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Im Flecktarn auf dem Golfplatz

Für viele Sportarten ist es ein großer Traum in den Kanon der olympischen Spiele aufgenommen zu gehören. Für die Sportart Golf wird dieser Traum bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro wahr werden. Diese Entscheidung änderte auch das junge Berufsleben der Amateurgolferin Lara Katzy: Sie ist nun die erste Golfsoldatin der Bundeswehr.

Von Arne Lichtenberg |
    Lara Katzy Golfabschlag ist an diesem Tag schon recht flüssig. Obwohl sie sich schon um sechs Uhr früh mit dem Auto auf dem Weg von Berlin bis zum Golfplatz St. Leon Rot in der Nähe von Heidelberg gemacht hat. Mindestens einmal im Monat muss sie sich in Baden-Württemberg blicken lassen, um mit dem Bundestrainer und dem Athletiktrainer an ihrer Form zu arbeiten. Vor kurzem war sie noch bei einem Turnier in Spanien, davor in Portugal und den USA. Den Rest der Zeit verbringt sie bei ihrem Heimatclub in Berlin-Wannsee. Die 22-Jährige führt ein Leben aus dem Koffer:

    "Im letzten Sommer war ich acht Wochen am Stück unterwegs. Sonntagabends nach hause, spätestens Dienstagfrüh wieder irgendwo hingefahren. Sprich: Montags nur die Sachen in die Waschmaschine und direkt wieder in den Koffer aus der Waschmaschine. Sonst läuft zuhause eine ganz normale Woche, dass ich drei bis vier Trainingseinheiten am Tag habe. Zweimal Golf, zweimal Fitness ungefähr."

    Das Lara Katzy sich dieses Pensum als Amateur leisten kann, verdankt sie dem Fakt, dass sie als Sportsoldatin bei der Bundeswehr angestellt ist. Katzy ist die erste Sportsoldatin der Bundeswehr in der Sportart Golf überhaupt. Möglich machte das erst die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees 2009 Golf olympisch werden zu lassen. Ein Beschluss genau zu rechten Zeit, denn 2009 legte Katzy ihr Abitur ab und stand vor der Wahl: was kommt nach der Schule? Ein Stipendium in den USA, Ausbildung oder Studium in Deutschland? Ganz spontan ergab sich dann die Möglichkeit in die Sportförderkompanie der Bundeswehr aufgenommen zu werden:

    "Das kam über meinen Golfclub, da hatte jemand das erzählt und dann haben wir sofort nachgefragt mit meinem Trainer, mit meiner Leistungssportkoordinatorin und dann waren die da ganz begeistert, eine Golferin aufnehmen zu können. Dann ging das auch ratz fatz."

    Dank ihres Status als Sportsoldatin ist auch die Finanzierung der Berlinerin gesichert, sie kann sich voll auf ihre Sportlerkarriere konzentrieren. Mit dem Gehalt von der Bundeswehr und Zuwendungen vom Deutschen Golfverband bestreitet sie ihren Lebensunterhalt. Was auch nötig ist, wie der Sportdirektor des Deutschen Golf Verbandes, Florian Bruhns erklärt:

    "Es ist ein sehr intensiver Sport, der Golfsport, wo sie am Tag, die ganze Woche hinüber intensiv trainieren müssen. Sie haben kaum Zeit was anderes zu tun."

    Die Entscheidung pro Olympia hat auch im Verband einiges durcheinander gebracht. Strukturen müssen angepasst werden, die Förderung überarbeitet werden. So gibt es aktuell noch kein Bundesleistungszentrum Golf. Und auch die Olympiastützpunkte bringen den Athleten wenig, denn was sie bräuchten wäre ein überdachter Golfplatz für die Wintermonate. Aber solch einen Luxus haben die Stützpunkte nicht zu bieten. Mit konkreten finanziellen Zuwendungen vom DOSB kann der Verband noch nicht rechnen, erst Ende 2012 werden die Gelder an die jeweiligen Olympischen Sportarten für 2016 verteilt. Auch der Golfverband hofft hier auf Zuwendungen, wie beispielsweise die Unterstützung durch die Deutsche Sporthilfe für ihre Athleten. Denn bisher gibt es die noch nicht.

    "Denn man darf sich nicht vorstellen, dass nur weil wir die Sportart Golf sind, dass der Leistungssport immer von den Athleten selbst getragen werden kann. Denn wenn man Leistungssportler ist, gehört da eine Ganzjahresplanung, über mehrere Jahre hinzu und das kostet viel Zeit, viel Energie, aber auch Geld und dementsprechend sind häufig Unterstützungen auch vom Verband oder auch von anderen Strukturen nötig, damit der Athlet diesen Weg gehen kann."

    Auch bei Lara Katzy war das nicht viel anders. Ihre Familie schwimmt nicht im Geld. Da wurden dann schon einmal gebrauchte Schläger vom Verein geliehen oder die Golfkleidung vom Bruder abgetragen:

    "Ich bin über Forderung dort hingekommen, wo ich jetzt bin, und nicht weil ich von zuhause viel Geld habe und mir das alles bezahlt wurde, ich habe dafür hart gearbeitet und habe viel trainiert und ich könnte mir das sonst, dass viele Reisen, die Ausrüstung und die Trainerstunden, alles was dazugehört, nicht leisten."

    Seit zwei Jahren ist Lara Katzy nun schon bei der Bundeswehr, ein Jahr wird sie noch bleiben. Dann will sie den Sprung auf die Profi-Tour wagen, denn für die anvisierte Olympia-Teilnahme in Rio 2016 muss sie in der Weltrangliste weit oben stehen und das können nur die Profis. Und Profis fördert die Bundeswehr nicht mehr:

    "Ich denke irgendwann trifft man die Entscheidung, geht man jetzt in ein normales Berufsleben über oder macht man eben den Sprung ins Profilager, weil ich denke es ist ein Traum von jedem Sportler einmal bei Olympia dabei zu sein, dass wäre was ganz tolles."