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In die Röhre geguckt

Viele Autofahrer kennen das beklemmende Gefühl, wenn es in einen Tunnel geht. Tatsächlich hat sich bei der Sicherheit von Autotunneln in den vergangenen Jahren einiges verbessert, aber es bleibt auch noch einiges zu tun, sagt ADAC-Testleiter Nicolas Adunka.

Nicolas Adunka im Gespräch mit Theo Geers |
    Theo Geers: Viele Autofahrer kennen es, das beklemmende Gefühl, wenn es in einen Tunnel geht. Tatsächlich hat sich bei der Sicherheit von Autotunneln in den letzten Jahren einiges verbessert, aber es bleibt auch noch einiges zu tun, und das zeigt der alljährliche Tunneltest des ADAC. Und den Testleiter, Nicolas Adunka, den begrüße ich jetzt im Studio in München. Guten Tag, Herr Adunka!

    Nicolas Adunka: Guten Tag!

    Geers: Herr Adunka, 26 Tunnel hat der ADAC in diesem Jahr getestet, in wie viele dieser Röhren können wir denn jetzt beruhigt reinfahren?

    Adunka: Ja, zumindest in die 20 Tunnel, die mit positiven Ergebnissen abgeschnitten haben. Wir haben 16 Röhren, die mit dem besten Testurteil "sehr gut" glänzen, weitere vier mit "gut", da sollte natürlich ja auch das entsprechend gute Gefühl bei uns Autofahrern mit dabei sein.

    Geers: Können Sie ein paar Beispiele nennen?

    Adunka: Ja, wir haben natürlich hier in Deutschland zwei Röhren mit "sehr gut", das war der Lohbergtunnel südlich von Darmstadt und der Richard-Strauß-Tunnel hier in München auf dem mittleren Ring. Wir haben aber mehr oder weniger in allen Ländern nahezu sehr gute Vertreter, so in Österreich zum Beispiel auch der Katschbergtunnel oder der Testsieger in Frankreich, der Duplex bei Paris.

    Geers: Kann man noch kurz was sagen zu den Tunneln, die ganz häufig benutzt werden, sprich die großen Tunnel durch die Alpen zum Beispiel durch, sind die alle sicher?

    Adunka: Ja, das ist immer noch eine Einzelfallgeschichte. Wir haben den Katschbergtunnel im aktuellen Test, der war 1999 bei uns noch bedenklich, wurde in den letzten zwölf Jahren für 112 Millionen Euro nachgerüstet, dort wurde eine zweite Röhre gebaut, die alte Röhre wurde komplett modernisiert. Hier haben wir heute ein sehr gutes Testurteil und so gesehen einen Musterknaben an Tunnelnachrüstung, einen sehr modernen Straßentunnel. Und natürlich muss man da genau hinschauen, weil genau dieses ganzheitliche Sicherheitskonzept, das wünschen wir uns für alle Röhren in Deutschland, aber auch in Europa und somit auch auf dem Weg durch die Alpen.

    Geers: Doch noch mal kurz gefragt, ich meine, die wichtigsten Tunnel, die jeder im Kopf hat, das sind eben die langen Röhren quer durch die Alpen, von Nord nach Süd, wie sieht es da aus? Sie haben den Katschbergtunnel schon erwähnt, wie sieht es mit anderen großen, wichtigen Röhren aus?

    Adunka: Also da ist in den letzten Jahren sehr viel passiert, beim Mont-Blanc-Tunnel oder beim St.-Gotthard-Tunnel wurden wirklich hohe Millionenbeträge in die Sicherheit gesteckt. Auch der bekannte Tauerntunnel, allen uns bekannt aus den Wochenendmeldungen, aus den Verkehrsmeldungen, da wird aktiv gerade gebaut, hier wird gerade die zweite Röhre fertiggestellt, die alte ist noch in der Sanierung. Hier haben wir dann hoffentlich nächstes Jahr freie Fahrt. Also Sie sehen schon, es passiert viel. Überall da, wo wir diese Nachrüstprogramme haben, da wird wirklich in die Sicherheit investiert, und da soll auch bis 2014 die Sicherheit rundum da sein.

    Geers: Also kann man sagen, dass die Tunnel in Europa, die Straßentunnel sicherer werden?

    Adunka: Das werden sie auf alle Fälle, das kann man sagen, und das ist auch gut so. Wir testen jetzt seit zwölf Jahren, wir haben gut 370 Tests durchgeführt, und das ist sicherlich ein sicherer Trend: Die Röhren in Europa werden sicherer.

    Geers: Kommen wir auf die schwarzen Schafe zu sprechen, um es mal so auszudrücken: Vier Tunnel mit Sicherheitsmängeln hat es auch 2010 gegeben, einer davon sogar hierzulande in Deutschland, auf der A 44 bei Velbert in Nordrhein-Westfalen. Wo liegen denn da die Probleme?

    Adunka: Ja, das ist der Tunnel Birth, das ist so gesehen unser Tunnelveteran, der ist bereits 25 Jahre alt, und zum Beispiel hat er keine Verkehrsüberwachung, das heißt, der Betreiber sieht nicht, was im Tunnel passiert, kann auch nicht mit dem Autofahrer kommunizieren, es gibt keine Lautsprecher, auch der Verkehrsfunk über das Radio ist nicht durchgehend zu empfangen. Das soll natürlich nicht so sein. Die Lüftung hat eben auch schon 25 Jahre auf dem Buckel, ist nicht mehr effektiv genug, auch hier muss sozusagen nachgerüstet werden – fünf von acht Kategorien in unserem Test sind hier negativ. Insofern können wir uns nur wünschen, dass auch dieser Tunnel schnellstmöglichst fit für die Zukunft gemacht wird.

    Geers: Generell gefragt, Herr Adunka, wie verhalte ich mich als Autofahrer eigentlich richtig im Tunnel, sprich beim normalen Hineinfahren, aber auch, wenn es dann doch mal stockt oder wenn sogar was Schlimmeres passiert?

    Adunka: Also das kleine Einmaleins heißt in erster Linie wirklich, den Sicherheitsabstand zum Vordermann großzügig einhalten, die Geschwindigkeit einhalten und vor allem erst mal niemals im Tunnel wenden oder rückwärtsfahren. Kommt es dann zum Beispiel zum Stau, dann natürlich sofort den Warnblinker einschalten, mit genügend großem Sicherheitsabstand sein Fahrzeug abstellen und auf weitere Anweisungen warten, im Falle eines Unfalles natürlich so schnell wie möglich das Fahrzeug verlassen und die Rettungskräfte informieren. Und bei einem Brand natürlich gilt mehr oder weniger das Gleiche: In dem Moment, wo ich den Brand selber nicht mehr löschen kann, mich schnellstmöglichst in Sicherheit bringen und die Rettungskräfte informieren.

    Geers: Danke schön. Das war Nicolas Adunka, Testleiter beim ADAC für den diesjährigen Tunneltest. Danke schön nach München!