Eine große Party war es. Vor sechs Jahren, nach dem 29:24-Sieg gegen Polen im WM-Finale, vor 20 000 wogenden Fans in der Kölnarena und vor über 20 Millionen Menschen an den Fernsehgeräten, wähnte sich der Deutsche Handballbund (DHB) auf dem richtigen Weg. Doch der Rausch ist längst einem gehörigen Kater gewichen. Die Probleme im Verband sind so mannigfaltig, dass Funktionäre aus den Landesverbänden den WM-Titel inzwischen mit der WM 1990 im Fußball vergleichen. Der Erfolg habe viele Defizite schlichtweg überdeckt; anders sei etwa der sportliche Einbruch der Männer-Nationalmannschaft nicht zu erklären.
Vor der 23. WM, die am 11. Januar in Spanien startet, befindet sich der Verband im Schwebezustand. Denn die Ära von Präsident Ulrich Strombach, der seit 1998 amtiert, wird beim nächsten DHB-Bundestag im September in Düsseldorf enden. Mit dem Gummersbacher Rechtsanwalt, der sich gern für die sportlichen Erfolge feiern ließ, dürften auch die Vizepräsidenten für Leistungssport, Horst Bredemeier, und für Finanzen, Wolfgang Gremmel, gehen. Sie hinterlassen dem Verband ein schweres Erbe.
Obwohl mit über 800 000 Mitgliedern stärkster Verband der Welt, besitzt der DHB in internationalen Gremien keinerlei Einfluss. Und finanziell ist er, trotz der grandiosen Steilvorlage von 2007, keinesfalls auf Rosen gebettet. Auch aus diesem Grund kürzte das Präsidium kürzlich den Etat für die Öffentlichkeitsarbeit, die sich ohnehin in einem katastrophalen Zustand befand; der Arbeitsgerichtsprozess gegen den langjährigen Pressesprecher ist anhängig. Die maladen Finanzen spielten dem Vernehmen nach auch eine Rolle, als 2011 ein neuer Bundestrainer gesucht wurde. Der Isländer Dagur Sigurdsson wäre wohl zu teuer gewesen für den Verband.
Sogar aus den eigenen Reihen musste sich Strombach Konzeptlosigkeit und Hybris vorwerfen lassen. Es sei zu hinterfragen, "ob man womöglich die langfristige Strategie etwas aus den Augen verloren hat und hochmütig geworden ist", kritisierte Kurt Hochstuhl, der Präsident des Südbadischen Handball-Verbandes. Die vielen Alleingänge Strombachs, so bei der Verlängerung des Vertrages mit DHB-Sportdirektor Heiner Brand, schürten zudem das Misstrauen bei den Landesfürsten. So erklärt sich giftige Klima bei der letzten Sitzung des Erweiterten Präsidiums, das Brand nun öffentlich kritisierte.
Vor diesem Hintergrund bildete sich eine Strategiekommission, welche in den letzten Monaten die Strukturen und Prozesse des Verbandes auf den Prüfstand stellte. Ein Resultat ist, dass auch das künftige Präsidium ehrenamtlich wirkt, die Geschäftsstelle in Dortmund aber gestärkt werden soll. Ein mit umfassenden Vollmachten ausgestatteter Generaldirektor soll die Geschicke lenken; als heißer Kandidat dafür wird Bob Hanning gehandelt, Manager und Anteilseigner des Bundesligisten Füchse Berlin. Als erster Anwärter für die Strombach-Nachfolge gilt der Oberbürgermeister von Aschersleben, Andreas Michelmann. Der Präsident des Landesverbandes von Sachsen-Anhalt, der sich auf Anfrage des Deutschlandfunks nicht äußern wollte, genießt das volle Vertrauen seiner Funktionärskollegen, das Strombach längst verloren hat.
Vor der 23. WM, die am 11. Januar in Spanien startet, befindet sich der Verband im Schwebezustand. Denn die Ära von Präsident Ulrich Strombach, der seit 1998 amtiert, wird beim nächsten DHB-Bundestag im September in Düsseldorf enden. Mit dem Gummersbacher Rechtsanwalt, der sich gern für die sportlichen Erfolge feiern ließ, dürften auch die Vizepräsidenten für Leistungssport, Horst Bredemeier, und für Finanzen, Wolfgang Gremmel, gehen. Sie hinterlassen dem Verband ein schweres Erbe.
Obwohl mit über 800 000 Mitgliedern stärkster Verband der Welt, besitzt der DHB in internationalen Gremien keinerlei Einfluss. Und finanziell ist er, trotz der grandiosen Steilvorlage von 2007, keinesfalls auf Rosen gebettet. Auch aus diesem Grund kürzte das Präsidium kürzlich den Etat für die Öffentlichkeitsarbeit, die sich ohnehin in einem katastrophalen Zustand befand; der Arbeitsgerichtsprozess gegen den langjährigen Pressesprecher ist anhängig. Die maladen Finanzen spielten dem Vernehmen nach auch eine Rolle, als 2011 ein neuer Bundestrainer gesucht wurde. Der Isländer Dagur Sigurdsson wäre wohl zu teuer gewesen für den Verband.
Sogar aus den eigenen Reihen musste sich Strombach Konzeptlosigkeit und Hybris vorwerfen lassen. Es sei zu hinterfragen, "ob man womöglich die langfristige Strategie etwas aus den Augen verloren hat und hochmütig geworden ist", kritisierte Kurt Hochstuhl, der Präsident des Südbadischen Handball-Verbandes. Die vielen Alleingänge Strombachs, so bei der Verlängerung des Vertrages mit DHB-Sportdirektor Heiner Brand, schürten zudem das Misstrauen bei den Landesfürsten. So erklärt sich giftige Klima bei der letzten Sitzung des Erweiterten Präsidiums, das Brand nun öffentlich kritisierte.
Vor diesem Hintergrund bildete sich eine Strategiekommission, welche in den letzten Monaten die Strukturen und Prozesse des Verbandes auf den Prüfstand stellte. Ein Resultat ist, dass auch das künftige Präsidium ehrenamtlich wirkt, die Geschäftsstelle in Dortmund aber gestärkt werden soll. Ein mit umfassenden Vollmachten ausgestatteter Generaldirektor soll die Geschicke lenken; als heißer Kandidat dafür wird Bob Hanning gehandelt, Manager und Anteilseigner des Bundesligisten Füchse Berlin. Als erster Anwärter für die Strombach-Nachfolge gilt der Oberbürgermeister von Aschersleben, Andreas Michelmann. Der Präsident des Landesverbandes von Sachsen-Anhalt, der sich auf Anfrage des Deutschlandfunks nicht äußern wollte, genießt das volle Vertrauen seiner Funktionärskollegen, das Strombach längst verloren hat.