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Indischer Schriftsteller
Ghosh: Westliche Literatur macht einen Bogen um Klimawandel

Der indische Autor Amitav Ghosh fordert von der westlichen Literatur, den Klimawandel in Romanen stärker zu berücksichtigen. Sie sei kaum mehr in der Lage, eine kritische Haltung zur Welt einzunehmen. Deshalb gebe es zum Klimawandel keinen Weltroman, sagte Ghosh im Deutschlandfunk.

Amitav Ghosh im Gespräch mit Max Böhnel | 15.09.2019
Amitav Ghosh
Der Klimawandel sei nicht auf einen Ort beschränkt, so Ghosh (dpa/ Donatella Giagnori)
Die westliche Literatur mache mit der Ausnahme von Science Fiction um den Klimawandel einen Bogen, sagte Ghosh dem Deutschlandfunk. Der 63-jährige Schriftsteller erklärte das mit der westlichen Literaturgeschichte. Im 19. Jahrhundert sei das Unwahrscheinliche, Unvorhersehbare, Magische und Monströse der Natur aus den Romanen verbannt worden zugunsten des bürgerlichen Erzählens. Die Natur sei der Wissenschaft zugeschlagen worden.
Ghosh wies darauf hin, dass Romane meist an einem bestimmten, klar definierten Ort spielen. Der Klimawandel sei aber translokal und nicht auf einen Ort beschränkt. Damit bringe er die Welt gleichzeitig auf dramatische Weise zum Schrumpfen. Ghosh selbst stellt sich in seinem neuen Roman "Gun Island" dieser Herausforderung, indem sein Protagonist an zahlreichen Schauplätzen mit den Folgen des Klimawandels und der damit verbundenen Migration konfrontiert wird.