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In letzter Minute

Am Mittwoch hat die Universität Bonn ein neues Konzept für ihre Lehrerausbildung vorgestellt. Das Lehramtstudium an der Uni Bonn hat eine lange Tradition, es besteht seit 1818. Umso größer war die Betroffenheit, als das Düsseldorfer Kultusministerium im vergangenen Sommer beschloss, im Rahmen des Qualitätspakts die bisherige Form der Lehrerausbildung in der ehemaligen Bundeshauptstadt einzustellen. Die Begründung war: Bonn habe sich nicht ausreichend um eine Modernisierung des Studiums bemüht. Doch die Hochschule bekam eine zweite Chance. Ihr war im März des vergangenen Jahres eine so genannte Erprobungsklausel eingeräumt worden. Ein Jahr hatte die Uni daraufhin Zeit, ein innovatives Konzept zu entwickeln. Das Modell sollte, so eine Düsseldorfer Vorgabe, auf Bachelor- und Masterabschlüssen beruhen. Mit der Entwicklung betreute die Uni Bonn eine Arbeitsgruppe um Professor Matthias Herdegen, Prorektor für Studium und Lehre. Man habe sich beim Entwurf des neuen Modells bemüht, die bisherigen Stärken der Bonner Lehrerausbildung beizubehalten, auszubauen und durch bestimmte Zusätze anzureichern, sagt Herdegen: "Zu den Stärken gehört die Exzellenz in bestimmten Materien. Wir haben Studiengänge, die in Bonn und nur in Bonn angeboten werden. Wir haben neue Elemente der Vermittlungswissenschaft, der Reflektionswissenschaft aufgebaut, wir haben uns entschieden für ein neunsemestriges Studium - sechs Semester im Bachelor-, drei Semester im Master-Studiengang. Auch das ist ein im Land Nordrhein-Westfalen einzigartiges Modell." Das NRW-Kultusministerium hatte aber nicht nur Bonn, sondern auch andere Städte wie Bochum oder Düsseldorf beauftragt, neue Konzepte in der Lehrerausbildung zu entwickeln. Die Hochschulen sollten in einen regelrechten Wettbewerb treten, weil das Ministerium nicht allen Unis eine neue Lehrerausbildung genehmigen will. Doch dem sieht die Bonner Uni gelassen entgegen, so Herdegen: "Wenn es so ist, dass am Ende nur zwei oder drei Universitäten mit einem neuen Modell der Lehrerausbildung zum Zuge kommen, dann bedeutet das natürlich eine Verschärfung des Wettbewerbs. Aber auch unter diesen verschärften Bedingungen sind wir zuversichtlich, dass sich diesmal Qualität in der Bewertung durchsetzen wird."

    Der am Mittwoch vorgestellte Entwurf zur Modernisierung wurde in einer Arbeitsgruppe entwickelt, der auch die Studentin Melanie Schmidt vom Arbeitskreis Lehramt angehört: "Das Konzept bietet wie jedes Konzept viele Möglichkeiten, es hängt dann an der Umsetzung. In unserem speziellen Fall hängt es davon ab, wie die Professoren dazu stehen und was sie daraus machen." Nach Melanie Schmidts Eindruck hat sich die Universität Bonn trotz der drohenden endgültigen Schließung der Lehramtsausbildung nur wenig um eine Reform bemüht. "Wir hatten bis heute das Gefühl, die Universität schiebt das Konzept vor sich her und ist einzig interessiert an der Stellenbesetzung, also was aus den gestrichenen Stellen wird und wie man Stellen erhalten kann." Die Studentenvertreterin hat außerdem Sorge, ob das Masterstudium auch allen Bachelor-Absolventen offen stehen wird: "Der Übergang wird bis jetzt als unproblematisch beschrieben, aber wir gehen davon aus, dass es so etwas wie einen Numerus Clausus geben wird und nicht jeder weiterkommen kann."

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