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Im Team die Umwelt verschönern

Sie haben gemeinsam Innenarchitektur in Detmold studiert und sich direkt nach dem Diplom als Arbeitsgemeinschaft "zwischen_raum" selbständig gemacht: Christian Gallei, Jana Stephainski und Katharina König bieten klassische Innenarchitektur an, aber auch kreative Design-Konzepte für Veranstaltungen und Messen.

Von Miriam Grabenheinrich | 22.08.2008
    Christian: " Jetzt kommt erstmal die Tür. "
    Katharina: " Das Schöne ist, dass die Original reinkommt. "
    Jana: " Dann hängen wir unsere Plakate ab und dann sieht man auch, dass es bei uns wirklich losgeht. "
    Christian: " Oder eins können wir hängen lassen. "

    Die drei jungen Innenarchitekten stehen vor ihrem neuen Büro mitten in Detmold. An der alten Eingangstür hängen noch vergilbte Frisuren-Plakate von ihrem Vorgänger. Hinter der Tür erwartet den Kunden ein extravagantes Büro, eine Mixtur aus Alt und Neu. In wochenlanger Arbeit haben die drei Freunde den alten PVC-Fußboden und die abgehangene Decke rausgerissen - jetzt sind der pompöse Stuck und der alte Holzfußboden freigelegt. Der Jahrhundertwende-Raum ist modern eingerichtet: Mit einem riesigen Arbeitstisch, einer Sitzgruppe und einem Tischfußball. Vor einigen Monaten haben sich die drei Innenarchitekten selbständig gemacht - für Katharina König war dabei der Teamgedanke ganz wichtig.

    " Alleine hätte ich das nicht gemacht, diesen Schritt. Ich glaub da fehlte mir so ein bisschen der Schwung und der Mut und ich bin auch nicht so ein Einzelkämpfer. Also das Team brauche ich schon. Ich habe es auch nur gemacht, weil ich weiß, dass das Team funktioniert und weil ich weiß, dass ich mit den beiden gut klar komme. "

    Christian Gallei hat schon während des Studiums entschieden, dass er die Selbständigkeit auf jeden Fall ausprobieren will.

    " Ich glaube, das ist schon ein Typ Mensch der sich selbständig macht, das ist einfach so. Es gibt den einen Teil der Innenarchitekten, die wollen in ne feste Anstellung, die wollen diese Sicherheit...und dann gibt es Leute die wollen sich ausprobieren. Und wir gehören zu der zweiten Sorte Mensch. "

    Christian Gallei ist für das Studium von Hamburg nach Detmold gezogen - seine Kolleginnen kommen aus Göttingen und Lippstadt. Alle wären nach dem Diplom gerne in eine Großstadt gegangen. Aber sie bleiben in Detmold, wegen der vielen Kontakte. Die drei sind in hier bekannt, denn während des Studiums haben sie eine kleine Studentenkneipe in der Innenstadt betrieben. Die hieß auch zwischen_raum, so wie jetzt ihr Design-Büro. Ihre neue Selbständigkeit gehen die drei allerdings viel strukturierter an.

    " Dadurch dass wir uns schon mal selbständig gemacht haben in der Gastronomie: Wir sind blauäugig daran gegangen und die Fehler versuchen wir jetzt nicht mehr zu machen. Also wir wollen jetzt nicht irgendwie Luftschlösser bauen, sondern wir würden gerne das Stück für Stück erweitern. "

    " Wir haben gesagt, wir gucken uns das jetzt zwei Jahre an... Und wenn es nicht funktionieren sollte, besteht immer noch die Möglichkeit in ne Anstellung zu gehen. "

    Bislang läuft der Start in die Selbständigkeit der drei Detmolder Innenarchitekten gut. Sie haben zum Beispiel ein 300-Quadratmter Büro in Dortmund ausgestattet, ein Treppenhaus in Detmold designed und eine Modenschau mit Rauminszenierung in Bremen organisiert.

    Außerdem haben sie den Aufenthaltsraum in einem Mehrgenerationenhauses gestaltet. Ein Raum, in dem Alt und Jung zum Spielen und Reden zusammen kommen sollen. Für Jana Stephainski eine ganz besondere Herausforderung.

    " Für uns als Gestalter war das ne ganz interessante Aufgabe, weil wir einfach einen flexiblen Raum entwickeln mussten. Das heißt, für die verschiedenen Gruppen und für die verschiedenen Nutzungen musste das passen. Es ist so ne kleine Villa im Wald, aber es war alles clean weiß und dann haben wir einen Farbkonzept gemacht. Wir haben ein Raum in gelb gehalten, eine in rose einen in grün und dann haben wir Möbel eingeplant, Holztische. Und dann haben wir eine Kiste entwickelt, die als Aufbewahrung dient, aber auch als Sitzobjekt. Und die ist so rollbar und jede Gruppe hat ihre eigen Kiste, wo sie ihre Utensilien unterbringen kann. "

    Jana: " Das wir grün nehmen ist schon mal klar. "
    Christian: " Das ist klar, passt zum Teppich. "
    Katharina: " Kannst du den auch mal grün machen? "

    Zur Zeit entwirft das "zwischen_raum"-Team ein Konzept für ein neues Kulturzentrum in Bremen. Das soll in einem verlassenen Gebäude entstehen. Aber einen definitiven Auftrag haben die jungen Gestalter noch nicht, denn bislang mangelt es an Fördergeldern für das Projekt. Dass sie auch mal in Vorleistung gehen, stört die drei nicht - besonders bei sozialen Projekten. Denn genau die sind für Katharina König die Herausforderung als Innenarchitektin.

    " Ich will auch, dass die Leute wissen, was Innenarchitektur ist. Die meisten denken, okay es ist ein bisschen Design und ein bisschen schön machen. Aber ich finde wichtig, dass die Leute wirklich spüren, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat, dass da wirklich was hinter steckt. Dass auch Funktionsabläufe funktionieren, dass die Menschen sich einfach wohl fühlen in den Räumen, wo sie sind. "

    Offiziell dürfen sich die drei allerdings noch nicht Innenarchitekten nennen. Dafür müssen sie in Nordrhein-Westfalen nach dem Studium zwei Jahre in der Branche arbeiten und an Weiterbildungen teilnehmen. Erst dann dürfen sie der Architektenkammer beitreten. Ob sie das überhaupt wollen, haben die drei Berufsanfänger noch nicht entschieden. Solange nennen sie sich Gestalter - ihre gute Auftragslage und Kreativität leiden darunter offensichtlich nicht.