"We are M‘Girl and we are from various Nations across Turtle Island, which is now known as Canada."
M’Girl - sie haben alle verschiedene indigene Wurzeln und kommen aus Kanada. Zur A-Kapella Formation gehören Renae Morriseau, Jenifer Brousseau und Tracey Weitzel:
Tracey Weitzel: "M’Girl is what the grandmothers would call the children. That’s what it’s come from, it’s M’Girl."
Ihr Bandname ist ein Kosename, ein Ruf, mit dem Großmütter liebevoll ihre Enkelinnen betiteln. Und die Musikerinnen machen damit auch gleichzeitig auf ihre Rolle als starke weibliche Persönlichkeiten aufmerksam:
Renae Morriseau: "When I was growing up back home and through our ceremonies und through the powwows women are not allowed to sit - and even today women are not allowed to sit around the powwow drum and that was the teachings I grow up with."
Handtrommeln für mehr Ausdruck
Als Renae Morriseau in einer indigenen Umgebung aufwuchs, erlebte sie wie Frauen und Mädchen bei den feierlichen Zeremonien und der Zusammenkunft, nicht um die Powwow-Trommel herum sitzen durften. Das wurde ihr damals beigebracht. Diese alten Bräuche hinterfragt sie nun doch allerdings als Erwachsene und auch wenn M’Girl A-Kapella singt, so benutzen sie doch Handtrommeln, um ihrem Gesang noch mehr Ausdruck zu verleihen:
M’Girl haben 2007 den begehrten Canadian Aboriginal Music Award erhalten, ihre erste große Auszeichnung. Und "Fusion of Two Worlds" heißt ihre Debüt-CD, die eine vielfältige Kollektion von Liedern der Ureinwohner Amerikas und Kanadas ist, so Jenifer Brousseau:
"So, we have songs, that are Ojibwa, Cree, Hopi, Miwok and other nations as well. As we go along, we learn more and we add them to our collection of songs and put our flavor to it - kind of live of native Dixie chicks."
Lachend vergleichen sich M’Girl mit den Dixie Chicks, der erfolgreichen US-amerikanischen Country-Frauenband. Allerdings sind die Lieder von M’Girl tief greifender: Es sind traditionelle indigene Songs, die sie geschickt mit modernen musikalischen Elementen zu hochaktuellen Stücken verbinden. Singen - das ist für M’Girl auch ein Akt der Selbstfindung:
Jenifer Brousseau: "Ich denke, das Singen mit M’Girl ist auch darüber mich, meinen Song, meine Kultur zu finden. Wie ein Mädchen in einem Film sagt, ich kann nicht weiß genug sein, ich kann nicht indianisch genug sein und so war es für mich aufzuwachsen. Und so ist das Singen der traditionellen Lieder, besonders wenn du dich nicht wohlfühlst, wenn du traurig bist, das ist lebensspendend für mich."
Singen über die Kraft von Frauen
Ihre Lieder heißen "Healing Song", "Lullaby" - ein Schlaflied. M’Girl machen sich gesanglich Gedanken über unseren Umgang mit dem Wasser, denn sie verstehen sich auch als Hüterinnen von Mutter Erde. Sie singen über die Kraft der Frauen und wenden sich entschieden gegen die Unterdrückung ihrer Kultur, wenn sie ergreifend über weggenommene Kinder und den Verlust ihrer Sprachen singen.
Auch wenn viele der indigenen Bevölkerung Nordamerikas und Kanadas inzwischen in den Städten leben und sich angepasst haben an den Lebensstil des weißen Mannes, so möchten sie verständlicherweise doch ihre kulturellen Wurzeln nicht gänzlich verlieren. M’Girl will dazu beitragen sich die Hand zu reichen, zu erkennen, dass die Unterschiede zwischen indigener und nicht indigener Bevölkerung eigentlich nicht wirklich existieren. Eine 2012 in Kanada von den First Nations gegründete Bewegung, die "Idle No More", also "nicht länger untätig bleiben"-Bewegung macht da ebenfalls Hoffnung, erklärt Renae Morriseau:
"Was ich Wunderbares gesehen habe, was passiert ist durch die "Idle No More"-Bewegung, ist, dass die Kanadier Verbündete wurden. Wir waren mit unserem Protest nicht mehr allein, sondern sie haben verstanden, dass wir die Erde schützen müssen, genauso wie unser Grundwasser. Indigene und nicht Indigene haben sich die Hände gereicht und das ist das, was die "Idle No More"-Bewegung so tief greifend macht.
Tracey Weitzel: "Ich singe, weil ich die Frauen von M’Girl liebe ebenso wie ich das Singen liebe. Ich bin mit fünf Schwestern aufgewachsen habe einen deutschen und einen indigenen Hintergrund: Aber diese Frauen getroffen zu haben und mehr über meine indigenen Wurzeln gelernt zu haben, das hilft mir sehr, mehr über mich zu lernen."
Berührt über herzlichen Empfang in Deutschland
Für Tracey Weitzel ist es ihre erste Reise nach Europa, nach Deutschland. Trotzdem fühlt sie sich ein Stückchen zuhause, denn ihre Großeltern stammen ursprünglich aus Deutschland:
"The most beautiful is the language."
Dass ihr die deutsche Sprache am besten gefällt, liegt daran, dass sie, so erzählt sie weiter, durch den Klang an die geliebten, schon lange verstorbenen, Großeltern erinnert wird.
Die Sängerinnen von M’Girl sind gespannt auf ihr Konzert in Stuttgart. Sie möchten zusammen mit dem Publikum Spaß haben, sagen sie schmunzelnd. Gleichzeitig sind sie sehr berührt, wie herzlich sie in Deutschland aufgenommen werden. Sie freuen sich über das aufrichtige Interesse an ihren Liedern und indigenen Geschichten und sind fast ein wenig verwundert über den hier überall deutlich spürbaren Respekt ihnen gegenüber:
Jenifer Brousseau: "Being here is the continuing part of our healing too."