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In unterschiedlichen Dopingsystemen

Zum sechsten Mal verleiht der Doping-Opfer-Hilfe-Verein, sozusagen im Beiprogramm der Leichtathletik-WM in Berlin, die Heidi-Krieger-Medaille für Verdienste in der Dopingbekämpfung und Aufklärung.

Von Jens Weinreich |
    Andreas Krieger, staatlich anerkanntes Dopingopfer, hat jene Goldmedaille gespendet, die er vor seiner Geschlechtsumwandlung als Kugelstoßerin Heidi Krieger bei den Europameisterschaften 1986 in Stuttgart gewonnen hatte.

    Die Heidi-Krieger-Medaille geht zu gleichen Teilen an vier ehemalige Trainer, die sich den unterschiedlichen Dopingsystemen in Deutschland verweigert haben. Zweimal Ost, zweimal West:

    • Johanna Sperling aus Leipzig, eine ehemalige Rudertrainerin des SC DHfK

    • Henner Misersky aus Stützerbach in Thüringen, ehemals Skilanglauftrainer beim SC Motor Zella-Mehlis, Vater der Biathlon-Olympiasiegerin Antje Misersky

    • Hansjörg Kofink (Rottenburg), ehemaliger Bundestrainer für Kugelstoßen

    • und Horst Klehr, Apotheker aus Mainz und Gründungsmitglied der ersten Dopingkommission des Deutschen Leichtathletik-Verbandes

    Johanna Sperling geht erstmals an die Öffentlichkeit. Sie hat bereits 1963 den von ihr betreuten Ruderinnen von jeglichen Dopingmitteln abgeraten. Sie schrieb ihren Athletinnen sogar einen Brief ins Trainingslager der DDR-Nationalmannschaft. Darin heißt es:

    "Ich bitte Euch ganz ernsthaft, kein einziges Mittelchen zu schlucken, das Eure Leistung angeblich steigert, und wenn es als noch so harmlos, als vollkommen unschädlich oder wunderwirkend Euch gepriesen wird. Bitte weist es zurück und seid stolz darauf und denkt an Eure Gesundheit."

    Der Brief ist ein sporthistorisches Dokument. Es gibt kaum Vergleichbares. Er beweist auch, wie früh das Dopingsystem in der DDR etabliert wurde - zehn Jahre vor dem eigentlichen Doping-Staatsplan 14.25 der DDR-Regierung.