Archiv


Im Namen der Familie

In diesem Monat wurde ein Angebot der Medizinischen Hochschule Hannover mit der "Hochschulperle" des Stifterverbandes ausgezeichnet. Es geht darum, junge Mütter möglichst schnell wieder in den Arbeitsalltag einzubinden.

Von Susanne Schrammar |
    Lukas und Niklas, zweieinhalb Jahre und zehn Monate alt, sind versorgt. Ein dicker Kuss zum Abschied, dann macht sich Mama vom Kindergarten auf den Weg. Katharina Wagner geht rüber ins Labor. Die 38-Jährige ist angehende Fachärztin, forscht im Bereich der Leukämie und arbeitet in der Gerinnungsambulanz in der Klinik für Hämatologie an der Medizinische Hochschule Hannover.

    "Ich bin seit 1999 in der Abteilung, hab dann im Jahr 2008 meinen ersten Sohnemann bekommen und bin dann eben innerhalb eines Jahres zurückgekehrt und jetzt im November letzten Jahres meinen zweiten Sohnemann, bin jetzt gerade vor zwei Monaten wieder gekommen. Ich hab beide meine Söhne hier in der Betriebs-Kita, die Betreuungszeiten sind von sechs bis halb sechs und das ist eine sehr schöne Kita, meine Söhne fühlen sich da sehr wohl, so dass das eben auch gut möglich war, so schnell wieder zurück zu kommen."

    Nicht nur die gute Betreuung in der MHH-Kita hat der jungen Ärztin den Weg zurück in die Arbeit leichter gemacht, auch ein besonderes Belohnungssystem der Medizinischen Hochschule Hannover, das vor fünf Jahren eingeführt wurde: Die sogenannte Familien-LOM. LOM steht für Leistungsorientierte Mittelvergabe und soll dabei helfen, junge Mütter in ihrer Karriereentwicklung zu fördern. Abteilungen und Kliniken erhalten 12.000 Euro, wenn Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen nach der Geburt eines Kindes innerhalb eines Jahres an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. 31 Frauen sind auf diese Weise bereits gefördert worden. Bärbel Miemietz, Gleichstellungsbeauftragte der MHH.

    "Die Abteilung erhält dieses Geld ohne eine Vorgabe, das heißt es wird nicht vorgeschrieben, wofür es eingesetzt werden soll, aber es ist gewünscht natürlich, dass dieses Geld der Mitarbeiterin, der Ärztin zugute kommt. Und wir haben natürlich in der Gleichstellungsarbeit einen Focus bei der Unterstützung der Ärztinnen, weil die Familie, Klinik, Wissenschaft und Lehre unter einen Hut bringen müssen. Und deshalb richtet sich diese Fördermaßnahme genau an Ärztinnen."

    Von den rund 1000 Ärzten an der Medizinischen Hochschule Hannover sind etwa 40 Prozent weiblich, erzählt Miemietz, doch nicht alle arbeiten in höheren Ebenen. Die Familien-LOM ist ein Baustein in Sachen Frauenförderung. Daneben setzt das Klinikum auf Kinderbetreuung und bietet ein Mentoring-Programm sowie eine Habilitationsförderung für Wissenschaftlerinnen an. Was jedoch fehlte, sagt die Gleichstellungsbeauftragte, war ein Kulturwandel in den Abteilungen. Die meist männlichen Chefs sollten einen Anreiz bekommen, die Mütter möglichst schnell wieder ins Team zu integrieren. Vor fünf Jahren durch die Robert-Bosch-Stiftung angestoßen und kofinanziert, hat die MHH dieses Angebot nach Auslaufen der Projektförderung in diesem Jahr auf eigene Kosten weitergeführt. Professor Arnold Ganser, Chef von Katharina Wagner, ist schon viermal in den Genuss gekommen, durch schnell zurückkehrende Mütter einen Zuschuss für die Klinik zu bekommen.

    "Wir werden es vorzugsweise auch so machen wie bisher, dass das auch für die Frauen in der Abteilung eingesetzt wird. Das geht zum Beispiel von der Einstellung von studentischen Hilfskräften bis dazu, dass man unter Umständen Kongressbesuche besser gestalten kann für die Frauen. Wir brauchen, wenn die Mitarbeiterinnen einmal sehr gut auch forschungsmäßig ausgebildet sind, für die klinische Forschung der Zukunft diese Mitarbeiter. Die dürfen wir nicht verlieren."

    Auch bei Katharina Wagner fließen die 12.000 Euro unter anderem in die Beschäftigung einer studentischen Hilfskraft. Wagner ist in den letzten Zügen ihrer Habilitation und kann eine Unterstützung bei der Auswertung ihrer klinischen Forschungen gut brauchen.

    "Das erleichtert mich natürlich, weil gerade, wenn man zwei kleine Kinder hat, der Große ist, wie gesagt zweieinhalb, der jüngere unter einem Jahr, ist es schon schwierig, dass eben noch nach der regulären Arbeitszeit zu machen, da ist es natürlich schön, wenn die Hochschule ermöglicht, dass ich da jemanden einstellen kann."