Die Wolkenkratzer von Nairobi sind am Horizont noch zu sehen, 40 Kilometer südlich, in Kitengela, einem Ort mitten im Land der Massai. Seit Jahrhunderten ziehen die Ureinwohner hier mit ihren Rinder- und Schafherden zwischen grünen, sanft geschwungenen Hügeln umher. Stets waren auch Wildtiere in ihrer Nähe, und es stört die Massai nicht weiter, wenn gelegentlich Zebras inmitten ihrer Rinderherden grasten. Doch diese friedliche Koexistenz von Mensch, Vieh und Wildtier ist gefährdet: Viele Massai werden sesshaft. Teile ihres Landes gingen in Privatbesitz über, und die neuen Besitzer errichten Zäune, die den Wildtieren, aber auch den umherziehenden Herden, im Weg sind. In Dürrezeiten haben die Nomaden immer weniger Ausweichmöglichkeiten. Mit der Folge, dass die Böden schneller austrocknen und viele Tiere sterben. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte müssen die Massai erleben, dass Löwen und Leoparden ihr Vieh angreifen. Denn die Räume außerhalb der Zäune sind zu eng geworden.
"”Es sind noch etwa 2000 Familien, die hier noch immer als Nomaden leben. Wenn man ihnen helfen will, dann muss man diese Lebensgemeinschaft von Anfang an in ein Forschungsprojekt integrierten. Man darf nicht vergessen, dass ein großer Prozentsatz dieser Menschen Analphabeten sind. Nur wenn man unmittelbar mit ihnen zusammenarbeitet, gelingt es, mit ihnen über die Zusammensetzung ihrer Viehbestände und den Wildtier- und den Umweltschutz zu sprechen.""
Ogeli Makui ist eine Schlüsselfigur in einem Forschungsprojekt, das die Erhaltung der Lebensräume von Mensch und Tier zum Ziel hat. Makui ist selbst ein Massai, der in Kitengela lebt – gleichzeitig gehört er zu einem Wissenschaftlerteam am International Livestock Research Institute (ILRI) in Nairobi, einem Forschungsinstitut, das sich gezielt den Problemen von Viehzüchtern widmet. Mit seinen Kollegen bemüht sich Makui darum, die Massai in der Region Kitengela davon zu überzeugen, ihr Land nicht einzuzäunen oder zu verkaufen:
"”Unsere Gemeinschaft musste überhaupt erst einmal herausfinden, wie viel Land sie wo genau besitzt, um zu sehen, wie sie ihre Viehzucht gestalten kann. Auch war es wichtig herauszufinden, ob es noch ausreichend Flächen gab, über die die Wildtiere in den nördlich gelegenen Nairobi Nationalpark ziehen können. All diese Informationen haben die Leute selbst zusammen getragen. Das ist ein großer Unterschied zu früher, als fremde Wissenschaftler einfach nur gekommen sind, Daten in ihren Computer getippt haben und dann für immer verschwunden sind.""
Bei diesem neuen Projekt sind es die Massai selbst, die Daten erheben. Obwohl viele von ihnen nicht lesen und schreiben können, haben sie gelernt, die Zahlenwerte eines GPS-Empfängers abzulesen und so ihre Position genau zu bestimmen. Inzwischen verfügen sie über gutes Kartenmaterial, und sie können nun aktiv teilnehmen an den politischen Diskussionen über die zukünftige Raumplanung ihrer Region. Die Ökologin Robin Reid vom International Livestock Research Institute untersucht mit den geographischen Daten der Massai die Frage, warum die Zebras, die Giraffen und all die anderen wilden Tiere insbesondere dort unterwegs sind, wo auch die Nomaden mit ihren Herden umherziehen. Reid:
"”Die Wildtiere suchen die Nähe der Viehherden, weil sie sich dort sicherer fühlen. Außerdem ist in der Nähe der Herden das Gras relativ kurz und lässt sich gut fressen – andere Orte hingegen, wo das Gras hoch ist, sind für viele Tiere gefährlicher und die Nahrung ist auch nicht so gut.""
