Susanne Kuhlmann: Trotz aller technischen Schwierigkeiten setzt Deutschland also verstärkt auf Windkraft. Die Stromgewinnung aus Atomkraft ist dagegen ein Auslaufmodell, was nicht zuletzt auf das Unglück von Fukushima zurückzuführen ist. Gut acht Wochen sind seit dem Mega-Erdbeben, dem Tsunami und der Havarie des Kernkraftwerkes von Fukushima jetzt vergangen. Am Freitag ist ein Berater der japanischen Regierung zurückgetreten, aus Protest gegen seiner Ansicht nach schlampig festgelegte Grenzwerte nach der Atomkatastrophe, wie es heißt. Er könne nicht zulassen, dass die Regierung unsichere Grenzwerte für Grundschulen in der Nähe von Fukushima festsetze, erklärte der Berater, Professor für atomare Strahlung an der Universität Tokio.
Kinder reagieren empfindlicher auf radioaktive Strahlung als Erwachsene. Dagmar Röhrlich aus unserer Wissenschaftsredaktion ist im Studio. Frau Röhrlich, was wissen Sie über die Vorwürfe des Beraters und die Reaktionen darauf?
Dagmar Röhrlich: Es ist ja so, dass in Japan im Moment etwas passiert, was es so noch nicht gegeben hat. Das ist einzigartig. Wir hatten bei den Atombomben-Abwürfen von Nagasaki und Hiroshima ja die Situation, dass in einem riesigen Ausbruch sehr viel Strahlung freigesetzt worden ist und danach war dann keine Belastung mehr da, insofern, als es danach nichts nach gab. Dann hatten wir Tschernobyl, wo etwa zehn Tage lang große Mengen an Radioaktivität freigesetzt worden sind. Dann aber hatte man das unter Kontrolle. Hier läuft das jetzt schon seit acht Wochen. Es sind zwar nicht so gigantische Mengen auf einen Schlag wie in Tschernobyl gewesen, aber es sind sehr hohe Mengen, und das summiert sich auf. Die Frage ist: Wie wirkt das auf Menschen? Das weiß einfach niemand.
Jetzt ist ein Streit offensichtlich geworden, der schon die ganze Zeit unter den Experten tobt: Ab wann muss man reagieren? Denn die Kinder sind zwar jetzt in der Schule, man hat gesagt, die Kinder dürfen in der Schule insgesamt, wenn sie in der Schule und zu Hause sind, 20 Millisievert pro Jahr abbekommen, aber die Schule ist natürlich nur ein Teil des Tages. Diese 20 Millisievert sind auf die Gesamtsituation bezogen. Das heißt, es ist so, dass man wirklich fragen muss, muss man die Kinder herausholen aus dieser Situation mit allen psychologischen Folgen, die das hat, oder nicht, denn zu Hause wirkt die Strahlung genauso gut auf sie. Einige Schulen – das ist natürlich etwas, was wieder zeigt, wie schwierig die Lage vor Ort ist und wie überfordert vielleicht auch die Behörden sind – säubern im Moment in Eigenregie ihre Höfe. Dort wird Erde abgetragen. Man könnte diese Häuser auch mit speziellen Lösungsmitteln abwaschen, das kann man aber nicht bei einer ganzen Stadt machen. Die Forscher sagen zurecht, es ist so, dass wir wirklich die Gesamtsituation betrachten müssen, die Schulen alleine reicht nicht, wir müssen schauen, wie wir das gesamte Strahlungsniveau runterbekommen. Und was wir heute machen, entscheidet die Zukunft Japans. Fliehen, meinte ein Wissenschaftler, gilt nicht. Man hat ein sehr kleines Land, wo man nicht weiß wohin. Die sind also wirklich in einer Zwickmühle, die sehr schwer zu entscheiden ist.
Kuhlmann: Inzwischen hatten Forscher aus anderen Teilen der Welt ja auch Zeit, sich Gedanken zu machen über die Konsequenzen, die aus dem Unglück zu ziehen sind. Eine Einschätzung kommt aus Amerika.
Röhrlich: Ja. Das Massachusetts Institut of Technology hat eine Studie herausgegeben, nach der man doch künftig überlegen sollte, die Abklingbecken für die abgebrannten Brennelemente, die nicht wieder eingelagert werden, die nicht wieder rein sollen in den Reaktor, nicht mehr am Standort zu halten, sondern anderswo hinzuverlagern in die Region. Man hat ja im Moment die Probleme, dass man dort Abklingbecken hat, die außer Kontrolle sind, wie beispielsweise im Block 4, aber man kann nicht so richtig heran, weil halt auch noch drei Reaktoren da sind, die Schwierigkeiten machen, und das sollte man künftig doch vermeiden.
Kuhlmann: Wir haben in den ersten Wochen ja viel über die Notwendigkeit des Kühlens von Brennstäben gehört und über kontaminiertes Wasser, was in den Anlagen steht. Wie weit ist es den Technikern denn gelungen, die Kontrolle zurückzugewinnen über das Atomkraftwerk?
Röhrlich: Die IAEA beurteilt, es ist immer noch sehr gefährlich, aber ein klein wenig besser geworden. Es ist so, dass man in der vergangenen Woche die Blöcke einmal von der externen Stromversorgung von außen runtergenommen hat, diese wieder auf Notstrom umgeschaltet hat, um die Stromversorgung von außen sicherer zu machen, auch erdbebensicherer, denn man muss ja ständig mit großen Nachbeben dort rechnen. Jetzt hängen sie wieder am Netz, das ist anscheinend gelungen. Es ist auch so, dass in einigen Abklingbecken das Ganze auch wieder mit normalen Pumpen läuft. Aber die Situation ist immer noch nicht unter Kontrolle, vor allen Dingen Block 1 macht Probleme, dort steigt der Druck und die Temperatur immer weiter an. Die anderen sind etwas weniger kritisch und man muss wirklich schauen, was da weiter läuft.
