Wenn die Start- und Landepläne auf dem Hamburger Flughafen nicht durcheinander geraten sind, dann ist vor 20 Minuten ein normaler Linienflieger der Lufthansa vom Rollfeld gestartet und überfliegt in diesem Moment Göttingen oder schon Kassel mit Ziel Frankfurt. Das Besondere am Flieger ist sein Treibstoff: das rechte Triebwerk wird zur Hälfte mit Biosprit betrieben. Wie der hergestellt wird, erklärt Projektleiter Joachim Buse:
"Es handelt sich um einen synthetischen Kraftstoff, der in seinen Eigenschaften absolut identisch ist mit herkömmlichem Kerosin. Die Grundstoffe sind Pflanzenöle – in unserem Fall die Wildpflanze Jatropha – die Leindotterpflanze und zu einem geringen Anteil auch tierische Fette."
Und natürlich ist dieses Gemisch bereits gründlich in den Triebwerken getestet worden: im Triebwerksstand am Boden auf dem Hamburger Technikstützpunkt der Lufthansa, aber auch in der Luft, unter realen Bedingungen. Und natürlich musste der Treibstoff von unabhängigen Prüfern erst einmal zugelassen werden, bevor ein voll besetzter Passagierjet damit starten darf. Was der Treibstoff für die Klimabilanz der Flieger bringt? Projektleiter Buse gibt die Antwort:
"Grundsätzlich beträgt die Einsparung beim Biokraftstoff etwa 50 Prozent der Emissionen, die beim herkömmlichen Kerosin entstehen. Natürlich nur auf einer bilanziellen Basis, denn in der Luft verbrennen wir wie normales Kerosin auch mit etwa 3,15 Tonnen CO2 pro verbrannter Tonne Kraftstoff."
Und in dieser Bilanz, so Buse, sind bereits die CO2-Mengen eingerechnet, die für die Herstellung und den Transport des Treibstoffs anfallen. Hintergrund der Testflüge sind ganz handfeste finanzielle Überlegungen, die in allen Fluggesellschaften angestellt werden: Die CO2-Zertifikate, die im nächsten Jahr auch für den Betrieb von Flugzeugen anfallen, werden zusammengenommen rund 1,5 Milliarden Euro kosten. Denn immerhin kommen auf einer Strecke von nur 100 Kilometern pro Fluggast zehn Kilogramm Kohlendioxid zusammen. Ein einziger Atlantikflug verbraucht rund 60.000 Liter Kerosin. – Dass die Lufthansa nun auf Biosprit setzt, entfacht aber auch die Teller-Tank-Debatte aufs Neue. So hat das entwicklungspolitische Netzwerk Inkota den Test scharf kritisiert. Die Argumentation: Der Anbau der ölhaltigen Jatropha-Pflanze verschärfe zum Beispiel in Mosambik die Landkonflikte. Es sei fatal, in einem Land, in dem 38 Prozent der Menschen unterernährt sind, Energiepflanzen für den Export anzubauen. - Joachim Buse von der Lufthansa ist angesichts dieser Kritik gelassen und erklärt die Eigenheiten der genutzten Energiepflanze:
"Jatropha ist eine Wildpflanze, die für den menschlichen und tierischen Gebrauch völlig ungeeignet ist und nur auf degradierten Böden wächst. Insofern ist Jatropha nun ausgerechnet die Pflanze, die in keiner Weise die menschliche Nahrungsmittelproduktion tangiert."
Trotzdem, das gibt Buse zu, werden nach einer erfolgreichen Testphase und steigender Nachfrage immer größere Anbauflächen benötigt, auf denen auch Nahrungsmittel angebaut werden könnten.
"Wir betrachten das mit großer Sorgfalt und wir werden auch nur in dem Umfang tatsächlich in die Bioenergie einsteigen, wie wir das verantworten können."
Dass schon bald ganz auf Biosprit umgestellt werden könnte, erwartet aber auch Buse nicht. Er rechnet damit, dass Biosprit im Jahr 2015 maximal ein Prozent des gesamten Flottenverbrauchs der Lufthansa ausmacht. Dann braucht allein diese Fluggesellschaft pro Tag nur noch 990 Tanklaster mit herkömmlichem Kerosin und 10 Tanklaster mit Biosprit. – Die Passagiere, die in diesem Moment vielleicht schon das kleine Marburg überfliegen, werden von der 50-prozentigen Biobeimischung im rechten Treibwerk nichts mitbekommen. Der liefert zwar vier Prozent mehr Energie, unterscheidet sich sonst aber nicht von seinem fossilen Pendant:
"Wir erwarten, dass dieser Kraftstoff den Treibwerken sehr gut tut. Insofern: eigentlich positive Eigenschaften in Bezug auf Wartungsintervalle und Lebensdauer. Aber wir wollen uns davon überzeugen, dass das auch so ist und darum führen wir diesen vergleichenden Test durch."
