bank.
Was kann ich als Bewerber tun, um für beide Seiten ein Maximum aus einem Vorstellungsgespräch herauszuholen? Jürgen Hesse: Nicht nur der Bewerber steht bei einem Vorstellungsgespräch auf dem Prüfstand, auch der Personalentscheider steht unter Druck: Er will kluge Fragen stellen und seinen Betrieb gut präsentieren. Das gelingt nicht immer. Man kennt das aus Prüfungen in Schule oder Uni, wenn man gar nicht weiß, was der Professor oder Lehrer mit seiner Frage eigentlich meint. Es kommt für den Bewerber darauf an, eine Botschaft zu haben. Man ist quasi Missionar in eigener Sache und muss wissen, worüber man reden will. Bei Politikerinterviews kann man das Prinzip beobachten: Der Politiker bringt seine Botschaft an den Mann und reagiert gar nicht auf die Frage des Journalisten. Man sollte ruhig das Heft in die Hand nehmen und mutig loslegen.
Was sind die drei häufigsten Fehler in Vorstellungsgesprächen? Jürgen Hesse: Der erste und schlimmste Fehler ist eine ungenügende Vorbereitung auf das Gespräch. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Fragen, etwa 150. Auf die zehn wichtigsten muss man einfach Antworten vorbereitet haben. Der zweite Fehler ist, die eigentlichen Spielregeln nicht zu kennen. Man muss wissen, dass es darauf ankommt, Sympathien für sich einzuwerben, und dass es um Vertrauen und Zutrauen geht. Der dritte Punkt: Die Bewerber haben sich nicht genau überlegt, was sie herüberbringen wollen, und sie feilen zuwenig daran. Wenn ich auf der Bühne stehe, ohne zu wissen, in welchem Stück ich auftrete und was meine Botschaft ist, dann muss ich mich nicht wundern, wenn das Publikum nicht applaudiert.
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Jürgen Hesse und Hans Christian Schrader sind die Autoren zahlreicher Bücher aus dem Themenkreis Bewerbung und Vorstellungsgespräch. Hier nur eine kurze Auswahl: Jürgen Hesse, Hans Christian Schrader Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch 160 Seiten ISBN 3-8218-1505-1 24,80 DM / ÖS 181 / SFr 23 (€ 12,68)
Jürgen Hesse & Hans Christian Schrader Das Hesse/Schrader Bewerbungshandbuch Alles, was Sie für ein erfolgreiches Berufsleben wissen müssen Mit zahlreichen Musterbewerbungen und Praxisbeispielen lässt dieses Buch keine Fragen zum Thema Bewerbung offen. 496 Seiten Ersch.: Anfang März 2000 ISBN 3-8218-1574-4 49,80 DM / ÖS 364 / SFr 46 (€ 25,46)
Worauf legen Arbeitsgeber beim Vorstellungsgespräch besonders Wert? Jürgen Hesse: Da gibt es drei wichtige Punkte. Es mag erstaunlich sein: Der unwichtigste Punkt ist die Kompetenz. Wenn man zu wenig Kompetenz zeigt, sich wie ein Idiot präsentiert, bekommt man den Job natürlich nicht. Sehr wichtig ist an zweiter Stelle die Leistungsmotivation. Man möchte keinen verschlafenen Mitarbeiter, aber auch niemanden, der zu hektisch, nervös und übermotiviert ist. Das A und O aber, das Wichtigste überhaupt, ist die Gesamtpersönlichkeit. Es kommt darauf an, dass der Personalentscheider und der Kandidat zueinander finden, dass der Entscheider den Bewerber sympathisch erlebt. Hier stellt sich die Frage: Kann man so etwas wie Sympathie beeinflussen? Es gibt Techniken, wie man Sympathien mobilisieren kann. Wer sich freundlich, offen und zugewandt gibt, wird mehr Punkte erzielen.
