Bevor der Ebro von Nordwesten her durch Zaragoza fließt, windet er sich in eine Schleife und umschließt dadurch ein großes Stück fruchtbares Land. Bis vor wenigen Monaten wurden hier tatsächlich Felder bestellt. Nun aber entstehen Themenparks, Hotels und Wildwasserbecken, dazu ein Wasserturm, der so hoch ist wie der höchste Kirchturm von Zaragoza. In seinen Ausmaßen ist der Fluss der Elbe vergleichbar - aber:
"Der Ebro ist der bedeutendste Fluss Spaniens mit der größten Wassermenge, mit dem größten Wassereinzugsgebiet. Spaniens Name war früher Iberia, es ist die iberische Halbinsel und das ist genau der Name, den der Ebro im Lateinischen hat. "
Rafael Romeo ist "Kommissar für Wasser" in der "Confederacion Hidrografica del Ebro". Vor ihrem Sitz in Zaragoza wehen sieben Flaggen. Es sind die Fahnen jener nordspanischen Regionen, durch die der Ebro fließt. Ihre Interessen am Wasser des Ebro werden hier koordiniert, seit 1926 bereits. Rechnet man alle Zuflüsse zusammen, ergibt sich ein Einzugsgebiet, das weit größer als Bayern ist, aber von nur drei Millionen Menschen bewohnt wird - ein Fünftel davon in Zaragoza. Fast das gesamte Wasser wird für die Landwirtschaft gebraucht. Rafael Romeo vergleicht die Situation mit der in Frankreich, wo es im Durchschnitt ähnlich viel regnet:
"Der Unterschied ist die schlechte Verteilung in Raum und Zeit: Es regnet in sehr wenigen Zonen, viel im Norden und dort im Überfluss, aber im Rest von Spanien regnet es nur spontan. Und normalerweise regnet es außerhalb jener Zeiten, in der das Wasser dringend von der Landwirtschaft gebraucht wird. Das hat uns dazu gezwungen, dass wir viele Stauseen bauen mussten. Hier in Spanien haben wir mehr als 1200 Stauseen. Zum Vergleich Frankreich: dort reicht die Zahl nicht an die 200 heran. "
Das Ebro-Gebiet im Norden Spaniens ist also noch recht gut dran: Hier mussten nur etwas mehr als 60 große Stauseen angelegt werden. Durch die vielen Niederschläge im Winter und Frühjahr haben sich die Wasserbecken auf zwei Drittel wieder gefüllt. Für Zaragoza und die Expo besteht im Moment also keine Gefahr, im heißen spanischen Sommer auszutrocknen.
Pedro Arroyo beruhigt das nicht. Der Ökonomieprofessor an der Universität Zaragoza hat in den 90er Jahren mit anderen Intellektuellen die "Stiftung neue Kultur des Wassers" gegründet. Sie verlangt ein Umdenken:
"Wir sind das Land der Welt mit der größten hydrografischen Infrastruktur pro Kopf und pro Quadratmeter. Sagen wir - während eines Jahrhunderts, egal in welchem Regime, ob in der Republik, Francismus oder in der Demokratie, egal ob mit rechten oder linken Parteien - der Bau von großen Stauseen war eine Konstante. Das große Zukunftsproblem des Ebro und ganz Spaniens ist, dass wir weiterhin unter der Erwartung des Wachstums der Landwirtschaft und damit des Wasserverbrauchs, jedoch in der Zeit des Klimawandels leben."
Allein im Ebrotal sollen weitere 300.000 Hektar für die Landwirtschaft bewässert werden. Das klinge gut, habe bei den Wahlen Eindruck gemacht, denn in jedem Spanier stecke immer noch ein Bauer, meint Pedro Arroyo. Was aber, wenn es lange Dürreperioden wie in den Jahren zuvor gibt? Die Stiftung schlägt eine nachhaltige Nutzung von Landwirtschaft und Wasser vor: nicht zuletzt Familienbetriebe sollen eine neue Ethik im Umgang mit den Ressourcen schaffen. Das ist ein Punkt, den die Stiftung auf der Expo diskutieren will. Der zweite wird ein Jugendforum: Wie richtet sich die nächste Generation auf den Umgang mit Wasser ein?
"Der dritte Vorschlag, den wir mit vielen sozialen Vereinigungen erarbeitet haben, ist die Organisation eines Pavillons der Bürgerinitiativen, kurz "El Faro", "
also der Leuchtturm, der jedoch mehr Leuchtturm der Ideen als ein überragendes Bauwerk ist. Er wird gerade gemeinsam von Expo und jenen Umwelt- und Sozial-Vereinigungen gebaut: Ein großer erdbrauner Kegel am Ebro-Ufer inmitten vieler Bauten aus Glas und Metall.
