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Immobilienunternehmen
Übernahmepoker auf dem Wohnungsmarkt

Auf dem heiß umkämpften Immobilienmarkt gönnen sich die Branchenriesen nichts. Der größte Wohnungskonzern Vonovia will jetzt den zweiten, die Deutsche Wohnen, übernehmen. Anleger und Mieterbund halten das für keine gute Idee. Unklar ist auch, ob die Aktionäre einer solchen Übernahme zustimmen würden.

Von Brigitte Scholtes | 14.10.2015
    Nagelneue Häuser mit Mietwohnungen und Eigentumswohnungen sind in Berlin an der Grenze der Bezirke Mitte und Kreuzberg zu sehen.
    Der Mieterbund rät zur Konsolidierung der Immobilienunternehmen (picture-alliance / dpa / Wolfram Steinberg)
    Knapp neun Milliarden Euro will Vonovia für die Deutsche Wohnen bieten - in bar. Sollte die Übernahme gelingen, entstünde ein Konzern mit fast 500.000 Wohnungen im Bestand. Eigentlich biete man sogar 14 Milliarden Euro, erläutert Rolf Buch, Chef der Vonovia, wenn man Prämien und Schulden hinzurechne, die man mit übernehmen wolle. Vonovia möchte verhindern, dass die Deutsche Wohnen wiederum den Immobilienkonzern LEG akquiriert. Ein solches Angebot hatte die Deutsche Wohnen im September angekündigt. Diese Übernahme jedoch müssten die Aktionäre der Deutsche Wohnen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 28. Oktober ablehnen. Doch ob das sinnvoll ist, da sind Experten wie Ascan Iredi, Chefanlagestratege der Flatex, noch nicht sicher. Iredi hält das Angebot der Vonovia noch nicht für sehr attraktiv:
    "Aktuell ist der Aufschlag, den man noch verdienen kann, zu gering, um sozusagen die eigene Freiheit aufzugeben. Weil ich glaube, gerade die Konstellation, so wie es die Deutsche Wohnen geplant hat, auch mit der Übernahme der LEG zukünftig, das ist eigentlich eine in sich schlüssige Angelegenheit, sodass die Übernahme durch die Vonovia eigentlich für die Aktionäre der Deutschen Wohnen die Sache nicht besser macht."
    Die Aktionäre wären besser bedient, wenn es bei dem alten Plan bliebe, der Übernahme der LEG durch die Deutsche Wohnen, meint Iredi:
    "Das ist eine Kombination, die auch, was das Wohnungsportfolio angeht, sehr gut ist, sich sehr schön ergänzt. Und ich glaube schon, dass man gerade seitens Vonovia gesehen hat, dass die Stärke der Deutsche Wohnen ein sehr attraktives Portfolio ist. Aber ich glaube auf der anderen Seite eben auch, dass für den Aktionär es viel besser wäre, wenn er dieses Portfolio genauso behält. Und die LEG passt eben besser zur Deutschen Wohnen als die Deutsche Wohnen zur Vonovia."
    Vonovia war erst Ende des vergangenen Jahres aus dem Zusammengehen der Deutschen Annington mit der Gagfah entstanden. Da wäre eine Pause im Übernahmepoker eigentlich besser gewesen, meint Iredi:
    "Deutschland war ja auch definitiv immer ein Nachzüglerland bezüglich dieser Immobilienunternehmen, die es bei uns eben hier nicht gegeben hat. Und da haben wir die letzten Jahre ganz große Anstrengungen gesehen. Aber ich glaube auch, dass nach einer solchen Anstrengung immer auch ein Prozess der Konsolidierung, des Abwartens, notwendig ist, um mal nachzurechnen, ob das jetzt alles so richtig war."
    Mieterbund: Wohnungsbau als Gebot der Stunde
    Jetzt so schnell einen weitere Riesenübernahme zu stemmen, hält auch der Deutsche Mieterbund für keine gute Idee, das bringe für den Wohnungsmarkt nichts. sagt dessen Geschäftsführer Ulrich Ropertz:
    "Es wird eine Menge Geld verbrannt für die Hin- und Herkauferei und Verkauferei. Dieses Geld wäre sehr viel besser angelegt, wenn man endlich Wohnungen bauen würde. Wohnungsneubau ist das Gebot der Stunde und nicht Wohnungshandel."