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Immobilien
Die Studentenbude als Investitionsobjekt

Studierende leben in München, Stuttgart, Hamburg und Frankfurt am teuersten. Die bayerische Landeshauptstadt führt die Liste mit deftigen 18,20 Euro pro Quadratmeter an, so eine kürzlich vorgestellte Studie. Bei diesen Quadratmeterpreisen werden Wohnanlagen und Apartments für Studierende auch bei Investoren immer attraktiver.

Von Claudia van Laak | 27.03.2014
    Marketingleiter Frank Gremmelspacher posiert am 16.12.2013 in Freiburg (Baden-Württemberg) vor zwei Wohncontainer für Studenten. In der Studentenstadt testen vier Studierende neuen Wohnraum in Form von Containern.
    Ob Freiburg (Bild), Berlin oder Köln: Ausrangierte Container als Studentenwohnungen liegen im Trend (picture alliance / dpa / Patrick Seeger)
    Sie sind 12 Meter lang, 2,50 Meter breit und knapp 3 Meter hoch - ehemalige Schiffscontainer, aus denen ein Studentendorf im Südosten Berlins entsteht. Die monatlichen Kosten für die Miete: knapp 400 Euro. Der Werbeslogan des Investors: "Das coolste Containerdorf für Studenten in Deutschland." Kathrin Wolf kam im letzten Herbst zum Studieren nach Berlin, war sofort begeistert.
    "Es ist winzig, aber eigentlich hat es alles drin: Es hat eine ebenerdige Dusche und einen Waschbecken und ein Klo. Ich freue mich auch schon drauf, den ersten zeigen zu können, dass ich kein moderner Flüchtling bin, der in einem Container zwangsuntergebracht wird."
    Die Freude ist Ärger gewichen, denn der private Investor hält sie Monat für Monat hin. Das Studentendorf wird nicht fertig, auf der Webseite ist mittlerweile von Oktober 2014 die Rede - ein Jahr Verzögerung also. Kathrin Wolf muss wieder auf die Suche gehen - nicht leicht auf dem mittlerweile auch in Berlin angespannten Wohnungsmarkt.
    Die Studentenzahlen sind in den letzten Jahren stark angestiegen, die Mieten auch. Das macht den Bau von Studentenapartments attraktiv für Privatinvestoren. Felix Embacher vom Immobilienberatungsunternehmen bulwiengesa.
    "Gerade in den Hochschulstädten: Wohnraummangel, Mietpreisanstieg sind hier die Themen. Geringe Bautätigkeit und dann auch das Thema Zinsentwicklung - mit dem gegenwärtigen Leitzins ist es für Bauträger attraktiv, Fremdkapital aufzunehmen, und zum anderen für Kapitalanleger interessant, in Immobilien, gerade auch in Studentenappartements zu investieren, weil sie eben mit den klassischen Anlageformen kein Geld mehr verdienen."
    Etwa 40 Prozent ihrer Einnahmen geben Studierende für´s Wohnen aus, das ist ein größerer Anteil als bei der Durchschnittsbevölkerung. Bei den Mieten ist deshalb nach oben kaum Luft, meint das Deutsche Studentenwerk. Private Investoren sehen das anders, sie setzen bewusst auf das Luxussegment und fahren momentan ganz gut dabei.
    "Die Mieten sind nicht unbedingt nach oben gedeckelt, weil gerade die Zielgruppe derjenigen, die in Studentenappartements gehen, sehr selektiv ist und zusätzliche Lebenshaltungskosten in der Regel einfach über die Eltern ausgeglichen werden. Ich kenn' Studentenwohnheime, da sind in der Tiefgarage mehr Porsches als Polos."
    Georg Schlanzke vom Deutschen Studentenwerk hat die anderen Wohnungssuchenden im Blick - diejenigen, die sich weder Porsche noch Polo leisten können. In den Städten, wo die Lage besonders angespannt ist, berücksichtigen die Studentenwerke bei der Vergabe ihrer Wohnheimplätze die wirtschaftliche und soziale Lage der Bewerber.
    "In vielen Fällen ist es eben so, dass private Investoren natürlich das völlig legitime Interesse haben, ihre Rendite zu maximieren und dass man dann eben auch zu Preisen und Vorstellungen der Investoren kommt, die einfach nicht tragbar sind. Weder fürs Studentenwerk, noch für die Studierenden, die nachher drinnen wohnen sollen."
    Deshalb klappt die Zusammenarbeit von Studentenwerk und Privatinvestor nur im Einzelfall. Bezahlbare Mieten auf der einen Seite, hohe Renditeerwartungen auf der anderen, das passt nur selten zusammen.
    "Das sind eben nicht alles verkappte Millionäre, die darauf warten, viel Geld ausgeben zu können, das sind wirklich viele Studenten, gerade aus dem Ausland, die mit relativ geringem Budget hierherkommen und für die wir vor allen Dingen erst mal preiswerten Wohnraum brauchen."
    Die Studentenwerke verhandeln mit privaten Geldgebern, weil die öffentliche Hand nur wenig Geld in den Bau von Studentenwohnheimen investiert. Zu wenig, meint das Studentenwerk und fordert seit Jahren ein gemeinsames Bauprogramm von Bund und Ländern. Bislang ohne Erfolg.
    "Herr Ramsauer war sehr bemüht, aber er hat es nicht geschafft, auch in der Bundesregierung, innerhalb der Bundesregierung die Zweckbindung von Mitteln für den Studentenwohnheimbau zu erreichen. Was wir positiv erleben in den letzten anderthalb Jahren ist, dass in den Ländern sich was bewegt, zumindest in einigen Ländern sich was bewegt, das heißt, bestehende Förderprogramme werden verbessert, oder es werden neue Förderprogramme aufgelegt, so letztes Jahr zum Beispiel in Hessen."
    Georg Schlanzke ist mit seiner Forderung nach einem Bund-Länder-Programm jetzt an die neue Bundesbauministerin Barbara Hendricks herangetreten. Das Studentenwerk will den Markt für studentisches Wohnen nicht den privaten Investoren überlassen.