"Hier werden die Turbinen zusammengeschweißt. Da sieht man jetzt eine Francis-Turbine, das Einlaufrohr. Hier haben wir noch eine Durchström-Turbine, die gerade noch mal vermessen wird. Also, hier werden die Teile zusammengeschweißt im Stahlbau. Ich bin Meister für Elektromechanik, aber wir haben eben auch Schweißer, wir haben Zerspaner, Elektromonteure. Wir beschäftigen eigentlich das ganze Portfolio, was man im Maschinenbau braucht."
Obwohl er längst nicht der billigste Anbieter auf dem Weltmarkt ist, beliefert Firmenchef Manfred Volk Kunden in 45 Ländern.
"Unser Verkaufserfolg ist made in Germany. Alle Kernteile werden in die ganze Welt verschifft. Im Moment arbeiten ungefähr 150 Leute hier. Produktpalette sind fünf verschiedene Typen von Wasserturbinen. Das komplette Wasserkraftwerk ist eigentlich das, was wir liefern. Neudeutsch nennt man das 'Water to wire'. Das heißt, alles, was im Krafthaus steht, mit der ganzen Infrastruktur, wird von uns geliefert. Unser Kunstwerk ist das Schnüren des Komplettpakets"."
Manfred Volk hat schon Ende der 70er-Jahre auf Wasserkraft gesetzt. Seine erste Turbine baute er während seines Physik- und Chemiestudiums in einer Scheune, um den in Simonswald angemieteten Bauernhof mit Strom zu versorgen. Die Nachbarn amüsierten sich über den Sonderling.
""Nach dem Motto: Jetzt kommt der Student aus Freiburg und macht dem Badenwerk Konkurrenz. Als die Maschine dann gelaufen ist und wir Strom hatten, kamen natürlich die verschiedensten Leute und haben gefragt, ob man nicht bei ihrem Hof auch so etwas tun könnte. Das haben wir dann gemacht und so ging das dann vorwärts."
Der Aufbau der Firma war sehr schwierig, weil die Banken kein Geld rausrücken wollten. Manfred Volk gab jedoch nicht auf und überzeugte 1800 Aktionäre von seiner Vision. Während der Wasserkraftpionier im Ausland großen Erfolg hat, läuft in Deutschland fast gar nichts:
"Was wir in Deutschland machen, sind Reparaturen, Ersatz von Altanlagen. Aber Neuanlagen gibt es in Deutschland so gut wie keine. Potenzial ist da: Nach mehreren Untersuchungen, die gemacht worden sind, schwankt das Potenzial der Kleinwasserkraft zwischen der Leistung von zwei bis drei Kernkraftwerken."
Die deutschen Politiker sind seiner Ansicht nach verblendet, weil sie nur auf Solar- und Windenergie setzen. Manfred Volk sieht die Wasserkraft in Deutschland als ausgestorbene Energie.
" Bei uns waren schon Politiker aller Couleur, auch recht hochrangige: Vom Herrn Trittin über Herrn Gabriel bis hin zu Frau Gönner zum damaligen Wirtschaftsminister Pfister. Und der Herr Untersteller war auch schon da. Allerdings war der auch erst vor anderthalb Monaten da. Er ging auch erst zur Wind- und zur Solarenergie. Das zeigt schon die Richtung."
Der Ausbau der Wasserkraft werde hierzulande durch die starke Fischereilobby torpediert und durch die undurchsichtigen Genehmigungsverfahren:
"Sie haben keinen Rechtsanspruch auf eine Genehmigung und auch keinen Rechtsanspruch auf eine Ablehnung. Wenn Sie ein Haus bauen, haben Sie Anspruch auf eine Genehmigung oder Absage, mit der sie dann weitere Schritte planen können. Das muss innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens kommen, sechs Wochen. Bei der Wasserkraft können es sechs Jahre sein oder zehn - es gibt keinerlei geregeltes Verfahren."
Aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen hat Manfred Volk den Glauben an die viel beschworene Energiewende in Deutschland längst verloren.
"Es gibt zwar das pauschale Geschwätz von der Energiewende: Alle wollen sie, aber keiner macht sie. Wasserkraft ist grundlastfähig, dafür braucht man keine Netze ausbauen. Die Energiewende muss kommen, aber die Wasserkraft wird wohl daran nicht beteiligt werden."
Dennoch schaut Manfred Volk voller Optimismus in die Zukunft. Er hat in Gutach noch 10.000 Quadratmeter Reservefläche. Dort soll in diesem Jahr eine weitere Produktionsanlage entstehen.
"Deutschland ist klein, die Welt ist groß. Nur 18 Prozent der weltweiten Wasserkräfte sind überhaupt ausgebaut. Aber diese 18 Prozent der ausgebauten Welt-Wasserkraft bringen schon 22 Prozent des Weltstrombedarfs. Das heißt also, wenn ich jetzt hingehe und die Wasserkraft konsequent ausbaue, könnte ich eigentlich den Weltstrombedarf mit Wasserkraft decken. Ernsthaft, da gibt es ja seriöse Untersuchungen - nicht vom Manfred Volk."
Obwohl der südbadische Wasserkraftsystemanbieter rund um den Globus Erfolg hat, ein Problem bleibt: Geeignete Mitarbeiter zu finden, sprich: Junge Menschen, die über den Bildschirmrand blicken können:
"Die Universitäten bilden ja auch nur noch mit dem Blick auf den Punkt aus und nicht mehr in die Weite. Da hat man sehr große Schwierigkeiten, Leute zu finden. Und wenn man welche findet - egal ob das Leute in der Produktion oder im Engineering-Bereich, - die müssen betriebsintern noch ausgebildet werden. Also, wir stecken einen großen Teil unseres Gewinns in die Ausbildung von Leuten. Also ein Ingenieur, der heute von der Uni kommt, der weiß zwar ein paar Sachen. Aber was dann kommt, muss er bei uns noch lernen."