Illegale Streams
Piraten-Streams richten Milliardenschäden an

Bei Razzien in europäischen Ländern wurde zuletzt eine der weltweit größten kriminellen Organisationen für Piraten-Streams zerschlagen. Kriminelle Organisationen verursuchen mit den illegalen Streams Milliardenschäden. Und auch für die Nutzer wird es ungemütlich.

Von Piet Kreuzer |
Broadcasting live football match from stadium control room, professional equipment showing game on monitor
Schon seit geraumer Zeit sind Piratensender ein erhebliches Problem für Sportrechteinhaber. Ende November ist Europol jetzt ein größerer Erfolg im Kampf gegen illegales Streaming gelungen. (PantherMedia / Federico Caputo )
“Die Piraterie ist ein komplexes und globales Problem und hat sich, glaube ich, über die letzten Jahre entsprechend zu einer hochentwickelten illegalen Industrie entwickelt.”
Oliver Pribramsky ist Leiter der Rechteschutzabteilung der Deutschen Fußball-Liga. Die DFL ist als Rechteinhaber auch Mitglied der Audiovisuelle Anti-Piraterie-Allianz, kurz AAPA. Dieser Allianz gehören Rechteinhaber, Medienunternehmen und Sicherheitstechnologie-Firmen an. Ziel ist der Schutz von geschützten audiovisuellen Inhalten.

Konzertierte Aktion in mehreren europäischen Ländern

Mit ihren Mitgliedern hat die AAPA die Strafverfolgungsbehörden bei der europaweiten Razzia Ende November unterstützt. Auch die DFL war beteiligt, erzählt Oliver Pribramsky.
“Aus den Daten, die wir übermitteln, beziehungsweise die wir natürlich auch sammeln, versuchen wir, entsprechende Analysen abzuleiten. Das heißt, wir versuchen herauszufinden. Okay, wer ist denn dieser illegale Verursacher? Wo sitzt er? Wie ist die Struktur aufgebaut, versuchen dort diese Beweise in entsprechenden Paketen sozusagen zusammenzustellen und übermitteln diese Beweise an die Strafverfolgungsbehörden. Daraus ergeben sich dann halt eben auch Aktionen, wie sie jetzt gerade jüngst im November stattgefunden haben, zusammen mit Europol und Eurojust.”
Die Dimension dieser Aktion war enorm. In zehn europäischen Ländern gab es Hausdurchsuchungen, auch in Deutschland. Die Schwerpunkte der Ermittlungen liegen jedoch in Italien und Kroatien. Elf Personen wurden vorläufig festgenommen.

Ein jährlicher Schaden von etwa drei Milliarden Euro

Die verbotenen Streams richten großen Schaden an, etwa 22 Millionen Menschen nutzen diese. Bei den Durchsuchungen wurden 1,65 Millionen Euro in Kryptowährungen und über 40.000 Euro in bar als mutmaßliche Erlöse aus den Straftaten sichergestellt. Der Schaden soll bei monatlich 250 Millionen Euro liegen, jährlich etwa drei Milliarden Euro. Der AAPA-Co-Präsident Mark Mulready wird in einer Pressemitteilung zitiert:
"Das Ausmaß dieser grenzüberschreitenden Strafverfolgungsmaßnahmen macht deutlich, vor welch großen Herausforderungen unsere Branche steht, wenn sie es mit solch raffinierten internationalen Piratennetzwerken zu tun hat.”
Aber es geht nicht nur um die Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden. Die Deutsche Fußball-Liga sammelt an jedem Spieltag auch selbst Beweise gegen die illegalen Anbieter und versendet entsprechende Notifizierungen an alle Beteiligten in dieser illegalen Wertschöpfungskette. Überprüfungen dieser Meldungen ergeben bemerkenswerte Ergebnisse. Laut Pribramsky würden 90 Prozent aller Plattformen, die auf Grund gesetzlicher Grundlagen dazu verpflichtet sind, urheberrechtsverletzende Inhalte zu entfernen, dies umgehend tun. 
“Umgekehrt: Bei den illegalen Anbietern, die aber wirklich auf einem sogenannten dedicated screaming Provider zugreifen. Das heißt also Anbieter, die nichts anderes tun, als eben diese illegalen Streams  selber zur Verfügung zu stellen. Da ist es so, dass die Inhalte bei über 90 Prozent während der Live-Übertragung online bleiben und es überhaupt nicht auf diese Urheberrechtsverletzungen oder auf diese Notifizierung reagiert.”

Die Branche rüstet auf

Lizenznehmer wie der Streamingdienst DAZN setzen auf Technologien, die es den illegalen Anbietern erschweren oder sogar unmöglich machen, die Inhalte zu kopieren oder zu veröffentlichen. Unternehmenssprecher Dennis-Julian Gottschlich:
“Digitale Wasserzeichen gehören dazu zum Beispiel oder einfach automatisierte Systeme, die verdächtige Aktivitäten in Echtzeit dann häufig sogar erkennen und auch blockieren können. Wir setzen sehr viel KI-basiertes Monitoring ein, sprich Tools, die, zum Beispiel soziale Netzwerke, Websites kontinuierlich durchsuchen und nicht autorisierte Streams aufspüren und dann halt auch innerhalb von wenigen Minuten deaktivieren können.”

Nutzer könnten zur Kasse gebeten werden

Aber nicht nur die kriminellen Anbieter, auch die Nutzer setzen sich der Strafverfolgung aus. In Italien beispielsweise drohen Geldstrafen von bis zu 5000 Euro. So müssen die italienischen Nutzer der illegalen Streams jetzt fürchten, dass über die beschlagnahmten Datenbanken ihre Identität festgestellt wird und sie bestraft werden.
Neben der Strafverfolgung gibt es weitere Risiken. Oliver Pribramsky verweist auf diverse Studien.
“Eine zum Beispiel von der AAPA zeigt, dass es im Durchschnitt ungefähr 71 Sekunden dauert nach einem Besuch eines illegalen Angebotes, bis man sich den Rechner beziehungsweise das Endgerät mit Viren oder Malware verseucht hat.”
Denn die Website-Betreiber haben es in vielen Fällen auf Datenraub abgesehen, warnt DAZN-Unternehmenssprecher Dennis-Julian Gottschlich.
“Die wollen von den Nutzern persönliche Daten herausfinden, Passwörter, E-Mail-Adressen, im schlimmsten Fall sensible Daten wie Bankinformationen und wollen diese stehlen und dann am Ende missbrauchen, sei es, indem sie sie verkaufen oder selbst nutzen."
Fazit: Gewinner sind kriminelle Organisationen, die Milliardengewinne abschöpfen. Auf der Verliererseite stehen Rechteinhaber wie Sportligen und Medienunternehmen, die finanzielle Verluste erleiden. Und nicht zuletzt der Nutzer: Der muss in vielen Fällen seinen billigen Live-Sportkonsum teuer bezahlen.