Unter der Leitung von Brück und Professor Falk Krebs, der an der Wiesbadener Fachhochschule Bausubstanzerhaltung und – Verbesserung lehrt, machte sich die Wiesbadener Gruppe in Westhofen an die Arbeit. Monatelang dokumentierte sie in einer so genannten "Bauaufnahme" den Zustand der Synagoge und erstellten ausgefeilte Computermodelle für künftige Nutzungen des Gebäudes. Professor Falk Krebs:
Wir haben den Studenten eigentlich freie Hand gelassen. Die Studenten haben zunächst einmal festgestellt, dass es dort Wein gibt. Und deshalb waren die Überlegungen: Kann man eine Weinstube, eine Probierstube dort hineinbauen? Es gab andere Arbeiten, die gesagt haben: In diesem Raum, den man auch nicht so sehr verändern kann, könnte man auch schon essen.
Doch die Restaurant-Idee stößt beim eigentlichen Besitzer der Synagoge, der jüdischen Gemeinde in Straßburg, zunächst auf wenig Gegenliebe. Und auch die Kommune Westhofen, die das zentral gelegene Gebäude eigentlich gerne langfristig pachten und nutzen will, ist sich noch nicht ganz sicher, was sie letztendlich damit machen will, erzählt Gemeindesekretärin Mariejanne Baer:
Zuerst mal wollen wir sie restaurieren, innen und außen, und die endgültige Bestimmung ist noch nicht ganz klar definiert, etwas Kulturelles, auf jeden Fall, eine Bibliothek, zum Beispiel.
Was fehlt, ist Geld. Für den Umbau von Westhofen und für die anderen 90 Synagogen in den Dörfern des Elsass, die von den Pogromen der Nationalsozialisten zumindest äußerlich verschont blieben. Die Fachhochschule Wiesbaden denkt an ein groß angelegtes EU-Projekt zur Rettung dieses einzigartigen Kulturerbes- doch es fehlt die Arbeitskraft, die für die aufwendige Beantragung der EU-Fördermittel notwendig wäre. Professor Falk Krebs:
Das nebenbei zu machen, das ist uns auch relativ schnell klar geworden, können wir mal mit einer Synagoge machen, aber nicht mit einer so großen Anzahl und schon gar nicht so, das man wirklich konsequent eine Synagoge nach der anderen bearbeitet. Das würde die Möglichkeiten, die wir hier haben, sprengen.
Deshalb sucht man an der Fachhochschule Wiesbaden dringend Unterstützung, um den Rettungsplan für die Elsässischen Synagogen umsetzen zu können. Edgar Brück:
Schützt die Synagogen, rettet die Synagogen, das ist auch tatsächlich wie ein Notruf!
Ein Notruf an die Politik, an mögliche Geldgeber – aber auch an die europäische Öffentlichkeit, die den Verfall der Elsässer Synagogen bisher noch weitgehend schweigend duldet. In Balbronn, einem Dorf nur drei Kilometer von Westhofen entfernt, wollten sie die Synagoge schon einmal nach Israel verschiffen, um sie zu retten, erinnert sich Mariejanne Baer:
Da war schon die Rede davon, vor ein paar Jahren, sie nach Israel zu transportieren. Die ganze Synagoge, ja. Ich nehme an, Stein nach Stein, es war programmiert. Dann schließlich wurde nichts daraus, weil das zu teuer war.
Solche Ideen hätten in Westhofen keine Chance, da ist sich die Gemeindesekretärin sicher. Anders sei das zwar mit dem Umbauplänen der Fachhochschule Wiesbaden. Doch bis für deren Realisierung genügend Geld da ist, wird die Synagoge einfach weiter leer stehen. Dem Verfall preisgegeben, aber gut verschlossen.