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Indien
Fußball auf dem Vormarsch

Indien ist das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung - aber im Fußball ein absoluter Zwerg. In der FIFA-Weltrangliste steht Indien nur auf Platz 150. Doch das soll sich ändern: mit der neuen indischen Superliga ISL.

Von Sandra Petersmann |
    Ein riesiger Fußball und eine Brasilien-Flagge schmücken während der Fußballweltmeisterschaft eine Straßenkreuzung in Bangalore in Indien, wo dieser Sport allmählich auch eine größere Verbreitung findet.
    Noch läuft in Indien vor allem Cricket. Während der Weltmeisterschaft in Brasilien wurde aber auch Fußball geguckt. (picture alliance / dpa / EPA / Jagadeesh)
    Doch doch, auch im Cricket-Land Indien wird Fußball gespielt und Fußball geliebt. Von Christiano, zum Beispiel. Er kickt in seiner Schulmannschaft.
    "Ich liebe alles am Fußball und an Christiano Ronaldo. Wie er aussieht, wie seine Freundin aussieht. Aber vor allem, wie er spielt. Er ist der beste."
    Aber einen eigenen Christiano hat Indien nicht, denn während Indien im Nationalsport Cricket Weltmeister ist und unangefochtene Superstar-Cricket-Götter-Volkshelden wie Sachin Tendulkar und MS Dhoni produziert, dümpelt Christianos Spiel der Spiele vor sich hin. Mit namenlosen Spielern in einer mickrigen, weitgehend unbekannten Profi-Liga namens I-League. Novy Kapadia zählt zu Indiens bekanntesten Sportkommentatoren. Er bringt es so auf den Punkt.
    "Es gibt einfach nicht genug Inder, die Fußball professionell und organisiert spielen. Wir müssen das Spiel auf breitere Füße stellen. Wir brauchen mehr Clubs, die professionell Fußball spielen. Nur dann können wir von der Größe unserer Bevölkerung profitieren. Im Moment stehen wir uns selber im Weg."
    Europäische Spieler gehen nach Indien
    Auch Kushal Das, der Generalsekretär des indischen Fußballverbandes, redet die Lage nicht schön.
    "Wir haben keine Infrastruktur, das Klima ist anstrengend. Das Geld fehlt, warum sollten die Jungs Fußball spielen? Hier sagen die Eltern: Schule, Schule, Schule. Da ist kein Platz für Fußball. Es gibt keine Sport-Kultur. In Europa sind alle Eltern auch sportinteressiert - aber hier bei uns nur an Bildung und an Bollywood-Gerüchten."
    Und so haben die Fußballverantwortlichen in Indien aus der Not eine Tugend gemacht und als Ergänzung zur bestehenden Fußballliga die "Indian Super League" ins Leben gerufen. Die ist ähnlich aufgebaut wie die milliardenschwere Indian Premier League Cricket - eine der reichsten Ligen der Welt. Ab Oktober werden in der neuen Fußball-Superliga acht Teams, hinter denen Bollywoodschauspieler, Cricket-Legenden und Wirtschaftsbosse stehen, über zwei Monate lang im Turnierformat den Sieger ausspielen. Alle acht Mannschaften haben auch ausländische Spieler im Team. Die Truppe aus Mumbai zum Beispiel hat sich den Deutschen Manuel Friedrich gesichert, der zuletzt für Borussia Dortmund spielte. Auch die französischen Weltmeister David Trezeguet und Robert Pires und der ehemalige spanische Nationalspieler Luis wagen das Wagnis Indian Super League. Sunil Chetri, der Kapitän der indischen Nationalmannschaft hofft auf einen Langzeiteffekt.
    "Fußball ist das wohl beste Spiel der Welt. Es ist schade, dass wir international nicht mithalten können. Aber jetzt packen wir es an, auch wenn die Entwicklung Zeit brauchen wird."