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In der Kurhausmuschel trällert ein Männergrüppchen

Mitte der 80er-Jahre stürmten die Flying Picketts mit "Only You", The Housemartins mit "Caravan of Love" oder Bobby McFerrin mit "Don’t worry be happy" die internationalen Charts mit reinen Vokalarrangements.

Von Almut Schnerring und Sascha Verlan |
    In Deutschland dagegen führte der Weg von A-Cappella nicht in die Hitparaden, sondern auf die Kleinkunst- und Kabarettbühnen, in eine eigenwillige Sonderform: die A-Cappella-Comedy. Kleinkunstbühne, das heißt gepflegte Unterhaltung, (text-)inhaltlicher Anspruch und musikalische Arrangements, die das Publikum nicht erschrecken.

    Und so klingen viele Gruppen auch 80 Jahre später noch wie die Comedian Harmonists, die Urväter der A Cappella-Bewegung in Deutschland mit ihrem ba-ba-da-ba-ba-da-ba-ba-da-grünen Kaktus.

    Wie in den goldenen 20er-Jahren sind es auch heute noch vorwiegend reine Männerensembles, die die Szene beherrschen. Wie kam es zu diesem deutschen Sonderweg? Wie ist es möglich, dass so wenig von den übersprudelnden Human Beatbox-, Vocal Percussion- und Geräuschimitationsszenen zu hören ist in der A-Cappella-Comedy?

    Und das Publikum in begeisterter Überraschung verharrt, wenn Martin O aus der Schweiz mit einem Loop-Gerät auf die Bühne kommt und aus sich heraus eine ganze Kapelle zusammensampelt? Eine Sendung über A-Cappella-Comedy auf Deutschlands Kleinkunstbühnen und die Frage: Wo sind die vergleichbaren musikalisch spannenden und mitreißenden Impulse geblieben, das einzigartige Bühnenerlebnis, das die Comedian Harmonists in die Kabaretts und Varietés von Berlin brachten?