Kuhlmann: So weit Dagmar Röhrlich über die aktuelle Lage im Atomkraftwerk Fukushima und in der Umgebung. Danke schön.
Kinder reagieren empfindlicher auf radioaktive Strahlung als Erwachsene. Dagmar Röhrlich aus unserer Wissenschaftsredaktion ist im Studio. Frau Röhrlich, was wissen Sie über die Vorwürfe des Beraters und die Reaktionen darauf?
Dagmar Röhrlich: Es ist ja so, dass in Japan im Moment etwas passiert, was es so noch nicht gegeben hat. Das ist einzigartig. Wir hatten bei den Atombomben-Abwürfen von Nagasaki und Hiroshima ja die Situation, dass in einem riesigen Ausbruch sehr viel Strahlung freigesetzt worden ist und danach war dann keine Belastung mehr da, insofern, als es danach nichts nach gab. Dann hatten wir Tschernobyl, wo etwa zehn Tage lang große Mengen an Radioaktivität freigesetzt worden sind. Dann aber hatte man das unter Kontrolle. Hier läuft das jetzt schon seit acht Wochen. Es sind zwar nicht so gigantische Mengen auf einen Schlag wie in Tschernobyl gewesen, aber es sind sehr hohe Mengen, und das summiert sich auf. Die Frage ist: Wie wirkt das auf Menschen? Das weiß einfach niemand.
Jetzt ist ein Streit offensichtlich geworden, der schon die ganze Zeit unter den Experten tobt: Ab wann muss man reagieren? Denn die Kinder sind zwar jetzt in der Schule, man hat gesagt, die Kinder dürfen in der Schule insgesamt, wenn sie in der Schule und zu Hause sind, 20 Millisievert pro Jahr abbekommen, aber die Schule ist natürlich nur ein Teil des Tages. Diese 20 Millisievert sind auf die Gesamtsituation bezogen. Das heißt, es ist so, dass man wirklich fragen muss, muss man die Kinder herausholen aus dieser Situation mit allen psychologischen Folgen, die das hat, oder nicht, denn zu Hause wirkt die Strahlung genauso gut auf sie. Einige Schulen – das ist natürlich etwas, was wieder zeigt, wie schwierig die Lage vor Ort ist und wie überfordert vielleicht auch die Behörden sind – säubern im Moment in Eigenregie ihre Höfe. Dort wird Erde abgetragen. Man könnte diese Häuser auch mit speziellen Lösungsmitteln abwaschen, das kann man aber nicht bei einer ganzen Stadt machen. Die Forscher sagen zurecht, es ist so, dass wir wirklich die Gesamtsituation betrachten müssen, die Schulen alleine reicht nicht, wir müssen schauen, wie wir das gesamte Strahlungsniveau runterbekommen. Und was wir heute machen, entscheidet die Zukunft Japans. Fliehen, meinte ein Wissenschaftler, gilt nicht. Man hat ein sehr kleines Land, wo man nicht weiß wohin. Die sind also wirklich in einer Zwickmühle, die sehr schwer zu entscheiden ist.
Kuhlmann: Inzwischen hatten Forscher aus anderen Teilen der Welt ja auch Zeit, sich Gedanken zu machen über die Konsequenzen, die aus dem Unglück zu ziehen sind. Eine Einschätzung kommt aus Amerika.
Röhrlich: Ja. Das Massachusetts Institut of Technology hat eine Studie herausgegeben, nach der man doch künftig überlegen sollte, die Abklingbecken für die abgebrannten Brennelemente, die nicht wieder eingelagert werden, die nicht wieder rein sollen in den Reaktor, nicht mehr am Standort zu halten, sondern anderswo hinzuverlagern in die Region. Man hat ja im Moment die Probleme, dass man dort Abklingbecken hat, die außer Kontrolle sind, wie beispielsweise im Block 4, aber man kann nicht so richtig heran, weil halt auch noch drei Reaktoren da sind, die Schwierigkeiten machen, und das sollte man künftig doch vermeiden.
Kuhlmann: Wir haben in den ersten Wochen ja viel über die Notwendigkeit des Kühlens von Brennstäben gehört und über kontaminiertes Wasser, was in den Anlagen steht. Wie weit ist es den Technikern denn gelungen, die Kontrolle zurückzugewinnen über das Atomkraftwerk?
Röhrlich: Die IAEA beurteilt, es ist immer noch sehr gefährlich, aber ein klein wenig besser geworden. Es ist so, dass man in der vergangenen Woche die Blöcke einmal von der externen Stromversorgung von außen runtergenommen hat, diese wieder auf Notstrom umgeschaltet hat, um die Stromversorgung von außen sicherer zu machen, auch erdbebensicherer, denn man muss ja ständig mit großen Nachbeben dort rechnen. Jetzt hängen sie wieder am Netz, das ist anscheinend gelungen. Es ist auch so, dass in einigen Abklingbecken das Ganze auch wieder mit normalen Pumpen läuft. Aber die Situation ist immer noch nicht unter Kontrolle, vor allen Dingen Block 1 macht Probleme, dort steigt der Druck und die Temperatur immer weiter an. Die anderen sind etwas weniger kritisch und man muss wirklich schauen, was da weiter läuft.
Kuhlmann: So weit Dagmar Röhrlich über die aktuelle Lage im Atomkraftwerk Fukushima und in der Umgebung. Danke schön.