Sonntag, 19. Mai 2024

Archiv

In der Krise
Drastischer Stellenabbau bei Air France

Die französisch-niederländische Fluggesellschaft Air France-KLM steckt in der Krise. Sie arbeitet an einer Sanierung des Konzerns, will sich besser als bisher aufstellen gegenüber den Billigfliegern und der etablierten Konkurrenz. In den Niederlanden gehen diese Pläne bisher auf - nicht so in Frankreich. Hier droht ein umfangreicher Stellenabbau.

Von Ursula Welter | 05.10.2015
    Ein Flugzeug am Flughafen Düsseldorf während der Abfertigung.
    Bis 2017 soll die Sparte Air France 14 Flugzeuge weniger in der Flotte haben. (Deutschlandradio / Ellen Wilke)
    Die Gewerkschaften sorgten mit Streiks für die Begleitmusik. Aber nicht nur das. Der Termin der Belegschaft mit der Air-France-Spitze war für den Vormittag angesetzt. Mehr als 500 wütende Demonstranten durchbrachen Absperrungen, verschafften sich gewaltsam Zugang zum Firmenkomplex, einige gelangten in den Verhandlungsraum. Der Personalchef stand mit zerrissenem Hemd da. Die Beratungen mussten unterbrochen werden.
    Am Freitag hatte der Verwaltungsrat des Konzerns Air France KLM den Umstrukturierungsplan für die Sparte Air France skizziert, ein Plan, der in Kraft treten soll, nachdem die Verhandlungen mit den Piloten gescheitert waren.
    Die Gewerkschaften bestätigten heute, was sich bereits abgezeichnet hatte: Einsparungen vor allem auf den langen Flugstrecken, Streichung von 5 unrentablen Verbindungen, Flugplankürzungen auf mindestens 20 weiteren Langstrecken. Bis 2017 14 Flugzeuge weniger in der Flotte. Der Stellenplan würde entsprechend um 2.900 Posten reduziert: 300 Piloten, 700 Flugbegleiter, 1.900 Mitarbeiter des Bodenpersonals wären betroffen.
    Kostendruck durch Billigfluglinien
    Der Konzernchef von Air France KLM, Alexandre de Juniac, hatte am Freitag im Sender "Europe 1" betont, das Unternehmen werde zunächst auf freiwillige Weggänge setzen:
    "...aber wenn nötig, werde es auch erzwungene Kündigungen geben, wenn es sein muss und als letztes Mittel werden wir so verfahren."
    Die linke Gewerkschaft CGT warf der Konzernspitze vor, sie habe Kündigungen von Anfang an gewollt. Die Verhandlungen bis hierher seien "Komödie" gewesen.
    Pilotengewerkschaft hat alle Verhandlungen abgelehnt
    Air France hatte vom Flugpersonal etwa hundert Stunden mehr Einsatz jährlich gefordert, bei gleicher Bezahlung und Verzicht auf Freizeitausgleich. Der geringe Börsenwert, der Kostendruck durch Billigfluglinien und die Konkurrenz des First-Class-Angebots der Golf-Fluggesellschaften setzen der vormals renommierten französischen Linie zu.
    Die Piloten-Gewerkschaft hatte kategorisch abgelehnt und war damit auch auf Unverständnis der Kollegen gestoßen:
    "Das Bodenpersonal und die übrigen Mitarbeiter im Flugbetrieb haben Zugeständnisse gemacht."
    Beklagte Ronald Noirot für die Arbeitnehmerorganisation CFE- CGC.
    "Nur die Pilotengewerkschaft hat alle Verhandlungen abgelehnt, indem sie behauptet haben, bei ihnen müssten keine Kosten gesenkt werden, nur bei den anderen."
    Konzernchef Juniac betonte, es sei wenig sinnvoll, nun einen Teil der Belegschaft zu stigmatisieren. Wirtschaftsminister Macron hatte für den Staat, der 17 Prozent der Air France Anteile hält, der Konzernspitze seine Unterstützung zugesagt und seinerseits an das Verantwortungsbewusstsein der Piloten appelliert.