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Im Sommer kommen die Ausländer

Madrid im Sommer, das heißt eigentlich, dass fast niemand da ist. Fast niemand. Vor allem die Sprachschulen für die ausländischen Gäste sind voll. Die Sommerkurse boomen, schließlich kann man das Flair Madrids und Spanisch lernen perfekt miteinander verbinden.

Von Daniel Sulzmann |
    Das will auch Lisa, sie hat sich in der Sprachschule International House im Zentrum von Madrid angemeldet, weil sie eine Ausbildung zur Europasekretärin macht, ihre Eltern bezahlen den Kurs. Und wenn schon nach Spanien, dann in die Hauptstadt, sagt sie, während sie im Foyer in der Pause darauf wartet, dass ihr Kurs weitergeht:

    "Die andere Möglichkeit wäre jetzt Salamanca gewesen, aber lieber eine Großstadt, in der man was erleben kann."

    Vier bis sechs Wochen dauern die Kurse. Auch Lena aus Hamburg hat von halb zehn Uhr morgens bis nachmittags um 13.30 Uhr Unterricht. Ein Zeitpunkt, der ihr sehr entgegen kommt:

    "Ich finde halb zehn schon relativ früh für einen Spanischkurs, und dann hat man den Rest des Tages Zeit, etwas anderes zu tun."

    Denn natürlich locken die Parks, die Bars und Kneipen, später das Nachtleben, das zwar im August etwas ruhiger abläuft, weil viele Leute weg sind, aber es gibt immer noch genügend Möglichkeiten, sich in Madrid auszutoben. Und wie? Ganz einfach: Man trifft sich mit Leuten. Zwar sind wirklich viele im Urlaub, aber Lena hat kein Problem damit, jemanden kennenzulernen, sagt sie:

    "Wenn man keine Lust hat, fremde Leute anzusprechen und kennenzulernen, dann sind es halt sechs einsame Wochen - ich bin da eher nicht so."

    Doch Madrid ist im Sommer vor allem der Tummelplatz für die ausländischen Gastschüler. Für die Deutschen, die dort Spanisch lernen, sind die Kurse alles andere als ein Schnäppchen. Der vier- beziehungsweise sechs Wochenkurs von Lisa und Lena kostet über 1000 Euro. Und der hohe Preis verhindert immer noch nicht, dass es Missverständnisse zwischen Kursteilnehmern wie Lena und den Spaniern auf der Straße gibt:

    "Wenn ich Leute nach dem Weg frage, auf der Straße, auf Spanisch und es echt versuche, dann reden sie halt richtig schnell und dann sage ich: 'Könnten sie vielleicht ein bisschen langsamer sprechen?' und anstatt dass sie langsamer sprechen, wird es dann lauter, weil sie das Gefühl haben, wenn sie mich anschreien, dass ich es dann verstehe."

    Noch aber ist Lena zuversichtlich, dass sie in Zukunft hier die Leute besser verstehen wird. Denn immerhin, sie hat ja noch vier Wochen Sprachkurs vor sich. Das wird sicher reichen, um in Zukunft nicht nur bei der Frage nach dem Weg Gehör zu finden und die Antworten der Spanier zu verstehen. Und zwar nicht nur in Madrid im Sommer.