Falls der Jatropha-Sprit den Test besteht, will die Lufthansa immer mehr Flieger damit betanken. Falls nicht, wird das Unternehmen Alternativen suchen: im Gespräch ist Treibstoff aus Algen oder – das testet gerade British Airways: Flugbenzin aus einfachem Hausmüll.
"Es handelt sich um einen synthetischen Kraftstoff, der in seinen Eigenschaften absolut identisch ist mit herkömmlichem Kerosin. Die Grundstoffe sind Pflanzenöle – in unserem Fall die Wildpflanze Jatropha – die Leindotterpflanze und zu einem geringen Anteil auch tierische Fette."
Und natürlich ist dieses Gemisch bereits gründlich in den Triebwerken getestet worden: im Triebwerksstand am Boden auf dem Hamburger Technikstützpunkt der Lufthansa, aber auch in der Luft, unter realen Bedingungen. Und natürlich musste der Treibstoff von unabhängigen Prüfern erst einmal zugelassen werden, bevor ein voll besetzter Passagierjet damit starten darf. Was der Treibstoff für die Klimabilanz der Flieger bringt? Projektleiter Buse gibt die Antwort:
"Grundsätzlich beträgt die Einsparung beim Biokraftstoff etwa 50 Prozent der Emissionen, die beim herkömmlichen Kerosin entstehen. Natürlich nur auf einer bilanziellen Basis, denn in der Luft verbrennen wir wie normales Kerosin auch mit etwa 3,15 Tonnen CO2 pro verbrannter Tonne Kraftstoff."
Und in dieser Bilanz, so Buse, sind bereits die CO2-Mengen eingerechnet, die für die Herstellung und den Transport des Treibstoffs anfallen. Hintergrund der Testflüge sind ganz handfeste finanzielle Überlegungen, die in allen Fluggesellschaften angestellt werden: Die CO2-Zertifikate, die im nächsten Jahr auch für den Betrieb von Flugzeugen anfallen, werden zusammengenommen rund 1,5 Milliarden Euro kosten. Denn immerhin kommen auf einer Strecke von nur 100 Kilometern pro Fluggast zehn Kilogramm Kohlendioxid zusammen. Ein einziger Atlantikflug verbraucht rund 60.000 Liter Kerosin. – Dass die Lufthansa nun auf Biosprit setzt, entfacht aber auch die Teller-Tank-Debatte aufs Neue. So hat das entwicklungspolitische Netzwerk Inkota den Test scharf kritisiert. Die Argumentation: Der Anbau der ölhaltigen Jatropha-Pflanze verschärfe zum Beispiel in Mosambik die Landkonflikte. Es sei fatal, in einem Land, in dem 38 Prozent der Menschen unterernährt sind, Energiepflanzen für den Export anzubauen. - Joachim Buse von der Lufthansa ist angesichts dieser Kritik gelassen und erklärt die Eigenheiten der genutzten Energiepflanze:
"Jatropha ist eine Wildpflanze, die für den menschlichen und tierischen Gebrauch völlig ungeeignet ist und nur auf degradierten Böden wächst. Insofern ist Jatropha nun ausgerechnet die Pflanze, die in keiner Weise die menschliche Nahrungsmittelproduktion tangiert."
Trotzdem, das gibt Buse zu, werden nach einer erfolgreichen Testphase und steigender Nachfrage immer größere Anbauflächen benötigt, auf denen auch Nahrungsmittel angebaut werden könnten.
"Wir betrachten das mit großer Sorgfalt und wir werden auch nur in dem Umfang tatsächlich in die Bioenergie einsteigen, wie wir das verantworten können."
Dass schon bald ganz auf Biosprit umgestellt werden könnte, erwartet aber auch Buse nicht. Er rechnet damit, dass Biosprit im Jahr 2015 maximal ein Prozent des gesamten Flottenverbrauchs der Lufthansa ausmacht. Dann braucht allein diese Fluggesellschaft pro Tag nur noch 990 Tanklaster mit herkömmlichem Kerosin und 10 Tanklaster mit Biosprit. – Die Passagiere, die in diesem Moment vielleicht schon das kleine Marburg überfliegen, werden von der 50-prozentigen Biobeimischung im rechten Treibwerk nichts mitbekommen. Der liefert zwar vier Prozent mehr Energie, unterscheidet sich sonst aber nicht von seinem fossilen Pendant:
"Wir erwarten, dass dieser Kraftstoff den Treibwerken sehr gut tut. Insofern: eigentlich positive Eigenschaften in Bezug auf Wartungsintervalle und Lebensdauer. Aber wir wollen uns davon überzeugen, dass das auch so ist und darum führen wir diesen vergleichenden Test durch."
Falls der Jatropha-Sprit den Test besteht, will die Lufthansa immer mehr Flieger damit betanken. Falls nicht, wird das Unternehmen Alternativen suchen: im Gespräch ist Treibstoff aus Algen oder – das testet gerade British Airways: Flugbenzin aus einfachem Hausmüll.