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Im Kampf gegen Stickstoff und Phosphor

Agrarwissenschaften. - Im Düsseldorfer Landtag eröffneten Forscher der Landwirtschaftlichen Fakultät an der Uni Bonn heute eine Ausstellung zum Thema "Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Umweltschutz". Die Wissenschaftler zeigen unter anderem den aktuellen Forschungsstand in der landwirtschaftlichen Tierernährung, die besonders wegen BSE in der öffentlichen Diskussion präsent ist. Doch auch in ökologischer Hinsicht wollen die Bonner Forscher die Ernährung von Nutztieren verbessern.

    Phosphor und Stickstoff - diese beiden Nährelemente gelangen nach wie vor in zu großer Menge in die Umwelt und führen zu einer Überdüngung von Flüssen und Seen. Auch die landwirtschaftliche Nutztierhaltung trägt dazu einen Anteil bei: Rinder, Schweine und Geflügel bekommen Stickstoff und Phosphor mit dem Futter zugeführt. Das Vieh scheidet sie zu einem Großteil wieder aus, mit der Gülle landen die Stoffe auf dem Acker und gelangen schließlich in die Gewässer. "Das muss aber überhaupt nicht sein", sagt Ernst Pfeffer, Professor für Tierernährung an der Uni Bonn. "Ich sehe ein erhebliches Potenzial, diese Mengen einzuschränken." Denn durch Umstellungen in der Tierernährung wäre es Landwirten möglich, der Umwelt hohe Nährstoffeinträge zu ersparen.

    Milchkühe zum Beispiel erhalten zusätzliches Kraftfutter, damit sie mehr Milch geben. Die fertigen Mischungen enthalten aber meist mehr Protein als nötig. Die Rinder scheiden das überschüssige Eiweiß wieder aus und belasten so die Umwelt unnötig mit Stickstoff, denn das ist ein Hauptbestandteil der Proteine. "Viel hilft viel" - von diesem Leitsatz verabschiedet sich die Agrarforschung immer mehr. Auch die Tierernährungsexperten der Uni Bonn schlagen einen entgegengesetzten Weg vor, den sie auf ihrem Versuchsgut Frankenforst im Siebengebirge erproben. "Im Augenblick bearbeiten wir dort die Frage, ob wir nicht bei Milchkühen gezielt eine Möglichkeit ausnutzen können, die von der Physiologie vorgegeben ist: Dass nämlich Harnstoff, der in der Leber gebildet wird, in den Verdauungstrakt zurückfließt und von den Mikroorganismen dort verwertet werden kann", erläutert Pfeffer. Ein solches körpereigenes Recycling-System ist von Kühen bekannt, die an nährstoffarmen Standorten leben. Auch für deutsches Weidevieh könnte eine solche gezielte Unterversorgung mit Stickstoff eine Option sein.

    Noch sind die Versuche in einem frühen Stadium, doch der Bonner Experte ist zuversichtlich: "Für viele Gebiete kann das eine Reduktion der Stickstoff-Ausscheidungen um 30 Prozent bringen." Zwar vergeht meist einige Zeit, bis Tierhalter neuen Ernährungsempfehlungen auch folgen. Doch der Trend zur umweltverträglicheren Minimaldosierung ist unverkennbar, findet Pfeffer: "Generell herrscht heute bei den Forschungsprojekten die Zielsetzung vor: Was können wir noch alles weglassen?"

    [Quelle: Volker Mrasek]