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Im Internet hieß es ''Zurück an Absender''

Am Donnerstag legte eine fehlerhafte Zuordnung von Rechneradressen große Teile des Internets für Stunden lahm. E-Mails kamen nicht bei ihren Empfängern an, Webserver waren unerreichbar. Betroffen waren vor allem Adressen mit den Endungen "com" und "net".

Wolfgang Noelke, Wolfgang Ley, Armin Amler |
    Das Chaos entstand, weil die eindeutige Zuordnung von numerischen zu lesbaren Rechnernamen durcheinandergeriet. Internetadressen bestehen eigentlich aus bloßen Zahlen, die zugehörigen Klartextnamen sind in Datenbanken verzeichnet. Dafür ist in den USA die Firma Network Solutions Inc. verantwortlich. Sie verwaltet in den USA die sogenannten Top-Level-Domain-Namen "com", "net" und "org". Am Donnerstag nun ignorierte ein Mitarbeiter eine Fehlermeldung des zuständigen Rechners. Dadurch wurden falsche Daten in Umlauf gebracht. Auch der Alarm eines Prüfprogramms blieb vier Stunden lang unbeachtet - er war gegen drei Uhr früh ausgelöst worden. Was mit den unzustellbaren E-Mails geschieht, hängt von den weiterleitenden Rechnern ab, wie Wolfgang Ley vom Computer-Notfallteam (CERT) des Deutschen Forschungsnetzes erklärt: "Entweder wird nur die Headerinformation - also der Briefkopf - zurückgeleitet, oder die komplette Mail. Ein Benutzer kann auch eine Wichtigkeitsstufe angeben, so daß bei unwichtigen Mails nur der Header zurückkommt, bei wichtigen die komplette Nachricht."

    Der Vorfall wirft nun erneut Fragen nach der bisherigen Praxis bei der Namesvergabe auf. Das US-Justizministerium hat kürzlich eine Untersuchung gegen Network Solutions eingeleitet. Der Hintergrund: Die Wissenschaftsstiftung der USA, NSF, hatte bereits 1993 einen Fünf-Jahresvertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen und ihm enorme Rechte zugestanden. Der Hauptgrund für eine Reihe von Klageschriften amerikanischer Firmen war nun, daß Network Solutions Internetnamen an Einzelpersonen und Kleinstfirmen vergab, die diese aus rein spekulativen Gründen beantragt hatten. Schon seit Jahrzehnten offiziell ins Handelsregister eingetragene Körperschaften hatten das Nachsehen. Experten rechnen jetzt mit einem monatelangen Streit und hohen finanziellen Aufwendungen.