Die Stadthalle Hofheim ist gut besetzt. In einem großen Kreis sind Tische angeordnet. 57 Abgeordnete Bahá’i aus ganz Deutschland haben Platz genommen, um miteinander zu beraten. Das Publikum auf der Tribüne hört aufmerksam zu. An der Wand hängt ein großformatiges Transparent mit einem Zitat des Religionsstifters Bahá’u’llah:
"Beratet in größter Freundlichkeit und im Geiste vollkommener Brüderlichkeit, und verbringt die kostbaren Tage eures Lebens damit die Welt zu bessern...
"Die Bahá’i sind administrativ aufgebaut in lokale, nationale und ein internationales Gremium. Die lokalen und nationalen Gremien werden einmal im Jahr gewählt und das internationale Gremium alle 5 Jahre. Und das Schöne der drei Ebenen ist - also lokal, national und international - dass man versucht in einer geistigen, losgelösten Atmosphäre zu wählen. Es ist eine sehr freie, jedem Wählers Gewissens obliegende, heilige Verpflichtung, die man sehr ernst nimmt und versucht in einer geistigen, reinen Form zu erfüllen!"
Ario Dehghani aus München gehört dem neu gewählten "Nationalen Geistigen Rat" der Bahá’i in Deutschland an. Das weltweite Verwaltungsmodell der Bahá’i geht zurück auf den Stifter Bahá’u’llah. Erstmals wurden damit von einem Religionsoffenbarer die Grundzüge für ein globales Gesellschaftsmodell der Menschheit gelegt, in dem Einzelne keine Machtpositionen einnehmen. Alle die Gemeinde betreffenden Angelegenheiten werden in gewählten Gremien beraten und mehrheitlich entschieden.
"Die lokalen Gremien werden unter den Gläubigen gewählt, in geheimer Wahl, in freier Wahl, wenn mindestens neun Personen über 21 in einem Ort wohnen, dann bekommt man einen Lokalen Geistigen Rat."
Gut 100 Lokale Geistige Räte gibt es zurzeit in Deutschland. Die Wahlen sind geheim und sollen in einer geistigen Haltung durchgeführt werden.
"National ist es so, dass die Bahá’i -Gemeinde eingeteilt wird in Wahlbezirke und dass diese Wahlbezirke Abgeordnete wählen. Und diese Abgeordnete treffen sich jedes Jahr zur Nationaltagung in Deutschland und wählen den Nationalen Geistigen Rat. Auch neun Personen. Wählbar sind alle Personen der Deutschen Bahá’i -Gemeinde über 21 Jahren."
Die Bahá’i-Wahl kennt keine Kandidaten, keine Wahlwerbung und auch keine Wahlversprechen.
"Ich finde, die Bahai-Wahlen unterscheiden sich ganz von anderen Wahlen! Und zwar kommen sie ja ganz ohne Propaganda, ohne Kandidatur, ohne Spitzenkandidaten aus und das finde ich schon etwas Einmaliges."
"Es geht nicht um die Person im Vordergrund, sondern um die Institution, um die gemeinsame Vision und Zielsetzung und das ist für mich das besondere."
"Man wählt auch nicht eine Person in dem Sinne, sondern man wählt die Möglichkeit, die man in diese Person sieht, einen besonders guten Dienst zu leisten. … Und ich bewundere sehr, was für einen ehrenamtlichen Dienst sie da tun, weil das erfordert sehr viel Arbeit und auch Zeit."
Die Körperschaft der weltweiten Bahá’í-Gemeinde - das sogenannte "Universale Haus der Gerechtigkeit" – das alle fünf Jahre gewählt wird, ist das einzige Gremium, das nur mit Männern besetzt wird. Wählbar sind alle männlichen Bahá’i auf der Welt über 21 Jahren. Für die Wahl reisen die Mitglieder aller Nationalen Bahai-Räte als Delegierte nach Israel, um ihre Stimme abzugeben.
"Man muss sich das so vorstellen, da sitzen über 1000 Delegierte in einem großen Auditorium und werden einzeln nach Ländern aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Zudem: Das waren mindestens 500 Menschen davon in ihrer Nationaltracht, was an sich schon sehr berührend war."
