"Wir wissen eigentlich gar nicht mehr, was ist echt und was digital bearbeitet. Wir kaufen Artikel bei eBay. Die können zwei Zentimeter groß sein oder auch 20 Meter. Wir bewegen uns letztlich im Internet, ohne uns tatsächlich zu bewegen. Es gibt einen Überfluss an Möglichkeiten und Angebot. Man wird ständig beballert mit Spam-Nachrichten und Pop-up-Fenstern. Dann ploppt hier eine Skype-Nachricht auf, und dann hat man die nächste E-Mail bekommen; gleichzeitig klingelt das Telefon."
Nina Wolf hat ihr Design-Diplom in der Tasche. Sie zeigt an einem Stand auf der Computermesse CeBIT, wie die digitalisierte Kommunikation unseren Alltag beeinflusst, ohne dass es uns allen gleich bewusst ist. So setzt sie zum Beispiel eine Dose künstlerisch als schwarzes Funkloch um. Wer sein Handy in die Dose legt, ist nicht mehr erreichbar. Zusammen mit ihrer Kommilitonin und Mitabsolventin Kathrin Lang haben sich die beiden in ihrer Diplomarbeit mit der Rettung der eigentlichen Realität befasst, um nicht in der digitalen Welt von studiVZ, Facebook, ICQ und Co. zu vereinsamen, sagt Kathrin:
"Mit der Vereinsamung ist es manchmal so wie mit einem Vogelkäfig: Genauso wie ein Vogelspiegel dem Vogel vorgaukelt, da wäre noch ein anderer Vogel mit im Käfig, gaukelt einem unser neues Gegenüber der Bildschirm einen sozialen Kontakt oder einen Menschen vor, obwohl da ja keiner sitzt. Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass Chatrooms Vogelkäfige der Digitalität sind."
Weniger Gefahr für eine Vereinsamung der aktuellen und nachwachsenden "Generation Internet" sieht Professor Gunter Reus. Er ist Wissenschaftler am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover:
"Das scheint Hand in Hand zu gehen. Moderne Medien und Kontaktpflege sind keine Gegensätze, sondern die scheinen sich zu ergänzen. Ausreißer gibt es immer. Also Jugendliche, die dann zuhause sitzen und verkümmern, die gibt es natürlich auch. Es gab vor 300 Jahren auch junge Frauen, die nur Bücher gelesen haben, und man findet in der Kulturkritik genau die gleichen Vorwürfe an das Medium Buch, das soziale Kontakte zerstört werden, und das würde ich nicht so ernst nehmen."
In der Arbeit der frischgebackenen Diplomandinnen geht es auch um die Generationenfrage. Die sogenannten Digital Natives, also die Nutzer, die heute mit all der Technik aufwachsen, werden automatisch in die digitale Welt hineingeboren. Für sie ist die Gefahr, sich vom "realen" Leben mehr und mehr zu entfernen, viel größter, meint Kommilitonin Nina Wolf.
"Die bewegen sich natürlich ganz anders als wir, die wir uns eher als Immigranten empfinden. Die bewegen sich sehr natürlich in dem Netz und werden da natürlich auch schneller klarkommen mit den Strukturen, mit denen wir uns noch schwer tun, obwohl wir auch reingewachsen sind in das Thema. Aber eben nicht von Anfang an, von Kindheit an uns darin bewegen."
Richtig einsam bekennt sich auf dem Hannoverschen Campus noch niemand. Digitale Medien nutzen trotzdem alle und viel.
Für Kommunikationswissenschaftler Reus ist klar: Die reale, zwischenmenschliche Freundschaft zählt immer noch mehr als eine Verabredung über das digitale Netz.
