Seit über 120 Jahren geht es in der Kreuzberger Markthalle ums Essen. Inzwischen schlendert die internationale "Foodie"-Szene durch die Gänge der Markthalle Neun. Leidenschaftliche Esser, die Streetfood wahrscheinlich noch vom letzten Asien-Trip kennen. Aber auch leidige Kontrolleure.
"Gut, dann packen Sie bitte auch hier noch ne Reihe rauf. Ich fülle gleich ein Protokoll aus und bringe die heute Abend noch ins Labor."
Eigentlich wollte ich mir gerade eine dieser lecker aussehenden Pastetchen genehmigen. Doch der Herr vom Gesundheitsamt ist zuerst dran. Ordnung muss sein.
"Da muss eine gewisse Menge Guiness-Anteil drin sein."
Standbesitzer Matthew Minch nimmt’s gelassen. Das sind ganz normale Sicherheitschecks, meint der rothaarige Ire und grinst. In meinen Pies ist ordentlich Guinness drin - da habe ich gar nichts zu befürchten!
"I can guarantee, there’s enough Guinness in my steak and Guinness-pie, so I got nothing to worry about on that front."
Die Steak-and Guiness-Pie mit Erbspüree und Soße ist ein Gedicht. Mit Kontrollen vom Amt haben Streetfood-Köche aber immer zu rechnen, der Grat zwischen Improvisation und Hygienevorschriften ist schmal. Aber gerade heute Abend sei das Misstrauen fehl am Platz, sagt Bernd Maier, einer der drei Betreiber der Markthalle Neun.
"Das sind alles Produkte, die sind frisch zubereitet, die leben eigentlich maximal acht Stunden. Und gerade in dem Bereich sehe ich hygienisch eigentlich wenig Probleme. Meist ist es ja eher so, dass Lebensmittel überlagert werden und dann Probleme haben. Das ist hier sicherlich nicht der Fall, weil hier die Bude voll ist, und die Leute sowieso schon vorher ausverkauft sind."
18 Uhr. Die Halle füllt sich. Was soll mein zweiter Gang werden? Vielleicht ein asiatischer Glasnudelsalat mit Papayas? Oder doch lieber frische Käsespätzle? Lassen wir den Publikumsjoker entscheiden. Die längste Schlange kann nicht irren. Was gibt’s denn hier?
"Steamed pork buns filled with maple-glazed free-range pork belly, homemade pickled red cabbage and a parseley-onion-purée."
Gedämpfte Brötchen mit glasiertem Bio-Schweinebauch, Essig-Rotkohl und Petersilien-Zwiebel-Püree. Klingt gut. Das amerikanische Pärchen hinter dem Stand hat offenbar schon eine eigene Fangemeinde.
"Beim letzten Mal, als ich hier beim Streetfood-Thursday war, waren sie ausverkauft. Und ich weiß, wie gut sie sind, und deshalb muss ich jetzt unbedingt was essen. Und ich hoffe, die 15 Leute, die vor mir stehen, essen mir nicht alles weg!"
Die Menge drängelt, isst, lacht, man amüsiert sich prächtig. Alle möglichen Sprachfetzen fliegen durch die Luft. Und eines fällt auf: Die Leute hinter den Ständen haben mindestens so viel Spaß wie die Leute davor.
"Ja, ich glaube, dass wir mit der Markthalle Neun, mit dem Markt und auch dem Streetfood-Donnerstag so eine Sehnsucht treffen. Dass sich die Leute wieder auf einer Genuss-Ebene mit Lebensmitteln, mit Lebensmittel-Kultur, mit Lebensmittel-Handwerk beschäftigen. Da haben wir hier irgendwie vierzig, fünfzig Produzenten, da haben wir ganz viele Quereinsteiger dabei, die vorher irgendwie Grafikdesigner waren und jetzt Makrönchen machen."
So wie Mara Overbeck. Im Hauptberuf ist sie Beraterin für ein Musiklabel.
Kochen hat sie von ihrer Großmutter gelernt.
"Meine Eltern kommen ursprünglich aus Sri Lanka, deswegen habe ich mich für eine vegane tamilische Küche entschieden. Ich habe heute Dose dabei, das ist ein Linsenteig, also ein veganer Teig, mit einer Rote-Beet-Walnuss-Füllung und einem Kartoffel-Chutney."
Was ihr am Streetfood-Markt gefällt: Man bekommt sofort etwas zurück.
"Also ganz oft ist es so in meinem Job, dass ich den Leuten irgendwas bewerten muss, verbessern muss, aber da kommt sehr selten Feedback. Und hier ist es so, die Leute freuen sich über das Essen, die bedanken sich und kommen nächste Woche wieder. Und das ist auch so ein bisschen Ess-Erziehung."
20 Uhr. Die Markthalle platzt aus allen Nähten, die Leute drängeln sich hinaus bis auf die Straße, ihre frisch erworbenen Leckereien in der Hand, in den Augen ein suchender Blick. Doch Sitzgelegenheiten sind heute Abend Mangelware. Streetfood schmeckt halt im Stehen am Besten.
