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Immer locker bleiben

"Schluss mit lustig!" - "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!" - "Jetzt aber mal im Ernst!" ... Wenn Sprichwörter tatsächlich etwas über ein Volk erzählen, müssen die Deutschen auf der Arbeit wohl ein reichlich ernster Haufen sein. Doch so ganz kann das auch nicht stimmen. Selbst auf Krebsstationen wird gelacht und gewitzelt, und für Manager zahlt sich ein guter Witz sogar finanziell aus.

Von Stefan Römermann |
    Nein, mit Rinderwahnsinn hat die Leipziger Bauplanungsfirma "bse Engineering" nichts am Hut. Die Abkürzung steht ganz einfach für die Initialen der beiden Teilhaber. Ganz zufällig ist der Name aber auch nicht entstanden, erinnert sich Geschäftsführer Christian Schweizer. Die Rinderseuche BSE kannte längst jedes Schulkind, als die Firma getauft wurde. Doch genau darauf hatte Schweizer gesetzt:

    " Wenn man angerufen hat am 1. April, sich gemeldet hat mit bse Engineering, und wir damals noch den Sitz hatten in der Wilhelm-Busch-Straße, so dass erstmal ein Riesengelächter war. Aber der Name blieb hängen, so dass wir hierdurch sehr leicht die Hürde "Vorzimmerdame" übersteigen können. "

    Eine gesunde Portion Humor ist für Schweizer deshalb ein klarer Wettbewerbsvorteil. Wichtig ist aber, dass es nicht bei Schenkelklopfern und eingeübten Witzen bleibt. Humor ist für ihn eine Lebenseinstellung. Bei Bewerbungsgesprächen ist gute Laune deshalb ein wichtiges Kriterium. Spaßbremsen haben keine Chance, sagt Schweizer.

    " Die werden dann vom Team geschnitten, sie werden isoliert, denn diese negative Ausstrahlung ist abstoßend, zieht runter. Ein Miesmacher und ein frustrierter, ich nenne das mal bewusst so, kann nicht teilen, und damit wird er vom Team her ausgegrenzt."

    Selbst im seriösen Bankgewerbe setzten die Personalchefs auf Ausstrahlung. Und gut gelaunte Bewerber sind auch hier klar im Vorteil, sagt Bernhard Kressin von der Sparkasse Leipzig. Trauerklöße will offenbar niemand. Trotzdem gibt es für ihn auch Grenzen:

    " Das ist schon anders als bei Harald Schmidt. Also man witzelt nicht über dritte, die nicht anwesend sind, ja das macht man nicht. Gehandicapte Kollegen, die hänselt man nicht in Abwesenheit oder ähnliches. Das gehört sich einfach nicht. Da ist sicherlich auch die Grenze des Humors. Aber ansonsten: Alles, was Situationskomik ist, oder es ist auch ein guter Witz erlaubt, logischerweise."

    Doch was tun, wenn man einfach nicht witzig ist? Inzwischen gibt es eine Reihe von Seminaren zum Thema Humor und Beruf. Aber können die Teilnehmer dort Humor wirklich lernen? Seminarleiter Alfred Gerhards ist da selbst skeptisch:

    " Man kann nicht einen Menschen in zwei Tagen zu einer Stimmungsgranate machen oder zu einem Unterhaltungsspezialisten. Es geht eher um Humor als Sichtweise, Humor überhaupt zuzulassen, wenn ich in einer Führungsposition bin."

    In Rollenspielen übt Gerhards deshalb die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, auch abwegige Gedanken auszusprechen. Situationskomik entsteht dabei ganz von selbst. So etwas funktioniert auf jeden Fall besser, als zwanghaft Witze zu erzählen. Das wirkt nämlich fast immer aufgesetzt, sagt der Humorexperte.

    " Nein, es muss wirklich aus der Mitte kommen. Es geht eher darum, sich zu trauen, einem Impuls nachzugeben, wenn man ihn hat. Ihn auch freizugeben. Das ist viel wichtiger als sich etwas aufzuzwingen, was man gar nicht will oder kann, nur weil andere es erwarten."

    Natürlich sorgen Spaßvögel auch für ein gutes Betriebsklima. Für Firmen sind sie deshalb ein wichtiger Produktionsfaktor. Studien haben schließlich gezeigt, dass Mitarbeiter kreativer, produktiver und seltener krank sind, wenn sie sich wohl fühlen. Und auch wenn es manchem Miesepeter nicht passt: Bei Beförderungen geht es deshalb nur zum Teil um Fachwissen. Entscheidend sind vor allem die Führungseigenschaften, sagt Personalberaterin Silvina Fehling:

    " Wer dazu noch humorvoll ist, hat natürlich in Konfliktsituationen immer gute Karten. Weil humorvolles Umgehen mit seinen Mitarbeiten entschärft ganz schnell Konflikte. Und diese Konfliktfähigkeit ist natürlich eine Eigenschaft, die einer Führungskraft sehr entgegen kommt."

    Für viele Manager ist Humor deshalb ein Zeichen sozialer Kompetenz. Wer im Zweifelsfall also auch über sich selber lacht, für den kann sich das am Ende selbst auf dem Gehaltszettel auszahlen. Und wer zuletzt lacht, nun, ja!