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Immer weniger Zuschüsse vom Freistaat

Die Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit in Dresden erfährt Wertschätzung. Gestern kam etwa der Landtagspräsident zu einer Ausstellungseröffnung über Rassismus unter Fußballfans in den alten DDR-Plattenbau. Nach einer stundenlangen Krisensitzung des Kuratoriumsrates der Fachhochschule gibt es keine richtige Erfolgsnachricht aus dem Mund von Rektor Ralf Evers:

Von Henning Hübert |
    Wir haben derzeit 562 Studierende. Wir werden nach diesem Semester keinen einzigen entlassen.

    Der begehrte Studiengang Pflegewissenschaften wird erstmal ausgesetzt, für Erstsemester nicht mehr angeboten. Auf diese Weise soll die Studierendenzahl auf 300 sinken. Eine bis gestern befürchtete komplette Schließung der Hochschule wird es laut Evers aber nicht geben. In den letzten 10 Jahren konnte sie mit rund 2,5 Millionen Euro haushalten. Heute bekommt sie vom Land Sachsen nur noch 2,1 und demnächst sogar nur noch 1,5 Millionen Euro. Noch einmal 15 Prozent gibt die Evangelische Kirche hinzu. Wo jetzt sparen? Der Personalkostenanteil macht 90 Prozent des Haushalts aus. Es gibt 18 Professuren an der EHS und einen Professor kann man nicht so leicht loswerden. - Zuerst gibt es in der Verwaltung Kündigungen. Rektor Evers hofft, dass die Professoren auf Gehalt und auch Pensionsansprüche verzichten.

    Unsere Haushaltsmittel reichen im nächsten Jahr, wenn uns nichts anderes einfällt, nicht für 18, sondern für 15. Und das gilt nur 2005. Wenn danach die Finanzierungssituation der Hochschule sich so drastisch weiterentwickelt, dann schließe ich selbstverständlich für den Bereich der Lehre auch keine Kündigungen mehr aus.

    Gründungsrektor Ulfrid Kleinert wirft Sachsen Vertragsbruch vor. Er sieht eine 10 Jahre alte Vereinbarung verletzt, wonach der Freistaat die Schule mit genügend Geld und Personal auszustatten habe. Jetzt stehe die EHS weit schlechter da als jede andere Hochschule in Sachsen. Alle sind im erzielten Hochschulkonsens verpflichtet, nach Pensionierungen nicht wiederzubesetzen. Die Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit bildet sehr erfolgreich aus. Laut Rektor Evers kommen alle seine Absolventen der Sozialarbeit im Beruf unter. In Zukunft wird es auch in diesem Bereich weniger oder billigere Lehrveranstaltungen geben müssen. Deshalb sorgt sich der Vertreter der Studierenden im Kuratoriumsrat Lukas Schöps um die Attraktivität der Hochschule:

    Gerade die neuen, die nach dem Immatrikulationsstopp doch kommen durften, bangen sehr, wie das überhaupt weiter gehen wird. Es schwebte ja auch heute wieder dieses Damoklesschwert der Insolvenz über uns. Es kann durchaus sein, dass es in einem halben Jahr schon wieder eine ähnliche Situation gibt.

    Wenn die Professoren auf ihre Verträge pochen, dann muss an anderen Schrauben gedreht werden: Es müssten etwa Studiengebühren zusätzlich zu den 50 Euro Verwaltungsgebühr erhoben werden. Neue Bachelor- und Masterangebote dürften dann richtig teuer werden. So sollen angehende Sozialmanager in Dresden 1900 Euro pro Semester zahlen.