Thomas Floeth aus Bückeburg, ebenfalls Mitglied des neu gewählten Nationalen Rats der Bahá’i, war Ende April bei der Wahl in Haifa dabei. Er selbst trug eine Bauerntracht aus dem niedersächsischen Schaumburg-Lippe.
Doch längst nicht alle der mehr als 1500 Wahlberechtigten aus aller Welt konnten an der Wahl teilnehmen. Zum einem ist es den Bahá’í in ihrem Ursprungsland - dem Iran - nicht gestattet sich zu organisieren. Das letzte Führungsgremium sitzt seit sechs Jahren in Haft. Zum anderen wird den Bahá’i - vor allem aus arabischen Ländern - die Einreise nach Israel verwehrt. Sie nahmen per Briefwahl teil.
"Das ist ja auch ein weltweites Unterfangen und teilweise reden sie von Inseln, die 1200 Kilometer entfernt sind. Letztendlich waren von den 1500 Wahlberechtigten etwa 1000 vor Ort."
Nach der Wahl gab es dreitägige Beratungen über die Nöte der Zeit, und wie es gelingen kann, einen positiven Einfluss auf das Wohlergehen der Menschheit auszuüben, sowie Bildung, Frieden und weltweiten Wohlstand zu fördern. Die Gastfreundschaft, Atmosphäre und Verbundenheit dabei hat Thomas Floeth tief beeindruckt.
"Weil die Delegierten selber, die dort zu Worte kamen, waren eben nicht die, die wir auf internationalen Konferenzen üblicherweise reden hören. Das waren also nicht G-8-Staaten, sondern hauptsächlich haben da gesprochen Inder, Afrikaner, Südamerikaner, Leute von den Pazifischen Inseln, Staaten die ich teilweise überhaupt nicht gekannt habe vorher! Und da wurden Fragestellungen aufgeworfen, die wir kaum kennen. Und man hatte das Gefühl, man ist in einem kleinen mikroskopischen Kosmos der Welt gelandet, wo plötzlich die Probleme dieser Welt in dem Maße sichtbar wurden, wie sie eigentlich in Wirklichkeit existieren. Und nicht so wie in unseren westlichen Köpfen, die eben doch stark von Materialismus geprägt sind!"
"Beratet in größter Freundlichkeit und im Geiste vollkommener Brüderlichkeit, und verbringt die kostbaren Tage eures Lebens damit die Welt zu bessern...
"Die Bahá’i sind administrativ aufgebaut in lokale, nationale und ein internationales Gremium. Die lokalen und nationalen Gremien werden einmal im Jahr gewählt und das internationale Gremium alle 5 Jahre. Und das Schöne der drei Ebenen ist - also lokal, national und international - dass man versucht in einer geistigen, losgelösten Atmosphäre zu wählen. Es ist eine sehr freie, jedem Wählers Gewissens obliegende, heilige Verpflichtung, die man sehr ernst nimmt und versucht in einer geistigen, reinen Form zu erfüllen!"
Ario Dehghani aus München gehört dem neu gewählten "Nationalen Geistigen Rat" der Bahá’i in Deutschland an. Das weltweite Verwaltungsmodell der Bahá’i geht zurück auf den Stifter Bahá’u’llah. Erstmals wurden damit von einem Religionsoffenbarer die Grundzüge für ein globales Gesellschaftsmodell der Menschheit gelegt, in dem Einzelne keine Machtpositionen einnehmen. Alle die Gemeinde betreffenden Angelegenheiten werden in gewählten Gremien beraten und mehrheitlich entschieden.
"Die lokalen Gremien werden unter den Gläubigen gewählt, in geheimer Wahl, in freier Wahl, wenn mindestens neun Personen über 21 in einem Ort wohnen, dann bekommt man einen Lokalen Geistigen Rat."
Gut 100 Lokale Geistige Räte gibt es zurzeit in Deutschland. Die Wahlen sind geheim und sollen in einer geistigen Haltung durchgeführt werden.
