Mit klassischen archäologischen Mitteln allein kann man nicht klären, wie Rinder domestiziert worden sind - also von Menschen zu Haus genutzt wurden. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie die Hausrinder in die Siedlungen kamen. Ruth Bollongino von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz:
Das eine wäre, dass die Tiere aus dem Ursprungsort, wo sie domestiziert worden sind, verbreitet wurden, dass Tiere weitergegeben wurden, und die Menschen das dann an den entsprechenden Orten übernommen haben. Eine andere Möglichkeit ist aber, und das betrifft vor allem Europa, dass die Menschen in Europa gesehen haben, wie die Haustierhaltung woanders funktioniert, und sie nur diese Idee übernahmen und dann Wildrinder, die in Europa auch verbreitet waren, eigenständig noch einmal domestizierten, so dass es zwar überall Hausrinder gibt, die aber verschiedene Ursprünge haben aus verschiedenen Regionen.
Eine Antwort kommt aus der Genetik und aus der molekularen Archäologie. Dort werden Knochen von Rindern untersucht, die etwa 6000 bis 8000 Jahre alt sind. Die Knochen stammen von jungsteinzeitlichen Siedlungen in ganz Europa: Frankreich, Deutschland, Slowakei, Slowenien, Ungarn und der Türkei. Im genetischen Labor reinigt Ruth Bollongino die Knochen von Verunreinigungen, sägt ein kleines Stück heraus, pulverisiert es und extrahiert daraus die Erbsubstanz. Dabei konzentriert sie sich auf einen speziellen Abschnitt in der mitochondrialen DNS, einer Erbsubstanz, die in hoher Kopienzahl vorliegt und durch ihre Struktur besonders erhaltungsfähig ist. Die Mitochondrien werden nur mütterlich vererbt. Das hat den Vorteil, dass man die reine mütterliche Erblinie ohne Vermischungen untersuchen kann. Die Schwierigkeit bei den Rinderknochen ist, dass man durch das bloße Vermessen der Knochen nicht klären kann, ob die Rinder importiert wurden oder nur die Idee der Rinderzucht einführt wurde. Wurden in ganz Europa wilde einheimische Rinder - also die ausgestorbenen Auerochsen - mehrfach an verschiedenen Orten gezähmt oder Hausrinder aus einer Herde, die also alle nah miteinander verwandt sind, von weither importiert? Vergleicht man die Rinder genetisch, lassen sich diese beiden Gruppen deutlich voneinander unterscheiden. Dadurch, dass die genetischen Unterschiede so groß sind, können die Hausrinder nicht in Europa immer wieder von Auerochsen domestiziert worden sein. Ruth Bollongino interpretiert die Ergebnisse weiter:
Die Hausrindsequenzen aus der Jungsteinzeit, die wir gefunden haben, sind allesamt sehr ähnlich miteinander. Die Variabilität ist sehr gering, auch im Vergleich zu den heutigen Rindern und das deutet eindeutig auf einen Import der Tiere hin. Man hat dann einen so genannten Gründereffekt oder man nennt das auch Flaschenhals, dadurch dass aus einem anderen Gebiet wenige Tiere eingeführt und daraus dann neue Populationen gegründet worden sind. Und wenn man das vergleicht mit den Daten, die es noch heute auch von Rindern aus dem nahen Osten gibt, dann sieht man, dass dort die Variabilität wesentlich höher ist als in Mitteleuropa.
Die genetischen Sequenzen lassen sich bis in die Jungsteinzeit im Nahen Osten zurückverfolgen. Die Herkunft des europäischen Rindes deutet auf einen Bereich hin, der als "fruchtbarer Halbmond" bezeichnet wird - ein niederschlagsreiches Gebiet im Norden der arabischen Halbinsel, welches die innerarabischen Trockengebiete Syriens, Saudi-Arabiens und des Iraks halbkreisförmig einschließt. Dieses Gebiet ist also der vermutete Domestikationsort der ersten Hausrinder. Auch wenn die Daten dafür sprechen, dass alle Hausrinder importiert worden sind, gibt es noch eine Möglichkeit, dass die importierten Rinder nachträglich mit Wildrindern eingekreuzt worden sind.
Dazu kann es verschiedene Gründe gegeben haben, wie zum Beispiel, dass Seuchen die Größe der Herden reduziert haben und die Bauern dadurch versucht haben, die Größe wieder herzustellen, die sie vorher hatten. Oder aber dass es einfach Zufall war, dass es nicht kontrollierbar war. Wenn aber diese Auerochsen hinzu gefangen worden sind, dann müsste man heute eigentlich noch diese Sequenzen in den modernen Rinderpopulationen sehen können, das ist nicht der Fall.
Wenn also trotzdem vereinzelt ein Auerochse eingekreuzt wurde, hatte dies für die Weiterzüchtungen keine Bedeutung. Typische Auerochsensequenzen sind in der Geschichte schlichtweg verloren gegangen. Die europäischen Rinder sind nicht mehrfach domestiziert worden, sondern eine reine Importware.
