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Im Verbund geht's besser

In Rittmarshausen im Landkreis Göttingen haben sich vier ökologisch arbeitende Betriebe zu einem ganz besonderen Projekt zusammen geschlossen. Unter dem Dach des "Ökozentrums Rittmarshausen" vereint, haben sich die einzelnen Betriebe das Ziel gesetzt, von der Erzeugung über Verarbeitung bis hin zu Logistik und Vertrieb biologisch angebaute Produkte aus der Region zu vertreiben.

von Annemike Meyer | 15.11.2001
    "Aus der Region - für die Region!", so lautet das Motto des Ökozentrums Rittmarshausen. Mit dabei: Der Bio-Erzeugerzusammenschluss Südniedersachsen. Hier vertreiben 15 Biobauern aus der Region unter der Marke "Leinehöfe" ihre Produkte. Das Logo steht für den garantiert biologischen Anbau der Erzeugnisse und für die Regionalität der Lebensmittel - sozusagen vom Acker in den Mund. Ein großes Plus, meint Christoph Müller, Landwirt und Vorsitzender des Erzeugerzusammenschlusses:

    Bei jedem Leinehöfe-Produkt steht ein Betrieb dahinter, wo der Verbraucher sehen kann: Der Saft kommt halt aus Barterode, die Kartoffeln kommen aus Ebergötzen, die Möhren kommen aus Etzenborn - also die Identität der Produkte ist irgendwo gewährleistet.

    Der soziale Wirtschaftsbetrieb Juweel-Leinegarten vorverarbeitet Gemüse für Großküchen. Bei Juweel sollen soziale und ökologische Ziele trotz marktwirtschaftlicher Produktion nicht auf der Strecke bleiben. Deshalb sind hier vor allem Sozialhilfeempfänger und Langzeitarbeitslose angestellt. Fast 660 Tonnen Gemüse wurden im letzten Jahr verarbeitet. Uwe Klein, Projektkoordinator von Juweel-Leinegarten:

    Wir vertreiben alles, was der Öko-Sektor zu bieten hat. Und was wir aus eigener Produktion nicht bieten können, kaufen wir eben zu durch Naturkost Elkershausen oder verschiedene Mühlen, die ökologisch arbeiten. Eier, da haben wir dann unsere Höfe wo wir zukaufen, so dass wir das gesamte Spektrum abdecken können.

    Zum Ökozentrum gehören auch der Großhandel Naturkost Elkershausen und der Bio-Lieferservice Lotta-Karotta, der auf Bestellung Obst und Gemüse an Privathaushalte ausliefert. Die Betriebe arbeiten zwar eigenständig, doch die Kooperation ermöglicht es, Lagerräume oder Logistik gemeinsam zu nutzen. So werden Wege und Transportkosten minimiert. Auch die kurzen Lagerzeiten sind für Betriebe wie Verbraucher von Vorteil. Kathrin Schlick von Lotta-Karotta kennt die Vorzüge des Zusammenschlusses:

    Also für uns ist es halt ganz praktisch - dadurch dass wir hier auf dem Land sitzen, haben wir durch die Kooperation viele Vorteile. Zum einen sind einige der Erzeuger recht nah, d.h. wir können im Prinzip ständig Ware bestellen - wir sind ja ein kleiner Laden. Und da ist es schon manchmal ganz praktisch, dass man sich eben nicht verplant, also dass man recht knapp plant, welche Mengen wir brauchen. Und das ist dann alles recht unproblematisch.

    Christoph Müller hofft vor allem, dass es im Verbund gelingt, die regionalen Öko-Produkten auch auf einem größeren Markt konkurrenzfähig zu machen. Das Konzept der umweltschonenden Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln soll Schule machen. Darum bewirbt sich das Ökozentrum Rittmarshausen zur Zeit darum, an einem Projekt zur nachhaltigen Regionalentwicklung teilzunehmen. In der "Region der Zukunft" sollen Landwirtschaft, Tourismus, Gastronomie und andere wichtige Wirtschaftszweige gebündelt werden. Dirk Ronnenberg, Geschäftsführer von Juweel, erklärt:

    Modellregion, dass ist ein neues Förderprogramm. "Region der Zukunft" heißt es genau, was von der neuen Landwirtschaftsministerin Frau Kühnast initiiert worden ist. Und da geht es darum, bundesweit 15 ausgesuchte Regionen zu finden, wo gerade Besonderheiten dargestellt werden für nachhaltige Regionalentwicklungen.

    Die Verbraucher profitieren jedoch schon heute vom Angebot des Ökozentrums. Denn: Die regionalen Produkte sind qualitativ hochwertiger als viele andere Bioerzeugnis - meint jedenfalls Christoph Müller.

    Also die anderen Ökoprodukte oder Mitbewerber auf dem Markt haben halt weite Wege, sie kommen irgendwo aus dem Süddeutschen Raum, aus Nordrhein-Westfalen, liegen - mehrere Tage muss man eigentlich sagen - irgendwo in den Zentralen, bevor sie in den Laden kommen. Wir garantieren - und das ist eigentlich auch ein großer Pluspunkt für den Verbraucher - kurze Wege mit wenig Straßenbelastung, Umweltbelastung, bevor sie dann also im Laden erhältlich sind. Also die Frische ist, denke ich, ist bei uns alle Mal besser.