Die Frau aus dem Osten Deutschlands ist für das politische Paris bisher noch ein weitgehend unbekanntes, wenn nicht gar ein verkanntes Wesen. So stellte der Publizist Alexander Adler dieser Tage im konservativen "Figaro" die Kandidatin der Unionsparteien für das Bundeskanzleramt wegen ihres "unbeugsamen Esprit" als "pures Produkt kommunistischer Erziehung" dar. Was den Autor zu dieser Ansicht beflügelte, ist fraglich. Aber da er im gleichen Atemzug dem noch amtierenden Kanzler Gerhard Schröder "Abneigung" gegenüber dem demokratischen Polen und "Liebäugeln mit dem weißrussischen Tyrannen" nachsagte, kann man die Meinungsäußerung aus dieser prominenten Feder getrost unter den leider immer noch vorhandenen Vorurteilen ablegen.
Anders als ihr einstiger Ziehvater Helmut Kohl ist Angela Merkel bisher aber auch noch nicht als Politikerin hervorgetreten, der die deutsch-französische Zusammenarbeit, mehr als nur von der Vernunft geboten, eine Herzensangelegenheit wäre. Sie hat in den vergangenen Jahren zwar mehrmals Paris besucht, aber zwischen ihr und den in Frankreich Regierenden, zumal der konservativen Rechten, scheint der Funke nicht übergesprungen zu sein. Als sie kürzlich in ihrer Rolle als Kanzlerkandidatin Präsident Jacques Chirac besuchte, fiel der Empfang jedenfalls spürbar weniger herzlich aus als 2002 für Edmund Stoiber. Man hat im Elysee-Palast wohl dazu gelernt und scheint diesmal um mehr Vorsicht bemüht.
Die Wahlen in Deutschland und der sich ankündigende Regierungswechsel in Berlin kommen indes zu einem Zeitpunkt, zu dem das Einvernehmen zwischen beiden Ländern für die Europäische Union so wichtig wie schon lange nicht mehr ist. Der deutsch-französische Motor hat in den vergangenen Jahren, wie die atemverschlagenden Umarmungen Schröders mit Chirac zeigten, einigermaßen gut funktioniert. Doch in der auf 25 und demnächst auf noch mehr Mitglieder erweiterten Union wird das nicht mehr so reibungslos zugehen. Das Nein Frankreichs zur EU-Verfassung hat die Europäische Union in eine tiefe Krise gestürzt. Niemand weiß, wie es weitergehen soll. Ideen sind gefragt. Wird sie das deutsch-französische Tandem in der sich abzeichnenden deutschen Neubesetzung aufbringen? Sollte es einer Kanzlerin Merkel gelingen, die kleineren EU-Staaten wieder stärker einzubeziehen, könnte dies den Einfallsreichtum durchaus fördern, ohne die Zusammenarbeit mit Frankreich in Frage zu stellen.
Europa kann ja nicht warten. Die Termine für das EU-Budget, die nächste Erweiterung und die Aufnahmegespräche mit der Türkei stehen an. Wenn es stimmt, dass Chirac seine Haltung gegenüber Ankara geändert hat, könnte er in Merkel eine kongeniale Partnerin für eine Zurückweisung der Türkei finden. Doch wie weit kann es hier Deckungsgleichheit geben, ohne Krach mit dem britischen Premier Tony Blair und eine Krise mit Ankara zu provozieren? Wer auch immer in Berlin die Wahl gewinnt, der Grat zwischen der Priorität für Paris und der Rücksicht auf die anderen Mitgliedstaaten bleibt schmal.
Anders als ihr einstiger Ziehvater Helmut Kohl ist Angela Merkel bisher aber auch noch nicht als Politikerin hervorgetreten, der die deutsch-französische Zusammenarbeit, mehr als nur von der Vernunft geboten, eine Herzensangelegenheit wäre. Sie hat in den vergangenen Jahren zwar mehrmals Paris besucht, aber zwischen ihr und den in Frankreich Regierenden, zumal der konservativen Rechten, scheint der Funke nicht übergesprungen zu sein. Als sie kürzlich in ihrer Rolle als Kanzlerkandidatin Präsident Jacques Chirac besuchte, fiel der Empfang jedenfalls spürbar weniger herzlich aus als 2002 für Edmund Stoiber. Man hat im Elysee-Palast wohl dazu gelernt und scheint diesmal um mehr Vorsicht bemüht.
Die Wahlen in Deutschland und der sich ankündigende Regierungswechsel in Berlin kommen indes zu einem Zeitpunkt, zu dem das Einvernehmen zwischen beiden Ländern für die Europäische Union so wichtig wie schon lange nicht mehr ist. Der deutsch-französische Motor hat in den vergangenen Jahren, wie die atemverschlagenden Umarmungen Schröders mit Chirac zeigten, einigermaßen gut funktioniert. Doch in der auf 25 und demnächst auf noch mehr Mitglieder erweiterten Union wird das nicht mehr so reibungslos zugehen. Das Nein Frankreichs zur EU-Verfassung hat die Europäische Union in eine tiefe Krise gestürzt. Niemand weiß, wie es weitergehen soll. Ideen sind gefragt. Wird sie das deutsch-französische Tandem in der sich abzeichnenden deutschen Neubesetzung aufbringen? Sollte es einer Kanzlerin Merkel gelingen, die kleineren EU-Staaten wieder stärker einzubeziehen, könnte dies den Einfallsreichtum durchaus fördern, ohne die Zusammenarbeit mit Frankreich in Frage zu stellen.
Europa kann ja nicht warten. Die Termine für das EU-Budget, die nächste Erweiterung und die Aufnahmegespräche mit der Türkei stehen an. Wenn es stimmt, dass Chirac seine Haltung gegenüber Ankara geändert hat, könnte er in Merkel eine kongeniale Partnerin für eine Zurückweisung der Türkei finden. Doch wie weit kann es hier Deckungsgleichheit geben, ohne Krach mit dem britischen Premier Tony Blair und eine Krise mit Ankara zu provozieren? Wer auch immer in Berlin die Wahl gewinnt, der Grat zwischen der Priorität für Paris und der Rücksicht auf die anderen Mitgliedstaaten bleibt schmal.