Das eine wäre, dass die Tiere aus dem Ursprungsort, wo sie domestiziert worden sind, verbreitet wurden, dass Tiere weitergegeben wurden, und die Menschen das dann an den entsprechenden Orten übernommen haben. Eine andere Möglichkeit ist aber, und das betrifft vor allem Europa, dass die Menschen in Europa gesehen haben, wie die Haustierhaltung woanders funktioniert, und sie nur diese Idee übernahmen und dann Wildrinder, die in Europa auch verbreitet waren, eigenständig noch einmal domestizierten, so dass es zwar überall Hausrinder gibt, die aber verschiedene Ursprünge haben aus verschiedenen Regionen.
Eine Antwort kommt aus der Genetik und aus der molekularen Archäologie. Dort werden Knochen von Rindern untersucht, die etwa 6000 bis 8000 Jahre alt sind. Die Knochen stammen von jungsteinzeitlichen Siedlungen in ganz Europa: Frankreich, Deutschland, Slowakei, Slowenien, Ungarn und der Türkei. Im genetischen Labor reinigt Ruth Bollongino die Knochen von Verunreinigungen, sägt ein kleines Stück heraus, pulverisiert es und extrahiert daraus die Erbsubstanz. Dabei konzentriert sie sich auf einen speziellen Abschnitt in der mitochondrialen DNS, einer Erbsubstanz, die in hoher Kopienzahl vorliegt und durch ihre Struktur besonders erhaltungsfähig ist. Die Mitochondrien werden nur mütterlich vererbt. Das hat den Vorteil, dass man die reine mütterliche Erblinie ohne Vermischungen untersuchen kann. Die Schwierigkeit bei den Rinderknochen ist, dass man durch das bloße Vermessen der Knochen nicht klären kann, ob die Rinder importiert wurden oder nur die Idee der Rinderzucht einführt wurde. Wurden in ganz Europa wilde einheimische Rinder - also die ausgestorbenen Auerochsen - mehrfach an verschiedenen Orten gezähmt oder Hausrinder aus einer Herde, die also alle nah miteinander verwandt sind, von weither importiert? Vergleicht man die Rinder genetisch, lassen sich diese beiden Gruppen deutlich voneinander unterscheiden. Dadurch, dass die genetischen Unterschiede so groß sind, können die Hausrinder nicht in Europa immer wieder von Auerochsen domestiziert worden sein. Ruth Bollongino interpretiert die Ergebnisse weiter:
Die Hausrindsequenzen aus der Jungsteinzeit, die wir gefunden haben, sind allesamt sehr ähnlich miteinander. Die Variabilität ist sehr gering, auch im Vergleich zu den heutigen Rindern und das deutet eindeutig auf einen Import der Tiere hin. Man hat dann einen so genannten Gründereffekt oder man nennt das auch Flaschenhals, dadurch dass aus einem anderen Gebiet wenige Tiere eingeführt und daraus dann neue Populationen gegründet worden sind. Und wenn man das vergleicht mit den Daten, die es noch heute auch von Rindern aus dem nahen Osten gibt, dann sieht man, dass dort die Variabilität wesentlich höher ist als in Mitteleuropa.
Die genetischen Sequenzen lassen sich bis in die Jungsteinzeit im Nahen Osten zurückverfolgen. Die Herkunft des europäischen Rindes deutet auf einen Bereich hin, der als "fruchtbarer Halbmond" bezeichnet wird - ein niederschlagsreiches Gebiet im Norden der arabischen Halbinsel, welches die innerarabischen Trockengebiete Syriens, Saudi-Arabiens und des Iraks halbkreisförmig einschließt. Dieses Gebiet ist also der vermutete Domestikationsort der ersten Hausrinder. Auch wenn die Daten dafür sprechen, dass alle Hausrinder importiert worden sind, gibt es noch eine Möglichkeit, dass die importierten Rinder nachträglich mit Wildrindern eingekreuzt worden sind.
Dazu kann es verschiedene Gründe gegeben haben, wie zum Beispiel, dass Seuchen die Größe der Herden reduziert haben und die Bauern dadurch versucht haben, die Größe wieder herzustellen, die sie vorher hatten. Oder aber dass es einfach Zufall war, dass es nicht kontrollierbar war. Wenn aber diese Auerochsen hinzu gefangen worden sind, dann müsste man heute eigentlich noch diese Sequenzen in den modernen Rinderpopulationen sehen können, das ist nicht der Fall.
Wenn also trotzdem vereinzelt ein Auerochse eingekreuzt wurde, hatte dies für die Weiterzüchtungen keine Bedeutung. Typische Auerochsensequenzen sind in der Geschichte schlichtweg verloren gegangen. Die europäischen Rinder sind nicht mehrfach domestiziert worden, sondern eine reine Importware.