Die Chemotherapie von Leukämien konnte vor einigen Jahren große Fortschritte verzeichnen, bedingt durch ein neues Präparat mit dem Handelsnamen Glivec. Bisher ist allerdings unklar, wie lange diese Therapie wirkt. Hans-Jochem Kolb, Professor und Leukämiespezialist am Münchner Klinikum Großhadern:
Es ist eine fantastische Substanz, weil sie wie ein Schlüssel ins Schloss der Leukämiezelle passt. Wir wissen aber, dass Leukämie ein dynamischer Prozess ist. Es kommen immer Änderungen in der Gensubstanz und irgendwann passt der Schlüssel nicht mehr, und dann geht die Leukämie weiter.
Eine solche Resistenzentwicklung gegen das Medikament haben die Ärzte bereits beobachtet. Als Alternative bietet sich die Transplantation weißer Blutzellen eines fremden Spenders an. Auch dieser Ansatz konnte in den letzten Jahren Fortschritte verzeichnen. Nach einer in München entwickelten Methode transplantieren inzwischen viele Ärzte gleich zwei Mal Blutstammzellen aus dem Knochenmark, und zwar im Abstand von vier bis sechs Monaten. Bei der ersten Transplantation geht es darum, dass sich das Transplantat und das Empfängergewebe gegenseitig möglichst gut tolerieren, so dass es nicht zu einer Abstoßung kommt. Dazu werden Medikamente gegeben, die das Immunsystem unterdrücken.
Das Transplantat nimmt den Empfänger an, und der Empfänger nimmt das Transplantat an, als sei es sein eigenes blutbildendes Gewebe. Bei dieser Entstehung der Toleranz wird aber oft auch Rest-Tumor toleriert. Nun müssen wir die Toleranz brechen, aber nur gegen die Leukämie.
Das geschieht bei der zweiten Transplantation. Dabei wird das Immunsystem nicht mehr unterdrückt, sondern die Ärzte fördern seinen Kampf gegen die Leukämiezellen sogar. Zum Beispiel, indem sie eine leichte Gewebeunverträglichkeit bewusst in Kauf nehmen, oder auch durch Zytokine. Diese Gewebehormone aktivieren die Krebszellen, die dadurch für das neu transplantierte Immunsystem besser erkennbar sind. In vielen Fällen wird der Patient auf diese Weise von der Leukämie geheilt. Es ist allerdings nicht immer einfach, einen Leukämiekranken frühzeitig davon zu überzeugen, dass eine Transplantation sinnvoll ist.
Der hat ja Jahre noch des völlig beschwerdefreien Lebens, aber man sollte bei diesen Patienten innerhalb des ersten Jahres transplantieren. Dann hat man die besten Ergebnisse, kann 80 bis 90 Prozent von ihrer Erkrankung heilen. Wartet man länger, werden die Ergebnisse deutlich schlechter. Das ist ein Dilemma.
Denn wer sich nicht krank fühlt, nimmt kaum eine Behandlung auf sich, die durchaus auch Probleme mit sich bringen kann, sagt Hans-Jochem Kolb.
Die Risiken sind in allererster Linie Folgen der Reaktion des Transplantats gegen den Empfänger. Wenn da etwa von einem Spender, der schon mal Bluttransfusionen bekommen hat, oder von einer Spenderin, die mehrere Kinder hat, das Immunsystem schon immunisiert ist - und zufällig hat der Patient etwas gemeinsam mit dem, wogegen sie immunisiert sind, dann kann es zu sehr schweren Reaktionen kommen.
Die Palette reicht dabei von leichten Hautausschlägen bis zu massiven Leberentzündungen - beherrschbare, aber unangenehme Nebenwirkungen. Auch sonst ist die Zwei-Stufen-Transplantation nicht für alle Leukämiepatienten geeignet. Wer eine akute, rasch verlaufende Erkrankung hat, der kann nicht Monate lang warten, bis die erste Phase erfolgreich war. Hier erproben die Münchner Leukämiespezialisten derzeit die Transplantation so genannter "Natürlicher Killerzellen", die sich nur gegen den Tumor richten. Und bei etwa jedem fünften Patienten scheitert die Transplantation daran, dass sich unter den weltweit acht Millionen Knochenmarkspendern nicht der passende Gewebetyp findet.
