
Eine 65-jährige Frau habe global betrachtet heute im Durchschnitt 45 lebende Verwandte, erläuterten die Forscher. Nach der Projektion wird sie 2050 nur noch 15 und 2095 - statistisch gesehen - nur noch 14,1 Verwandte haben. In der Schweiz sinken die Zahlen von 18,7 (2023) auf 16,7 (2050) und 14,6 (2095). Betrachtet wurde insgesamt ein Zeitraum von 1950 bis 2100 in Fünf-Jahres-Intervallen.
Größter Rückgang in Südamerika erwartet
Der größte Rückgang werde dabei in Südamerika und der Karibik erwartet. In Nordamerika und Europa, wo die Familien schon heute vergleichsweise klein seien, würden die Veränderungen weniger ausgeprägt sein, sagte der Leiter der Forschungsgruppe Ungleichheiten in Verwandtschaftsbeziehungen am MPIDR, Alburez-Gutierrez.
Familien auf Schrumpfkurs
Insgesamt werden sich die weltweiten Familiengrößen bis 2095 angleichen. Während 1950 der Unterschied zwischen Simbabwe als dem Land mit den größten Familien und Italien als Land mit der geringsten Familiengröße 63 betrug, werde dieser Unterschied 2095 voraussichtlich auf 11 schrumpfen, erklärte das Institut. Im Zusammenhang mit der raschen Alterung der Bevölkerung seien solche Vorhersagen von entscheidender Bedeutung, da kleinere Geburtskohorten zunehmend für ältere Erwachsene aufkommen müssten, die weniger oder keine Verwandten haben.
Das Max-Planck-Institut arbeitete für die Untersuchung mit den Universitäten in Buenos Aires und Amsterdam zusammen, um die Entwicklung der menschlichen Verwandtschaftsbeziehungen weltweit vorherzusagen. Dabei seien historische und prognostizierte Daten der Vereinten Nationen zur Bevölkerungsentwicklung ausgewertet worden. Für jedes Land seien 1.000 Verwandtschaftsverläufe berechnet worden.
Forscher: In soziale Unterstützungssysteme investieren
Die Studie unterstreicht aus Sicht der Forscher die Notwendigkeit, in soziale Unterstützungssysteme zu investieren, die das Wohlergehen der Menschen in allen Lebensphasen gewährleisten. "Diese seismischen Verschiebungen in der Familienstruktur werden wichtige gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringen, die von politischen Entscheidungsträgern im globalen Norden und Süden berücksichtigt werden sollten", hieß es.