"National ist es so, dass die Bahá’i -Gemeinde eingeteilt wird in Wahlbezirke und dass diese Wahlbezirke Abgeordnete wählen. Und diese Abgeordnete treffen sich jedes Jahr zur Nationaltagung in Deutschland und wählen den Nationalen Geistigen Rat. Auch neun Personen. Wählbar sind alle Personen der Deutschen Bahá’i -Gemeinde über 21 Jahren."
Die Bahá’i-Wahl kennt keine Kandidaten, keine Wahlwerbung und auch keine Wahlversprechen.
"Ich finde, die Bahai-Wahlen unterscheiden sich ganz von anderen Wahlen! Und zwar kommen sie ja ganz ohne Propaganda, ohne Kandidatur, ohne Spitzenkandidaten aus und das finde ich schon etwas Einmaliges."
"Es geht nicht um die Person im Vordergrund, sondern um die Institution, um die gemeinsame Vision und Zielsetzung und das ist für mich das besondere."
"Man wählt auch nicht eine Person in dem Sinne, sondern man wählt die Möglichkeit, die man in diese Person sieht, einen besonders guten Dienst zu leisten. … Und ich bewundere sehr, was für einen ehrenamtlichen Dienst sie da tun, weil das erfordert sehr viel Arbeit und auch Zeit."
Die Körperschaft der weltweiten Bahá’í-Gemeinde - das sogenannte "Universale Haus der Gerechtigkeit" – das alle fünf Jahre gewählt wird, ist das einzige Gremium, das nur mit Männern besetzt wird. Wählbar sind alle männlichen Bahá’i auf der Welt über 21 Jahren. Für die Wahl reisen die Mitglieder aller Nationalen Bahai-Räte als Delegierte nach Israel, um ihre Stimme abzugeben.
"Man muss sich das so vorstellen, da sitzen über 1000 Delegierte in einem großen Auditorium und werden einzeln nach Ländern aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Zudem: Das waren mindestens 500 Menschen davon in ihrer Nationaltracht, was an sich schon sehr berührend war."
Thomas Floeth aus Bückeburg, ebenfalls Mitglied des neu gewählten Nationalen Rats der Bahá’i, war Ende April bei der Wahl in Haifa dabei. Er selbst trug eine Bauerntracht aus dem niedersächsischen Schaumburg-Lippe.
Doch längst nicht alle der mehr als 1500 Wahlberechtigten aus aller Welt konnten an der Wahl teilnehmen. Zum einem ist es den Bahá’í in ihrem Ursprungsland - dem Iran - nicht gestattet sich zu organisieren. Das letzte Führungsgremium sitzt seit sechs Jahren in Haft. Zum anderen wird den Bahá’i - vor allem aus arabischen Ländern - die Einreise nach Israel verwehrt. Sie nahmen per Briefwahl teil.
"Das ist ja auch ein weltweites Unterfangen und teilweise reden sie von Inseln, die 1200 Kilometer entfernt sind. Letztendlich waren von den 1500 Wahlberechtigten etwa 1000 vor Ort."
Nach der Wahl gab es dreitägige Beratungen über die Nöte der Zeit, und wie es gelingen kann, einen positiven Einfluss auf das Wohlergehen der Menschheit auszuüben, sowie Bildung, Frieden und weltweiten Wohlstand zu fördern. Die Gastfreundschaft, Atmosphäre und Verbundenheit dabei hat Thomas Floeth tief beeindruckt.
"Weil die Delegierten selber, die dort zu Worte kamen, waren eben nicht die, die wir auf internationalen Konferenzen üblicherweise reden hören. Das waren also nicht G-8-Staaten, sondern hauptsächlich haben da gesprochen Inder, Afrikaner, Südamerikaner, Leute von den Pazifischen Inseln, Staaten die ich teilweise überhaupt nicht gekannt habe vorher! Und da wurden Fragestellungen aufgeworfen, die wir kaum kennen. Und man hatte das Gefühl, man ist in einem kleinen mikroskopischen Kosmos der Welt gelandet, wo plötzlich die Probleme dieser Welt in dem Maße sichtbar wurden, wie sie eigentlich in Wirklichkeit existieren. Und nicht so wie in unseren westlichen Köpfen, die eben doch stark von Materialismus geprägt sind!"