Es ist eine fantastische Substanz, weil sie wie ein Schlüssel ins Schloss der Leukämiezelle passt. Wir wissen aber, dass Leukämie ein dynamischer Prozess ist. Es kommen immer Änderungen in der Gensubstanz und irgendwann passt der Schlüssel nicht mehr, und dann geht die Leukämie weiter.
Eine solche Resistenzentwicklung gegen das Medikament haben die Ärzte bereits beobachtet. Als Alternative bietet sich die Transplantation weißer Blutzellen eines fremden Spenders an. Auch dieser Ansatz konnte in den letzten Jahren Fortschritte verzeichnen. Nach einer in München entwickelten Methode transplantieren inzwischen viele Ärzte gleich zwei Mal Blutstammzellen aus dem Knochenmark, und zwar im Abstand von vier bis sechs Monaten. Bei der ersten Transplantation geht es darum, dass sich das Transplantat und das Empfängergewebe gegenseitig möglichst gut tolerieren, so dass es nicht zu einer Abstoßung kommt. Dazu werden Medikamente gegeben, die das Immunsystem unterdrücken.
Das Transplantat nimmt den Empfänger an, und der Empfänger nimmt das Transplantat an, als sei es sein eigenes blutbildendes Gewebe. Bei dieser Entstehung der Toleranz wird aber oft auch Rest-Tumor toleriert. Nun müssen wir die Toleranz brechen, aber nur gegen die Leukämie.
Das geschieht bei der zweiten Transplantation. Dabei wird das Immunsystem nicht mehr unterdrückt, sondern die Ärzte fördern seinen Kampf gegen die Leukämiezellen sogar. Zum Beispiel, indem sie eine leichte Gewebeunverträglichkeit bewusst in Kauf nehmen, oder auch durch Zytokine. Diese Gewebehormone aktivieren die Krebszellen, die dadurch für das neu transplantierte Immunsystem besser erkennbar sind. In vielen Fällen wird der Patient auf diese Weise von der Leukämie geheilt. Es ist allerdings nicht immer einfach, einen Leukämiekranken frühzeitig davon zu überzeugen, dass eine Transplantation sinnvoll ist.
Der hat ja Jahre noch des völlig beschwerdefreien Lebens, aber man sollte bei diesen Patienten innerhalb des ersten Jahres transplantieren. Dann hat man die besten Ergebnisse, kann 80 bis 90 Prozent von ihrer Erkrankung heilen. Wartet man länger, werden die Ergebnisse deutlich schlechter. Das ist ein Dilemma.
Denn wer sich nicht krank fühlt, nimmt kaum eine Behandlung auf sich, die durchaus auch Probleme mit sich bringen kann, sagt Hans-Jochem Kolb.
Die Risiken sind in allererster Linie Folgen der Reaktion des Transplantats gegen den Empfänger. Wenn da etwa von einem Spender, der schon mal Bluttransfusionen bekommen hat, oder von einer Spenderin, die mehrere Kinder hat, das Immunsystem schon immunisiert ist - und zufällig hat der Patient etwas gemeinsam mit dem, wogegen sie immunisiert sind, dann kann es zu sehr schweren Reaktionen kommen.
Die Palette reicht dabei von leichten Hautausschlägen bis zu massiven Leberentzündungen - beherrschbare, aber unangenehme Nebenwirkungen. Auch sonst ist die Zwei-Stufen-Transplantation nicht für alle Leukämiepatienten geeignet. Wer eine akute, rasch verlaufende Erkrankung hat, der kann nicht Monate lang warten, bis die erste Phase erfolgreich war. Hier erproben die Münchner Leukämiespezialisten derzeit die Transplantation so genannter "Natürlicher Killerzellen", die sich nur gegen den Tumor richten. Und bei etwa jedem fünften Patienten scheitert die Transplantation daran, dass sich unter den weltweit acht Millionen Knochenmarkspendern nicht der passende Gewebetyp findet.