Es ist also harmonisches Nebeneinander von Viehzucht und Wildtieren, das ideal ist für die Erhaltung der Lebensräume. Voraussetzung dafür sind große, weite und vor allem offene Flächen. Mit der Kartierung ihres eigenen Landes beginnen die Massai zu erkennen, dass es die Zäune sind, die den Menschen, ihrem Vieh und den wilden Tieren das Leben schwer machen. Nur wenn für alle genügend Platz da ist, können die Massai ihre Lebensumstände verbessern und gleichzeitig die einzigartige Artenvielfalt in Kenia erhalten.
"”Es sind noch etwa 2000 Familien, die hier noch immer als Nomaden leben. Wenn man ihnen helfen will, dann muss man diese Lebensgemeinschaft von Anfang an in ein Forschungsprojekt integrierten. Man darf nicht vergessen, dass ein großer Prozentsatz dieser Menschen Analphabeten sind. Nur wenn man unmittelbar mit ihnen zusammenarbeitet, gelingt es, mit ihnen über die Zusammensetzung ihrer Viehbestände und den Wildtier- und den Umweltschutz zu sprechen.""
Ogeli Makui ist eine Schlüsselfigur in einem Forschungsprojekt, das die Erhaltung der Lebensräume von Mensch und Tier zum Ziel hat. Makui ist selbst ein Massai, der in Kitengela lebt – gleichzeitig gehört er zu einem Wissenschaftlerteam am International Livestock Research Institute (ILRI) in Nairobi, einem Forschungsinstitut, das sich gezielt den Problemen von Viehzüchtern widmet. Mit seinen Kollegen bemüht sich Makui darum, die Massai in der Region Kitengela davon zu überzeugen, ihr Land nicht einzuzäunen oder zu verkaufen:
"”Unsere Gemeinschaft musste überhaupt erst einmal herausfinden, wie viel Land sie wo genau besitzt, um zu sehen, wie sie ihre Viehzucht gestalten kann. Auch war es wichtig herauszufinden, ob es noch ausreichend Flächen gab, über die die Wildtiere in den nördlich gelegenen Nairobi Nationalpark ziehen können. All diese Informationen haben die Leute selbst zusammen getragen. Das ist ein großer Unterschied zu früher, als fremde Wissenschaftler einfach nur gekommen sind, Daten in ihren Computer getippt haben und dann für immer verschwunden sind.""
Bei diesem neuen Projekt sind es die Massai selbst, die Daten erheben. Obwohl viele von ihnen nicht lesen und schreiben können, haben sie gelernt, die Zahlenwerte eines GPS-Empfängers abzulesen und so ihre Position genau zu bestimmen. Inzwischen verfügen sie über gutes Kartenmaterial, und sie können nun aktiv teilnehmen an den politischen Diskussionen über die zukünftige Raumplanung ihrer Region. Die Ökologin Robin Reid vom International Livestock Research Institute untersucht mit den geographischen Daten der Massai die Frage, warum die Zebras, die Giraffen und all die anderen wilden Tiere insbesondere dort unterwegs sind, wo auch die Nomaden mit ihren Herden umherziehen. Reid:
"”Die Wildtiere suchen die Nähe der Viehherden, weil sie sich dort sicherer fühlen. Außerdem ist in der Nähe der Herden das Gras relativ kurz und lässt sich gut fressen – andere Orte hingegen, wo das Gras hoch ist, sind für viele Tiere gefährlicher und die Nahrung ist auch nicht so gut.""
Es ist also harmonisches Nebeneinander von Viehzucht und Wildtieren, das ideal ist für die Erhaltung der Lebensräume. Voraussetzung dafür sind große, weite und vor allem offene Flächen. Mit der Kartierung ihres eigenen Landes beginnen die Massai zu erkennen, dass es die Zäune sind, die den Menschen, ihrem Vieh und den wilden Tieren das Leben schwer machen. Nur wenn für alle genügend Platz da ist, können die Massai ihre Lebensumstände verbessern und gleichzeitig die einzigartige Artenvielfalt in Kenia erhalten.