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Im Namen des Meisters

Das Goethe-Institut blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Zumindest für dieses Jahr scheint alles gut auszusehen: Es unterhält derzeit weltweit 149 Institute in 93 Ländern. Trotz Finanzkrise und Spardebatten ist "Goethe" weiter auf Erfolgskurs.

Von Jürgen König |
    Verhalten optimistisch zeigte sich heute Goethe-Instituts-Präsident Klaus-Dieter Lehmann. 2010 sei das Jahr eins nach der Reform gewesen: neue Formen der Budgetierung wurden eingeführt, die Verwaltungskosten erheblich gesenkt, sie machen nur noch 21 Prozent des Goethe-Etats aus. Die Verantwortung für das Jahresbudget von 334 Millionen Euro wurde dezentralisiert: die einzelnen Goethe-Institute können heute erheblich besser über ihre Haushalte bestimmen, nicht zuletzt auch deshalb konnten die Eigeneinnahmen der Häuser erhöht werden, mehr als ein Drittel seiner Gesamtkosten verdient das Goethe-Institut inzwischen selbst.

    "Trotzdem war 2010 auch von Kürzungen und Sperren wieder belegt, wir haben aber am Ende von 2010 die Botschaft, dass wir einen Teil der Kürzungen wegbringen konnten, dass wir durch intelligentes Sparen und Steuerungsmechanismen das Schlimmste abgewendet haben; wir haben keine Schließungen gehabt, wir sind also durch das Jahr 2010 wirklich gut gekommen."

    Zehn Millionen Euro wurden dem Goethe-Institut vom Auswärtigen Amt gestrichen, gleichzeitig wurden in einem neu eingerichteten Haushaltsposten acht Millionen Euro für die Förderung der deutschen Sprache im Ausland bewilligt – damit kommt man zurecht im Hause Goethe und sieht - in Zeiten des Fachkräftemangels in Deutschland - seine Aufgabe einmal mehr darin, Zuwanderer sprachlich und kulturell auf die Zeit in Deutschland vorzubereiten.

    Die Zahl der Deutschlernenden blieb mit etwa 210 000 stabil; fürs nächste Jahr hat man sich eine groß angelegte Werbekampagne für Deutsch als Fremdsprache in Russland vorgenommen. Mit spürbarer Erleichterung und dem ihm eigenen Humor kam Klaus-Dieter Lehmann auf die berühmte "Einfriervorgabe" zu sprechen, eine Vorgabe des Bundesfinanzministeriums, wonach die Verwaltungsausgaben des Goethe-Instituts bis 2014 auf dem Niveau von 2009 festgeschrieben werden sollten.

    "Sie kennen das "Unwort des Jahres" – was es vielleicht werden könnte, nämlich die "Einfriervorgabe", die "Einfriervorgabe" ist etwas, was uns sehr schwer zu schaffen gemacht hat, weil wir einfach diese unternehmerische Form des Goethe-Instituts, nämlich dort, wo wir gute Spracharbeit machen, wo wir zusätzliche Deutschlerner haben, wollen wir auch in der Lage sein, Lehrer einzustellen und Räume anzumieten, um mehr Eigeneinnahmen zu machen und damit den öffentlichen Haushalt zu entlasten. Die "Einfriervorgabe" ist für 2011 gefallen."

    Und diese Bestätigung der Haushaltsautonomie wertet Klaus-Dieter Lehmann auch als Zeichen wiedergewonnenen Ansehens des Goethe-Instituts bei Regierung und Parlament. Dazu passt, dass die Bundeskanzlerin im nächsten Jahr ein neues Goethe-Institut eröffnen wird – das 150. wird es sein: auf Zypern, in Nikosia: gelegen mitten auf dem Grenzstreifen zwischen dem türkischen und dem griechischen Teil der Stadt – mit Eingängen an beiden Seiten.

    Über 5000 Kulturprojekte - mit 21 Millionen Besuchern - hat das Goethe-Institut in diesem Jahr organisiert, darunter - zum Beispiel – ein Fotoworkshop mit Ausstellung in Afghanistan, ein Filmprojekt mit muslimischen und jüdischen Jugendlichen in Jerusalem, ein Theaterfestival im Sudan. Immer wichtiger für die Kulturarbeit des Goethe-Instituts werden sogenannte Residenzprogramme. Sie bieten Künstlern, Schriftsteller, Musikern, Journalisten, Filmemachern die Möglichkeit, im Ausland zu leben und zu arbeiten, langfristige Kontakte aufzubauen, die internationalen Kulturszenen zu vernetzen. In Indien wird ein umfangreiches "Deutschlandjahr" vorbereitet, die Aktivitäten in Konfliktregionen sollen ausgebaut werden.

    "In zwei Drittel der Länder, die von den "reportern ohne grenzen" markiert werden als die Länder mit Zensur und gebremster Meinungsfreiheit, ist Goethe vertreten, und das zeigt , dass also genau der zivilgesellschaftliche Ansatz ein ganz wichtiger Ansatz ist; er ist deshalb auch wichtig für die Menschen dort, weil wir derzeit sagen können: Wir arbeiten auch in diesen schwierigen Ländern ohne Zensur. Und das gilt übrigens auch für unsere Internet-Auftritte, wo jetzt 60 Millionen Menschen im Jahr Besucher auf diesen Websites sind, auch das läuft derzeit nach wie vor zensurfrei, ist nicht gesperrt worden."

    2010: ein gutes Jahr fürs Goethe-Institut – 2011 wird es 60 Jahre alt.