Link:
expo2008-deutschland.de
"Der Ebro ist der bedeutendste Fluss Spaniens mit der größten Wassermenge, mit dem größten Wassereinzugsgebiet. Spaniens Name war früher Iberia, es ist die iberische Halbinsel und das ist genau der Name, den der Ebro im Lateinischen hat. "
Rafael Romeo ist "Kommissar für Wasser" in der "Confederacion Hidrografica del Ebro". Vor ihrem Sitz in Zaragoza wehen sieben Flaggen. Es sind die Fahnen jener nordspanischen Regionen, durch die der Ebro fließt. Ihre Interessen am Wasser des Ebro werden hier koordiniert, seit 1926 bereits. Rechnet man alle Zuflüsse zusammen, ergibt sich ein Einzugsgebiet, das weit größer als Bayern ist, aber von nur drei Millionen Menschen bewohnt wird - ein Fünftel davon in Zaragoza. Fast das gesamte Wasser wird für die Landwirtschaft gebraucht. Rafael Romeo vergleicht die Situation mit der in Frankreich, wo es im Durchschnitt ähnlich viel regnet:
"Der Unterschied ist die schlechte Verteilung in Raum und Zeit: Es regnet in sehr wenigen Zonen, viel im Norden und dort im Überfluss, aber im Rest von Spanien regnet es nur spontan. Und normalerweise regnet es außerhalb jener Zeiten, in der das Wasser dringend von der Landwirtschaft gebraucht wird. Das hat uns dazu gezwungen, dass wir viele Stauseen bauen mussten. Hier in Spanien haben wir mehr als 1200 Stauseen. Zum Vergleich Frankreich: dort reicht die Zahl nicht an die 200 heran. "
Das Ebro-Gebiet im Norden Spaniens ist also noch recht gut dran: Hier mussten nur etwas mehr als 60 große Stauseen angelegt werden. Durch die vielen Niederschläge im Winter und Frühjahr haben sich die Wasserbecken auf zwei Drittel wieder gefüllt. Für Zaragoza und die Expo besteht im Moment also keine Gefahr, im heißen spanischen Sommer auszutrocknen.
Pedro Arroyo beruhigt das nicht. Der Ökonomieprofessor an der Universität Zaragoza hat in den 90er Jahren mit anderen Intellektuellen die "Stiftung neue Kultur des Wassers" gegründet. Sie verlangt ein Umdenken:
"Wir sind das Land der Welt mit der größten hydrografischen Infrastruktur pro Kopf und pro Quadratmeter. Sagen wir - während eines Jahrhunderts, egal in welchem Regime, ob in der Republik, Francismus oder in der Demokratie, egal ob mit rechten oder linken Parteien - der Bau von großen Stauseen war eine Konstante. Das große Zukunftsproblem des Ebro und ganz Spaniens ist, dass wir weiterhin unter der Erwartung des Wachstums der Landwirtschaft und damit des Wasserverbrauchs, jedoch in der Zeit des Klimawandels leben."
Allein im Ebrotal sollen weitere 300.000 Hektar für die Landwirtschaft bewässert werden. Das klinge gut, habe bei den Wahlen Eindruck gemacht, denn in jedem Spanier stecke immer noch ein Bauer, meint Pedro Arroyo. Was aber, wenn es lange Dürreperioden wie in den Jahren zuvor gibt? Die Stiftung schlägt eine nachhaltige Nutzung von Landwirtschaft und Wasser vor: nicht zuletzt Familienbetriebe sollen eine neue Ethik im Umgang mit den Ressourcen schaffen. Das ist ein Punkt, den die Stiftung auf der Expo diskutieren will. Der zweite wird ein Jugendforum: Wie richtet sich die nächste Generation auf den Umgang mit Wasser ein?
"Der dritte Vorschlag, den wir mit vielen sozialen Vereinigungen erarbeitet haben, ist die Organisation eines Pavillons der Bürgerinitiativen, kurz "El Faro", "
also der Leuchtturm, der jedoch mehr Leuchtturm der Ideen als ein überragendes Bauwerk ist. Er wird gerade gemeinsam von Expo und jenen Umwelt- und Sozial-Vereinigungen gebaut: Ein großer erdbrauner Kegel am Ebro-Ufer inmitten vieler Bauten aus Glas und Metall.
Link:
expo2008-deutschland.de