Wie kann man gegen Stress und Angst beim Vorstellungsgespräch tun? Jürgen Hesse: Das Vorstellungsgespräch ist ein Prüfungsritual. Unter Stress reagiert man anders, ein guter Personalentscheider wird das berücksichtigen. Wichtig ist, dass man sich die Angst selber eingesteht. Wenn mir zum Beispiel nicht die richtigen Worte einfallen, kann ich das im Gespräch thematisieren und sagen: 'Mein Gott, ich bin so aufgeregt - ich fange schon an zu stottern.' Ein wohlwollender Personalchef wird dann immer versuchen, die Situation etwas aufzulockern. Denn letztendlich will der Personalchef jemanden einstellen, er sucht jemanden, der seine Probleme löst.
Was ist die beste Antwort auf die Frage nach den Gehaltsvorstellungen? Jürgen Hesse: Man muss sich vorher informiert haben, was in der Branche üblich ist. Es gibt immer eine gewisse Bandbreite von Gehältern, bei der man sich nicht zu bescheiden am untersten Ende einsortieren sollte. Man sollte aber auch nicht zu keck sein, das Mittelmaß ist wichtig. Wer sich zu billig anpreist, wird nicht unbedingt Sympathie und Vertrauen ernten. Wer sich aber 'overpriced', also zu teuer macht, erstickt das Interesse im Keim. Man kann beispielsweise eine Gehaltsspanne angeben und damit signalisieren, dass man verhandlungsbereit ist. Klug ist es, wenn man nach den Vorstellungen des Personalchefs fragt. Viele lassen sich darauf leider nicht ein und wollen herausfinden, wie viel sich der Kandidat selbst wert ist. Wenn man bei der Frage nach den Gehaltsvorstellungen eine konkrete Zahl sagt, legt man sich allerdings schon ziemlich fest. Deshalb ist es so wichtig, vorab zu recherchieren, etwa im Internet, in einschlägigen Wirtschaftszeitschriften oder indem man Kollegen fragt.
Gelten Tipps und Tricks für Bewerber wirklich für jede Branche oder werden jeweils andere Schwerpunkte gesetzt? Jürgen Hesse: Es unterscheidet sich natürlich, ob man sich als Bäckerei-Aushilfsverkäuferin bewirbt, ob man in der Verwaltung arbeitet oder Ingenieur ist. In einem kreativen Bereich wie in der Werbung oder in den Medien wird einfach anders gesprochen als in der Bank.
Was kann ich als Bewerber tun, um für beide Seiten ein Maximum aus einem Vorstellungsgespräch herauszuholen? Jürgen Hesse: Nicht nur der Bewerber steht bei einem Vorstellungsgespräch auf dem Prüfstand, auch der Personalentscheider steht unter Druck: Er will kluge Fragen stellen und seinen Betrieb gut präsentieren. Das gelingt nicht immer. Man kennt das aus Prüfungen in Schule oder Uni, wenn man gar nicht weiß, was der Professor oder Lehrer mit seiner Frage eigentlich meint. Es kommt für den Bewerber darauf an, eine Botschaft zu haben. Man ist quasi Missionar in eigener Sache und muss wissen, worüber man reden will. Bei Politikerinterviews kann man das Prinzip beobachten: Der Politiker bringt seine Botschaft an den Mann und reagiert gar nicht auf die Frage des Journalisten. Man sollte ruhig das Heft in die Hand nehmen und mutig loslegen.
Was sind die drei häufigsten Fehler in Vorstellungsgesprächen? Jürgen Hesse: Der erste und schlimmste Fehler ist eine ungenügende Vorbereitung auf das Gespräch. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Fragen, etwa 150. Auf die zehn wichtigsten muss man einfach Antworten vorbereitet haben. Der zweite Fehler ist, die eigentlichen Spielregeln nicht zu kennen. Man muss wissen, dass es darauf ankommt, Sympathien für sich einzuwerben, und dass es um Vertrauen und Zutrauen geht. Der dritte Punkt: Die Bewerber haben sich nicht genau überlegt, was sie herüberbringen wollen, und sie feilen zuwenig daran. Wenn ich auf der Bühne stehe, ohne zu wissen, in welchem Stück ich auftrete und was meine Botschaft ist, dann muss ich mich nicht wundern, wenn das Publikum nicht applaudiert.
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