"Es stimmt, dass Jugendliche heute in einem ungeheuren Maße die Möglichkeiten der virtuellen Kommunikation nutzen. Das ist unglaublich attraktiv für sie. Sie verabreden sich im Netz. Sie chatten, benutzen Instant-Messenger und all diese Dinge. Aber das bedeutet ja nicht, dass sie dafür andere Dinge sofort aufgeben. Sie können heute mit Jugendlichen sprechen - egal in welcher Schicht und mit welchem Bildungsniveau - Freundschaft, Clique und soziale Kontakte spielen eine ungeheure Rolle."
Nina Wolf hat ihr Design-Diplom in der Tasche. Sie zeigt an einem Stand auf der Computermesse CeBIT, wie die digitalisierte Kommunikation unseren Alltag beeinflusst, ohne dass es uns allen gleich bewusst ist. So setzt sie zum Beispiel eine Dose künstlerisch als schwarzes Funkloch um. Wer sein Handy in die Dose legt, ist nicht mehr erreichbar. Zusammen mit ihrer Kommilitonin und Mitabsolventin Kathrin Lang haben sich die beiden in ihrer Diplomarbeit mit der Rettung der eigentlichen Realität befasst, um nicht in der digitalen Welt von studiVZ, Facebook, ICQ und Co. zu vereinsamen, sagt Kathrin:
"Mit der Vereinsamung ist es manchmal so wie mit einem Vogelkäfig: Genauso wie ein Vogelspiegel dem Vogel vorgaukelt, da wäre noch ein anderer Vogel mit im Käfig, gaukelt einem unser neues Gegenüber der Bildschirm einen sozialen Kontakt oder einen Menschen vor, obwohl da ja keiner sitzt. Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass Chatrooms Vogelkäfige der Digitalität sind."
Weniger Gefahr für eine Vereinsamung der aktuellen und nachwachsenden "Generation Internet" sieht Professor Gunter Reus. Er ist Wissenschaftler am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover:
"Das scheint Hand in Hand zu gehen. Moderne Medien und Kontaktpflege sind keine Gegensätze, sondern die scheinen sich zu ergänzen. Ausreißer gibt es immer. Also Jugendliche, die dann zuhause sitzen und verkümmern, die gibt es natürlich auch. Es gab vor 300 Jahren auch junge Frauen, die nur Bücher gelesen haben, und man findet in der Kulturkritik genau die gleichen Vorwürfe an das Medium Buch, das soziale Kontakte zerstört werden, und das würde ich nicht so ernst nehmen."
In der Arbeit der frischgebackenen Diplomandinnen geht es auch um die Generationenfrage. Die sogenannten Digital Natives, also die Nutzer, die heute mit all der Technik aufwachsen, werden automatisch in die digitale Welt hineingeboren. Für sie ist die Gefahr, sich vom "realen" Leben mehr und mehr zu entfernen, viel größter, meint Kommilitonin Nina Wolf.
"Die bewegen sich natürlich ganz anders als wir, die wir uns eher als Immigranten empfinden. Die bewegen sich sehr natürlich in dem Netz und werden da natürlich auch schneller klarkommen mit den Strukturen, mit denen wir uns noch schwer tun, obwohl wir auch reingewachsen sind in das Thema. Aber eben nicht von Anfang an, von Kindheit an uns darin bewegen."
Richtig einsam bekennt sich auf dem Hannoverschen Campus noch niemand. Digitale Medien nutzen trotzdem alle und viel.
Für Kommunikationswissenschaftler Reus ist klar: Die reale, zwischenmenschliche Freundschaft zählt immer noch mehr als eine Verabredung über das digitale Netz.
"Es stimmt, dass Jugendliche heute in einem ungeheuren Maße die Möglichkeiten der virtuellen Kommunikation nutzen. Das ist unglaublich attraktiv für sie. Sie verabreden sich im Netz. Sie chatten, benutzen Instant-Messenger und all diese Dinge. Aber das bedeutet ja nicht, dass sie dafür andere Dinge sofort aufgeben. Sie können heute mit Jugendlichen sprechen - egal in welcher Schicht und mit welchem Bildungsniveau - Freundschaft, Clique und soziale Kontakte spielen eine ungeheure Rolle."