Den Streetfood-Thursday kann man jeden Donnerstag von 17 bis 22 Uhr in der Markthalle Neun in Berlin Kreuzberg erleben.
"Gut, dann packen Sie bitte auch hier noch ne Reihe rauf. Ich fülle gleich ein Protokoll aus und bringe die heute Abend noch ins Labor."
Eigentlich wollte ich mir gerade eine dieser lecker aussehenden Pastetchen genehmigen. Doch der Herr vom Gesundheitsamt ist zuerst dran. Ordnung muss sein.
"Da muss eine gewisse Menge Guiness-Anteil drin sein."
Standbesitzer Matthew Minch nimmt’s gelassen. Das sind ganz normale Sicherheitschecks, meint der rothaarige Ire und grinst. In meinen Pies ist ordentlich Guinness drin - da habe ich gar nichts zu befürchten!
"I can guarantee, there’s enough Guinness in my steak and Guinness-pie, so I got nothing to worry about on that front."
Die Steak-and Guiness-Pie mit Erbspüree und Soße ist ein Gedicht. Mit Kontrollen vom Amt haben Streetfood-Köche aber immer zu rechnen, der Grat zwischen Improvisation und Hygienevorschriften ist schmal. Aber gerade heute Abend sei das Misstrauen fehl am Platz, sagt Bernd Maier, einer der drei Betreiber der Markthalle Neun.
"Das sind alles Produkte, die sind frisch zubereitet, die leben eigentlich maximal acht Stunden. Und gerade in dem Bereich sehe ich hygienisch eigentlich wenig Probleme. Meist ist es ja eher so, dass Lebensmittel überlagert werden und dann Probleme haben. Das ist hier sicherlich nicht der Fall, weil hier die Bude voll ist, und die Leute sowieso schon vorher ausverkauft sind."
18 Uhr. Die Halle füllt sich. Was soll mein zweiter Gang werden? Vielleicht ein asiatischer Glasnudelsalat mit Papayas? Oder doch lieber frische Käsespätzle? Lassen wir den Publikumsjoker entscheiden. Die längste Schlange kann nicht irren. Was gibt’s denn hier?
"Steamed pork buns filled with maple-glazed free-range pork belly, homemade pickled red cabbage and a parseley-onion-purée."
Gedämpfte Brötchen mit glasiertem Bio-Schweinebauch, Essig-Rotkohl und Petersilien-Zwiebel-Püree. Klingt gut. Das amerikanische Pärchen hinter dem Stand hat offenbar schon eine eigene Fangemeinde.
"Beim letzten Mal, als ich hier beim Streetfood-Thursday war, waren sie ausverkauft. Und ich weiß, wie gut sie sind, und deshalb muss ich jetzt unbedingt was essen. Und ich hoffe, die 15 Leute, die vor mir stehen, essen mir nicht alles weg!"
Die Menge drängelt, isst, lacht, man amüsiert sich prächtig. Alle möglichen Sprachfetzen fliegen durch die Luft. Und eines fällt auf: Die Leute hinter den Ständen haben mindestens so viel Spaß wie die Leute davor.
"Ja, ich glaube, dass wir mit der Markthalle Neun, mit dem Markt und auch dem Streetfood-Donnerstag so eine Sehnsucht treffen. Dass sich die Leute wieder auf einer Genuss-Ebene mit Lebensmitteln, mit Lebensmittel-Kultur, mit Lebensmittel-Handwerk beschäftigen. Da haben wir hier irgendwie vierzig, fünfzig Produzenten, da haben wir ganz viele Quereinsteiger dabei, die vorher irgendwie Grafikdesigner waren und jetzt Makrönchen machen."
So wie Mara Overbeck. Im Hauptberuf ist sie Beraterin für ein Musiklabel.
Kochen hat sie von ihrer Großmutter gelernt.
"Meine Eltern kommen ursprünglich aus Sri Lanka, deswegen habe ich mich für eine vegane tamilische Küche entschieden. Ich habe heute Dose dabei, das ist ein Linsenteig, also ein veganer Teig, mit einer Rote-Beet-Walnuss-Füllung und einem Kartoffel-Chutney."
Was ihr am Streetfood-Markt gefällt: Man bekommt sofort etwas zurück.
"Also ganz oft ist es so in meinem Job, dass ich den Leuten irgendwas bewerten muss, verbessern muss, aber da kommt sehr selten Feedback. Und hier ist es so, die Leute freuen sich über das Essen, die bedanken sich und kommen nächste Woche wieder. Und das ist auch so ein bisschen Ess-Erziehung."
20 Uhr. Die Markthalle platzt aus allen Nähten, die Leute drängeln sich hinaus bis auf die Straße, ihre frisch erworbenen Leckereien in der Hand, in den Augen ein suchender Blick. Doch Sitzgelegenheiten sind heute Abend Mangelware. Streetfood schmeckt halt im Stehen am Besten.
Den Streetfood-Thursday kann man jeden Donnerstag von 17 bis 22 Uhr in der Markthalle Neun in Berlin Kreuzberg erleben.